Jugendliche, die Lastwagen beschädigten, gehören zu Animal Rebellion in Großbritannien
Auf Facebook gehen Bilder von jungen Menschen viral, die Lastwagen beschädigen. Viele Nutzerinnen und Nutzer fragen sich, was die Bilder zeigen und wo sie entstanden sind. Wir haben recherchiert: Die Aufnahmen stammen aus Großbritannien und zeigen eine Protestaktion der Gruppe Animal Rebellion.
Auf Facebook verbreitet sich eine Fotocollage, die junge Menschen zeigt, wie sie LKW-Reifen beschädigen, teilweise mit einer Bohrmaschine. Geteilt wurden die Bilder lediglich mit dem Kommentar: „Na, erkennt ihr euch?? Das wird teuer. Hoffe, dass es geteilt wird.“ Der Beitrag vom 10. September wurde bisher über 114.000 Mal geteilt (Stand: 15. September).
Auch ein Video, das den Vorfall zeigt, verbreitet sich auf Facebook. Dazu heißt es im Kommentar der Nutzerin unter anderem: „Oft hören wir, dass die älteren Generationen den Jungen eine gute Zukunft verhindern würden. Die einzigen, die etwas verhindern und zerstören, sind die Jungen.“ Auf Twitter (hier und hier) werden die jungen Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind, zum Beispiel als „Terroristen“ bezeichnet.
Den Beiträgen fehlt sämtlicher Kontext zu Zeit und Ort der Aufnahmen, deshalb ist vielen Nutzerinnen und Nutzern unklar, was die Bilder zeigen. Sie kommentieren den viralen Beitrag auf Facebook mit Fragen wie „Was haben sie transportiert? Tiere? Wo genau ist es gewesen?“. Auch die Echtheit der Fotos wird angezweifelt: „Nur zum Verständnis: Sind das echte Aufnahmen oder gestellte Bilder? Wenn es echt sein sollte, stand dann ‚rein zufällig‘ die Überwachungskamera im richtigen Winkel? Bzw. wenn die Aufnahmen manuell von einer Person gemacht wurden, warum dann das Ganze filmen anstatt direkt die Polizei zu rufen?“
Bilder zeigen eine Protestaktion von Animal Rebellion in Großbritannien
Die Aufnahmen sind authentisch und wurden am 8. September von der Gruppe Animal Rebellion in Großbritannien veröffentlicht.
Wir haben nach dem Bild zunächst bei Google zusammen mit dem Schlagwort „LKW“ gesucht. So stießen wir auf einen Videobericht, der am 12. September auf web.de veröffentlicht wurde. Demnach zeigen die Aufnahmen Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Animal Rebellion.
Auf dem Twitter-Account der Gruppe wurde das Video im Original verbreitet und dazu geschrieben, es zeige Aufnahmen in Hatfield, nördlich von London. Es sei „Tag fünf“ der Protestaktion; die Molkerei der Firma Arla sei bereits die siebte, die man gestört habe. Die Aktion trägt den Titel „Down with Dairy“ („Nieder mit der Milchindustrie“), wie auf der Webseite von Animal Rebellion in einer Pressemitteilung vom 4. September zu lesen ist. Wie die britische Zeitung Guardian am 4. September berichtete, führten die Störungen dazu, dass große Teile Englands nicht mit Milch versorgt werden konnten.
Protestaktion betraf Molkereien von Müller und Arla
Die Bilder zeigen also nur einen Ausschnitt der Protestaktionen. Wie die BBC berichtete, blockierten die Aktivistinnen und Aktivisten den Betrieb mehrerer Molkereien der Unternehmen Müller und Arla. Darunter sei auch die größte Milchfabrik Großbritanniens gewesen.
Auslöser für die Protestaktion sei ein offener Brief von Animal Rebellion gewesen, auf den die britische Regierung nicht reagiert habe. Darin hatte die Protestbewegung gefordert, dass die Regierung die Landwirtschaft und Fischerei dabei unterstützen solle, ihre Produktion auf pflanzenbasierte Lebensmittel umzustellen. Gegenüber der BBC sagte einer der Aktivisten: „Wir machen das, weil wir von der Regierung wollen, dass sie aufhört, Milliarden Pfund an Steuergeldern in die […] Industrie, in die Tierhaltung, zu stecken, die unseren Planeten auf einen Kollaps zusteuern lässt.“
Hinter solchen Protestaktionen von Animal Rebellion steht die Forderung, dass die britische Regierung die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2025 auf null reduzieren soll. Um das zu erreichen, solle ein „pflanzenbasiertes Ernährungssystem“ eingeführt und erklärt werden, dass Tierhaltung und Fischerei die Hauptursachen des Klimawandels seien. Für ihre Einsätze nimmt die Organisation nach eigener Aussage auch Inhaftierungen und Gefängnisstrafen in Kauf.
Redigatur: Kimberly Nicolaus, Alice Echtermann