Erfundenes Zitat: Baerbock sagte nicht, nur wer eine klare Sprache beherrsche, könne dem Gegenüber „Ravioli“ bieten
Auf Facebook wird ein Bild mit einem angeblichen Zitat von Annalena Baerbock zehntausendfach geteilt: Nur wer eine klare Sprache beherrsche, sei in der Lage, dem Gegenüber „Ravioli“ zu bieten. Doch das hat die Außenministerin so nie gesagt.
In Sozialen Netzwerken verbreitet sich ein Bild der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock mit einem angeblichen Zitat. Es wird suggeriert, die Außenministerin habe sich versprochen und anstatt „Paroli bieten“ „Ravioli bieten“ gesagt. Allein auf Facebook (hier und hier) wurde das Bild mehr als 14.000 Mal geteilt (Stand 27. Mai 2022).
Der Beitrag ist vermutlich satirisch gemeint, doch viele Nutzer halten das Zitat für echt: „Absolut ungeeignet Deutschland im Ausland zu vertreten“ oder „Das kommt davon, wenn man unfähige Parteien wählt“, kommentieren sie. Aber es handelt sich nicht um ein Zitat von Baerbock, sondern um einen lustigen Spruch, der seit Jahren im Internet zu finden ist und ihr erst vor kurzem in den Mund gelegt wurde.
Wir haben die Pressestelle der Grünen im Bundestag gefragt, ob Baerbock diese Aussage getätigt hat. Unsere Anfrage wurde an das Auswärtige Amt weitergeleitet. Von dort teilte man uns mit, dass ein solches Zitat von Baerbock nicht bekannt sei. Auch eine Suche bei Google und in der Pressedatenbank Genios lieferte keine verlässlichen Hinweise, dass sich Baerbock irgendwann auf diese Weise versprochen habe.
„Ravioli“-Spruch kursierte bereits 2016 im Netz – ohne Bezug zu Baerbock
Eine Google-Bildersuche zeigt, dass der Spruch in leicht unterschiedlichen Formulierungen bereits seit einigen Jahren kursiert – jedoch ohne die Zuschreibung zu Baerbock. So wurde der Satz zum Beispiel im Januar 2018 auf einem Satire-Account auf Facebook veröffentlicht, oder im Juli 2021 auf dem Account des Radiosenders Bayern 2. Beide Beiträge geben als Quelle für den Spruch einen Twitter-Account an.
Dieser existiert mittlerweile nicht mehr, mehrere Twitter-Nutzer hatten den Beitrag jedoch ab November 2016 geteilt. Der früheste Beitrag, den wir finden konnten, in dem der Spruch als angebliches Baerbock-Zitat verbreitet wird, stammt vom 29. April 2022.
Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann