Faktencheck

Kanada: Tod von drei Ärzten stand nicht mit vierter Covid-19-Impfung in Verbindung

Im kanadischen Ontario starben im Juli drei Ärzte der Krankenhausgruppe Trillium Health Partners. Im Netz wird spekuliert, es bestehe ein Zusammenhang mit der vierten Covid-19-Impfung, die die Ärzte kurz zuvor erhalten haben sollen. Das stimmt nach Aussagen des Unternehmens und Angehöriger nicht.

von Sophie Timmermann

5 Ambulances sit outside Mississauga Trillium Health Partners-Queensway hospital
Im Juli starben drei Ärzte der kanadischen Krankenhausgruppe Trilium Health Partners. Eine Verbindung mit der Covid-19-Impfung besteht, anders als behauptet, jedoch nicht. (Foto des Krankenhauses in Mississauga: Picture Alliance / Zumapress.com / J.P. Moczulski)
Behauptung
Drei Ärzte desselben kanadischen Krankenhauses seien innerhalb einer Woche plötzlich gestorben, kurz nachdem sie die letzte vorgeschriebene Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 erhalten hätten. Es wird suggeriert, ihr Tod habe mit der Impfung zu tun.
Bewertung
Falsch. Die Krankenhausgruppe dementierte die Spekulationen. Laut Angaben von Familienangehörigen waren die Verstorbenen schwer an Krebs erkrankt.

„Drei Ärzte des Trillium Health Partners-Mississauga Hospital sind innerhalb einer Woche plötzlich gestorben, offenbar nachdem sie die letzte vorgeschriebene Auffrischung erhalten hatten“, heißt es am 24. Juli in einem Telegram-Beitrag. Der Beitrag bezieht sich auf den Tweet einer kanadischen Nutzerin vom Vortag. Auf Facebook griffen Nutzerinnen und Nutzer den Beitrag ebenfalls auf. Wenig später berichtete auch die schweizerische Webseite Uncutnews über die Todesfälle und suggeriert, es gebe einen Zusammenhang mit der vierten Covid-19-Impfung. 

Der Tod der drei Ärzte stehe nicht im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung, teilte die Krankenhausgruppe, bei der die Ärzte arbeiteten, mit. Sie seien an Krebs gestorben, erklärten Familienangehörige. 

Beitrag über Tod der kanadischen Ärzte
Ein Telegram-Kanal greift den Bericht von Uncutnews auf und suggeriert, der Tod der drei kanadischen Ärzte habe mit der vierten Covid-19-Impfung zu tun. Familienangehörigen zufolge starben sie jedoch an Krebs. (Quelle: Telegram; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Drei kanadische Ärzte verstarben im Juli – Krankenhausgruppe dementiert Zusammenhang mit Covid-19-Impfung 

Richtig ist, dass drei Ärzte der kanadischen Krankenhausgruppe Trillium Health Partners im Juli starben, wie in einer Pressemeldung bekannt gemacht wurde. Die in der Provinz Ontario ansässige Krankenhausgruppe hat laut Webseite drei Standorte: Credit Valley Hospital, Mississauga Hospital, and Queensway Health Centre. 

Die Verstorbenen Jakub Sawicki, Stephen McKenzie und Lorne Segall arbeiteten dort in verschiedenen Bereichen. Der Chirurg Lorne Segall arbeitete am Credit Valley Hospital und starb am 17. Juli. Der Neurologe Stephen McKenzie arbeitete am Mississauga Hospital und starb am 18. Juli. Der Nachruf von Jakub Sawicki, der seine Ausbildung am Credit Valley Hospital absolviert hatte und Teil des chirurgischen Teams der Krankenhausgruppe war, sei am 21. Juli verbreitet worden, berichtete die kanadische Nachrichtenseite CTV News Toronto. Bei ihm ist unklar, an welchem Standort er genau arbeitete.

Das Krankenhaus dementierte auf Twitter die Spekulationen, der Tod der Ärzte stehe in Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen: „Die Gerüchte, die in Sozialen Netzwerken kursieren, sind einfach nicht war. Ihr Tod stand nicht mit der Covid-19-Impfung in Verbindung.“ Angaben von Familienangehörigen bestätigen das.

Die Ärzte waren laut Familienangehörigen schwer an Krebs erkrankt

Laut einem Nachruf der Familie starb Lorne Segall nach einem jahrelangen „unfairen und harten Kampf“ gegen fortgeschrittenen Lungenkrebs. 

Die Frau von Jakub Sawicki, so berichtet CTV News Toronto, habe erklärt, dass bei ihrem Mann letzten August eine aggressive Form von Magenkrebs diagnostiziert wurde. Das schrieb sie ebenfalls auf einer Webseite, auf der sie Spenden für ein Stipendium für angehende Medizinstudenten im Namen ihres verstorbenen Mannes sammelt. 

Laut CTV News Toronto schrieb das Büro des verstorbenen Neurologen McKenzie, dieser sei „schwerst krank“ gewesen. Einem Nachruf zufolge litt er ebenfalls an Krebs. 

Dass die drei Ärzte am selben Krankenhaus gearbeitet hätten, ist somit falsch; mindestens zwei von ihnen arbeiteten an verschiedenen Orten. Alle waren laut Angehörigen zudem seit längerem an Krebs erkrankt, das macht die Covid-19-Impfung als Todesursache sehr unwahrscheinlich. Es ist außerdem unklar, ob die drei Ärzte überhaupt eine vierte Covid-19-Impfung erhalten hatten. 

Die Trillium Health Krankenhausgruppe hat Mitarbeitende im September 2021 zur Impfung gegen Covid-19 verpflichtet. Ob das eine vierte Impfung beinhaltet, ist unklar. In Ontario wird eine zweite Booster-Impfung vor allem für bestimmte Bevölkerungsgruppen empfohlen, etwa Personen über 60 Jahre oder solche mit einer Immunschwäche. Unsere Presseanfrage an die Krankenhausgruppe blieb bisher unbeantwortet. 

Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Nachruf für Lorne Segal: Link
  • Nachruf für Stephen McKenzie: Link
  • Spendenaufruf für Jakub Sawicki: Link
  • Tweet der Krankenhausgruppe: Link (archiviert)
  • Pressemitteilung der Krankenhausgruppe: Link