Faktencheck

Nein, das Verkehrsministerium wirbt nicht mit Werbeplakaten für ein Null-Euro-Ticket

In Sozialen Netzwerken verbreiten sich Fotos von angeblichen Werbeplakaten des Verkehrsministeriums für ein vermeintliches Null-Euro-Ticket. Darauf steht, das 0-Euro-Ticket komme dauerhaft und ab sofort. Das stimmt nicht, die Plakate sind Fälschungen.

von Kimberly Nicolaus

Null Euro Ticket
Fotos von angeblichen Werbeplakaten des Verkehrsministeriums kursieren in Sozialen Netzwerken. Es handelt sich um Fälschungen. (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Das 0-Euro-Ticket komme laut Werbeplakaten des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr ab sofort und dauerhaft. Über einen QR-Code könne ein Gratis-Ticket erworben werden.
Bewertung
Manipuliert. Bei den Werbeplakaten handelt es sich um Fälschungen. Sie stammen von Aktivistinnen und Aktivisten der Kampagne „Null für immer“. Das Verkehrsministerium wirbt nicht für ein Null-Euro-Ticket. Das angebliche Gratis-Ticket ist nicht gültig.

In Sozialen Netzwerken verbreiten sich Fotos von Werbeplakaten in verschiedenen Ausführungen. Auf allen steht: „Das 0€-Ticket kommt! Dauerhaft. Ab sofort.“ Im Hintergrund sind entweder Wirtschaftsminister Robert Habeck, Verkehrsminister Volker Wissing oder Finanzminister Christian Lindner abgebildet. Auf einigen Plakaten ist zudem das Logo des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zu sehen und der Hashtag „nullfürimmer“. Auf den Plakaten ist auch ein QR-Code platziert, der zu einer aktuell nicht mehr aufrufbaren Webseite führt. 

Die Werbeplakate sind Fälschungen. Das Verkehrsministerium wirbt nicht für ein 0-Euro-Ticket.

Werbeplakate zum angeblichen Null-Euro-Ticket tauchten in mehreren deutschen Städten auf 

Eine Google-Suche mit den Stichworten „Null Euro Ticket“ führt zu Medienberichten über die Plakate (hier und hier). Demnach sind die Werbeplakate an mehreren Haltestellen in Deutschland aufgetaucht, zum Beispiel in Köln, Düsseldorf und Erlangen. 

Wer den Hashtag „nullfürimmer“ auf Twitter sucht, findet ein Twitter-Profil mit dem Namen „0€ Ticket – #nullfuerimmer“. Die Profilbeschreibung lautet: „Offizieller Social-Media-Auftritt der Kampagne #nullfuerimmer zur Einführung eines 0€-Tickets“. Zudem ist dieselbe Internetadresse verlinkt, zu der der QR-Code auf den Werbeplakaten führt.

Manipuliertes Video von Verkehrsminister Wissing

Die Social-Media-Kampagne ist auch auf Instagram und Youtube präsent. Dort findet sich ein Video vom 30. August 2022, in dem Wissing angeblich über das Null-Euro-Ticket spricht (Minute 1:12). Er sagt: „Keine zwei Monate ist es her, dass die Idee des 0-Euro-Tickets entstand.“ Diese Stelle wurde jedoch manipuliert, worauf bereits der verzerrte Ton bei dem Wort „Null“ hindeutet. Das Originalvideo hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr am 20. Mai 2022 veröffentlicht. Darin sagt Wissing (Minute 0:20): „Keine zwei Monate ist es her, dass die Idee des 9-Euro-Tickets entstand.“ Auch auf der Webseite des Verkehrsministeriums finden sich keine Hinweise auf die Einführung eines Null-Euro-Tickets.

Die Werbekampagne für das Null-Euro-Ticket stammt also nicht vom Verkehrsministerium. Sie ist eine Aktion von Aktivistinnen und Aktivisten der Kampagne „Null für immer“.

Polizei ermittelt gegen „Null für immer“-Werbekampagne

Der QR-Code auf den Plakaten führt zu einer Webseite. Diese ist aktuell nicht mehr erreichbar, es findet sich aber eine archivierte Version. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) war es über die Webseite tatsächlich möglich, ein Null-Euro-Ticket mit dem Logo der Deutschen Bahn zu generieren. 

Vor der Seite warnte am 1. September die Polizei in Hildesheim: „Ein derartiges Ticket ist […] nicht existent.“ Dazu sei bereits eine Strafanzeige erstattet worden.

Dieses angebliche Null-Euro-Ticket, das sich laut DPA über eine gefälschte Webseite generieren ließ, ist nicht gültig. Wer damit fährt, begeht laut Angaben der Polizei eine Straftat.
Dieses angebliche Null-Euro-Ticket, das sich laut DPA über eine gefälschte Webseite generieren ließ, ist nicht gültig. Wer damit fährt, begeht laut Angaben der Polizei eine Straftat. (Quelle: DPA; Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Da es sich um eine Fälschung handelt, ist dieses Ticket jedoch nicht gültig. Wer damit fahre, begehe eine Straftat, sagte ein Polizeisprecher der DPA. Es werde wegen versuchten Betrugs gegen die „Null für immer“-Werbekampagne ermittelt.

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann