Russland/Ukraine

Ukraine: Nein, Lyudmila Denisova bot gegenüber Komikern nicht an, russische Kriegsverbrechen zu erfinden

Die russischen Komiker Vovan und Lexus sind bekannt für ihre Telefonstreiche. Online verbreitet sich die Behauptung, die ehemalige Menschenrechtskommissarin der Ukraine, Lyudmila Denisova, habe ihnen gegenüber zugegeben, sich russische Kriegsverbrechen ausgedacht zu haben. Das ist falsch, in dem Gespräch sagte sie nichts dergleichen.

von Matthias Bau

Lyudmila Denisova Ukraine Fakes erfunden Kriegsverbrechen
Lyudmila Denisova im Juli 2019. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch die Menschenrechtsbeauftragte der Ukraine (Quelle: Picture Alliance / AP Photo / Alexander Zemlianichenko)
Behauptung
Die ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Ukraine, Lyudmila Denisova, habe gegenüber zwei russischen Komikern zugegeben, Kriegsverbrechen russischer Streitkräfte in der Ukraine erfunden zu haben und habe weitere Fälschungen angeboten.
Bewertung
Falsch. In dem Gespräch versuchen die Russen, die für ihre Telefonstreiche (Pranks) bekannt sind, Denisova zum Erfinden von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine zu überreden und angebliche „Fakes“ zuzugeben. Sie geht auf dieses Angebot jedoch nicht ein und bietet stattdessen an, Informationen über Fälle weiterzugeben, über die sie und ihr Team informiert seien.

„Die ehemalige ukrainische Menschenrechtsbeauftragte gab während eines Telefonstreichs […] zu, dass sie von den ukrainischen Behörden und Geheimdiensten gebeten worden war, Fakes über die Verbrechen der russischen Streitkräfte zu verbreiten“, schreibt die pro-russische Bloggerin Alina Lipp am 6. Oktober auf ihrem Telegram-Kanal „Neues aus Russland“. Auch pro-russische Webseiten wie der Anti-Spiegel und der von Ken Jebsen betriebene Blog Apolut verbreiten die Behauptung und beziehen sich dabei auf ein Video der russischen Komiker Vovan und Lexus vom 5. Oktober. 

Der ehemaligen Menschenrechtskommissarin der Ukraine, Lyudmila Denisova, wurde in den vergangenen Monaten vorgeworfen, sich Fälle von Vergewaltigungen durch russische Soldaten ausgedacht zu haben (wir berichteten). Der Telefonstreich der beiden „Prankster“ wird jetzt als vermeintliche Bestätigung verbreitet. So berichtete zum Beispiel die russische Nachrichtenagentur Tass über das Gespräch. Die Prankster selbst schreiben auf ihrem verifizierten VK-Kanal, dem russischen Äquivalent zu Facebook, im Gespräch habe Denisova erzählt, warum sie sich Geschichten über Mord und Vergewaltigung ausgedacht habe. 

Das ist jedoch falsch: Anders als behauptet, sagte Denisova an keiner Stelle des Gesprächs, dass sie Verbrechen russischer Streitkräfte erfunden habe. Sie bietet auch nicht an, das zu tun. Stattdessen sagt sie, sie könne Informationen weitergeben, die sie und ihr Team gesammelt hätten. Mehrmals betont sie im Gespräch, dass es weiterhin russische Kriegsverbrechen gebe, über diese werde seit ihrer Entlassung jedoch weniger berichtet.

Berichte über Kriegsverbrechen in der Ukraine: Wer ist Lyudmila Denisova?

Denisova war bis Mai die Menschenrechtskommissarin der Ukraine. Das ukrainische Parlament sprach ihr am 31. Mai das Misstrauen aus und entließ sie aus ihrem Amt. Daraufhin behauptete die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, in einem Telegram-Beitrag, dass Denisova entlassen wurde, weil sie Falschmeldungen über „angebliche Vergewaltigungen ukrainischer Bürger durch das russische Militär“ verbreitet habe.

Wir recherchierten die Hintergründe des Falls ausführlich im Juli, mit dem Ergebnis: Es gab berechtigte Zweifel an den Berichten, die Denisova öffentlichkeitswirksam über Medien und Soziale Netzwerke verbreitete. Wie viele sich tatsächlich ereigneten, blieb unklar. Ein Beweis, dass sie die Fälle erfand, ist das nicht. Leugnen lassen sich Kriegsverbrechen durch russische Soldaten ebenfalls nicht: Mehrere Organisationen haben Fälle sexualisierter Gewalt im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine dokumentiert. Ebenso wie die Vereinten Nationen.

Online verbreiten sich stark gekürzte Ausschnitte des Telefonstreichs von Vovan und Lexus

Die russischen Komiker Vovan und Lexus heißen eigentlich Vladimir Kuznetsov und Alexey Stolyarov. Sie haben ihre ganze Karriere auf „Pranks“, also „Streichen“, aufgebaut, wie sie es nennen. Ihre Opfer sind prominent, zu ihnen gehören beispielsweise der Schriftsteller Stephen King oder der britischen Verteidigungsminister Ben Wallace. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron zählt zu den Opfern der Komiker. Ihn legten sie 2019 mit einer Fälschung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj rein, Franziska Giffey im Juni mit einem falschen Vitali Klitschko. Nun gehört auch die ehemalige ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Lyudmila Denisova zu ihren Opfern. 

Das längste öffentliche Video des Telefonstreichs dauert 18 Minuten und 11 Sekunden. Vovan und Lexus veröffentlichten es Anfang Oktober auf ihrem Rutube-Kanal, der russischen Youtube-Alternative. Vorab kündigten sie das Video mit einem 6-minütigen Ausschnitt an, weitere Ausschnitte sind in einem einstündigen Video zu finden. 

In Sozialen Netzwerken verbreiteten sich teils stark zusammengeschnittene Versionen des Anrufs. Alina Lipp zeigt in ihrem Telegram-Kanal beispielsweise eine Version, die lediglich 1 Minute und 35 Sekunden dauert. Wir beziehen uns im Folgenden auf die längste auffindbare Version des Videos. Auf unsere Anfrage, ob es sich um die vollständige Aufnahme handelt und wann genau das Gespräch stattfand, antworteten Vovan und Lexus nicht. 

Die russischen Prankster Vovan und Lexus veröffentlichten ein 18-minütiges Video des Telefonstreichs mit Lyudmila Denisova auf ihrem Rutube-Kanal
Die russischen Prankster Vovan und Lexus veröffentlichten ein 18-minütiges Video des Telefonstreichs mit Lyudmila Denisova auf ihrem Rutube-Kanal (Quelle: Rutube; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Details zum Gespräch zwischen Denisova und Vovan und Lexus sind unklar

In der Videobeschreibung heißt es, die Prankster hätten sich als der ehemalige US-Botschafter in Russland, Michael McFaul, ausgegeben. McFaul war in den Jahren 2012 bis 2014 als Botschafter in Russland tätig. Aus dem Video selbst geht aber nicht hervor, wen die Prankster imitierten. Man sieht nur Denisova und hört eine männliche Stimme Russisch sprechen, der Name McFaul fällt zu keinem Zeitpunkt. 

Ob Denisova dachte, sie spreche mit dem ehemaligen Botschafter, ist ebenfalls unklar; auf unsere Presseanfrage antwortete sie nicht. Auf ihren Social-Media-Kanälen äußerten sich weder McFaul noch Denisova zu dem Vorfall. Unklar ist zudem, wann das Gespräch stattfand. Auf Rutube wurde ein erster Ausschnitt am 5. Oktober hochgeladen, das vollständige beziehungsweise längste Video folgte laut dem Internet Archive am 1. November. Auch diese Version des Videos ist teilweise stark geschnitten. 

Großteil des Gespräch dreht sich um gefangengenommene Asow-Soldaten, dann spricht der unbekannte Mann von „PR“

Etwa die Hälfte des Gesprächs dreht sich zunächst um die Soldaten des Asow Battalions, die Ende Mai in Mariupol von russischen Streitkräften gefangen genommen wurden, nachdem sie wochenlang das Stahlwerk Asow-Stahl verteidigt hatten. Im Gespräch gibt Denisova an, in die Verhandlungen über die Freilassung der Soldaten einbezogen worden zu sein. Das stimmt: Laut einem Medienbericht hatte sie im Mai öffentlich gefordert, dass Rote Kreuz und die UN sollten verwundete Soldaten evakuieren. 

Anschließend wechselt das Gespräch die Richtung (ab Minute 7:11). Dann geht es darum, inwiefern russische Kriegsverbrechen und die Erzählungen darüber als positive „PR“ für die Ukraine genutzt werden können. Es ist jedoch auffällig, dass nicht Denisova das Thema als „PR“ einstufte, sondern der unbekannte Mann, mit dem sie sprach.

Die Stimme des Mannes im Video sagt, dass Geschichten wie die aus Butscha die Öffentlichkeit und „unsere europäischen Partner“ beeinflussen würden, „diese Geschichten sind also sehr wichtig für die PR. Und das müssen wir verbreiten“. Butscha sei ein Beispiel dafür, wie ein Fall positiv „inszeniert wurde”. Denisovas Aussagen, so der Mann, hätten zu „weiteren schnellen, dringenden Waffenlieferungen geführt“. 

Diese Aussagen beziehen sich auf ein Narrativ russischer Propaganda; nämlich, dass die Angriffe auf die Zivilbevölkerung in Butscha durch die Ukraine „inszeniert“ worden seien. In dem Kiewer Vorort Butscha, der zeitweise von Russland kontrolliert wurde, fanden ukrainische Truppen ab Ende März zahlreiche Leichen, teilweise mit gefesselten Händen, und Massengräber. Russland bestritt, für die Ermordung der Menschen verantwortlich gewesen zu sein. Die New York Times belegte in einem Artikel vom 19. Mai jedoch die Ermordung von mindesten acht Zivilisten durch russische Soldaten.

Aussagen über gefälschte Berichte sollen Denisova untergeschoben werden – sie geht darauf nicht ein

Ab Minute 11:44 fällt zum ersten Mal im Gespräch das Wort „Fälschungen“ (es wird das englische Wort „Fake“ verwendet). Die männliche Stimme sagt: „Hier gibt es noch ein Problem mit dem PR-Fall. Die Zahl der Fälschungen im Internet ist derzeit sehr hoch. Das Wichtigste im Moment ist die Informationskriegsführung. Sie ist in gewisser Weise sogar wichtiger als der Krieg mit Waffen. Denn Fälschungen können zum Guten oder zum Schlechten wirken. Fälschungen sind auch eine gewisse Waffe, würde ich sagen. Und manchmal, wenn man versucht, etwas zu verschönern, wirkt es sich nur dann positiv aus, wenn diese Fälschungen nützlich sind. Wir müssen also eine bestimmte Atmosphäre schaffen. Wir brauchen immer das Dramatischste, was wir schaffen können. Und da möchte ich mich auch auf Sie verlassen.“

Alina Lipp verbreitet auf ihrem Kanal „Neues aus Russland“ einen stark zusammengeschnitten Ausschnitt des Gesprächs
Alina Lipp verbreitet auf ihrem Kanal „Neues aus Russland“ einen stark zusammengeschnitten Ausschnitt des Gesprächs (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Denisova sagt daraufhin wörtlich (ab Minute 12:44):

„Ich meine, alles ist still. Es gab eine Denisova, die jeden Tag über Kriegsverbrechen schimpfte. Jeden Tag erstellte ich als Kommissar zweimal am Tag ein Informationsblatt darüber, was hier passiert war, wo sie bombardiert hatten, welche Waffen eingesetzt worden waren, wo die Phosphorbomben waren, wer getötet worden war, wer vergewaltigt worden war, wo irgendetwas passiert war. Und ich habe es an alle geschickt, die UNO, die OSZE und das Europäische Parlament, an alle. Jeden Tag zweimal in englischer Sprache. Jetzt ist nichts mehr los. Es ist keine Rede von Filtrationslagern, keine Rede von Deportation, keine Rede von Vergewaltigung. Von Ermordung ist nicht die Rede. Sie reden über nichts. Und hier sagen sie zu mir: Kannst du schreiben, was in den Gefängnissen ist? Im AKW Saporischschja. Es ist notwendig, dass sie die offiziellen Quellen angeben. Aber der Ombudsmann will sie nicht angeben, da er nicht dazu aufgefordert wird. Das ist jetzt der Ombudsmann. Er schreibt nur das, was ihm der Präsident vorgibt. So haben wir uns nun entschieden. Das ist es also, worum mich die Behörden bitten.“ 

Die russische Nachrichtenagentur Tass behauptet in Zusammenhang mit dieser Aussage, Denisova habe gesagt, ihr sei angeboten worden, eine Fälschung über ein angebliches Gefängnis im Kernkraftwerk Saporischschja zu verbreiten. Davon ist in dem Video jedoch keine Rede. 

Denisovas Aussagen sind als Kritik an dem aktuellen Menschenrechtsbeauftragten der Ukraine zu verstehen, ihrem Nachfolger Dmytro Lubinets. Auf unsere Presseanfrage, welche Fälle sie meine und ob sie den Einfluss des Präsidenten auf Lubinets belegen könne, antwortete Denisova ebenfalls nicht. Sie hatte zuvor auch behauptet, ihre Entlassung sei vom Präsidialamt ausgegangen, wie die Deutsche Welle berichtete.

Vovan und Lexus: „Wir müssen eine Geschichte erfinden“

Anschließend (ab 14:22) verschärfen die russischen Prankster ihre Forderungen weiter: „Wir müssen eine Geschichte erfinden, wir müssen darüber sprechen. Und es spielt keine Rolle, ob sie jetzt verifiziert ist oder nicht. Das ist jetzt nicht so wichtig, denn die Uhr tickt. Und wir müssen den Rest der Regierung überzeugen, mehr Waffen zu liefern. Das ist im Moment der wichtigste Fall. Und alles andere kommt später. Wir müssen diesen Informationskrieg gewinnen. Wir nutzen alle Mittel, unsere Medien, unsere Twitter-Bots und viele andere.“

Auf diese explizite Aufforderung, eine Fälschung zu produzieren, geht Denisova aber nicht ein. Sie sagt stattdessen (ab 15:22): „Glauben Sie mir, ich bin sehr hilfsbereit, und ich danke Ihnen, dass Sie meine Hoffnungen geweckt haben. Deshalb haben meine Kollegen und ich heute entschieden, wer über was sprechen wird und wie wir diese Informationen sammeln werden. Und das kann ich für Sie tun. Wir haben vereinbart, dass mich meine Mitarbeiter einmal pro Woche am Ende der Woche über alles, was in den besetzten Gebieten geschieht, informieren werden. Alles. Und ich kann es Ihnen an die E-Mail schicken, die Sie mir geben werden, wenn Sie es brauchen. Wir werden dann über diese Fälle sprechen.“ Davon, dass die „Informationen“ erfunden seien, sagt Denisova nichts.

Darauf gehen die Prankster nicht weiter ein, sie konfrontieren Denisova stattdessen damit, dass ihr im ukrainischen Parlament vorgeworfen worden sei, Fälschungen produziert zu haben. Diesen Vorwurf hatte zum Beispiel der ukrainische Abgeordnete Pavlo Frolov auf Facebook erhoben. „Sind es Ihre Feinde oder wie kommt es dazu?“, fragt die männliche Stimme. Denisova bejaht das, diese Personen handelten angeblich im Auftrag eines „Jermak“. Ob sie sich mit ihrer Aussage auf Andrij Jermak bezieht, der laut einem Bericht der Tagesschau als rechte Hand des ukrainischen Präsidenten Selenskyj gilt, ist unklar. Wie alle anderen unserer Fragen, beantwortete Denisova auch diese nicht. 

Denisova bleibt trotz Unstimmigkeiten bei ihrer Aussage, Vergewaltigungsfälle seien über die Telefonhotline gemeldet worden

Ganz zum Schluss des Gesprächs greifen Vovan und Lexus die Kontroversen rund um Denisovas Schilderungen zu russischen Kriegsverbrechen auf, darunter der Vergewaltigungen von Säuglingen und Kindern. Denisova berief sich bei den Fällen auf Informationen, die über eine Hotline eingingen.

Eine Recherche von Ukrainska Pravda vom 27. Juni legte Unstimmigkeiten in den Aussagen Denisovas und ihrer Tochter, die die besagte Hotline für Betroffene sexualisierter Gewalt betreute, offen: Gegenüber der Staatsanwaltschaft habe Denisovas Tochter versichert, über die Hotline 1.040 Anrufe erhalten zu haben, bei 450 davon sei es um Vergewaltigungen von Kindern gegangen. Ein offizielles Protokoll habe aber gezeigt, dass lediglich 92 Anrufe eingegangen seien, so Ukrainska Pravda. 

Im Gespräch mit Denisova spielen die Prankster auf diesen Fall an, wenn sie sagen (ab 16:29): „Und die Kleinkinder? Die Tatsache, dass Säuglinge vergewaltigt wurden. Wo sind diese Leute? Warum gehen sie [die Betroffenen, Anm. d. Red.] nicht ins Parlament, warum gehen sie nicht in die Rada und sprechen? Dies ist wichtig für unsere PR-Aktion.“

Denisova hält in ihrer Antwort daran fest, dass es diese Fälle gegeben habe, die Betroffenen hätten sich jedoch, anders als ihnen geraten wurde, nicht an die Strafverfolgungsbehörden gewandt: „Ja, wir haben keinen Nachnamen, aber wir haben ein Datum, wir haben einen Vornamen“, sagt sie.

Russische Kriegsverbrechen durch Untersuchungskommission der Vereinten Nationen nachgewiesen

In dem Gespräch gab Denisovo somit zu keiner Zeit an, Fälle erfunden zu haben oder bot an, Fälschungen zu produzieren. Wier wir in unserer Recherche über die Hintergründe von Denisovas Entlassung berichteten, gibt es zwar Unstimmigkeiten über ihre Berichte, aber es existieren auch Belege für Kriegsverbrechen russischer Soldaten.

Am 23. September äußerte sich eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen (UN) erstmals zu den Ergebnissen ihrer Arbeit. So sagte der Vorsitzende der Kommission, Erik Møse, Ermittlerinnen und Ermittler der UN hätten 27 Städte und Dörfer besucht und mit mehr als 150 Zeugen und Betroffenen von Kriegsverbrechen gesprochen. Man habe zudem „Orte der Zerstörung, Gräber, Orte der Inhaftierung und Folter“ besucht. Die gesammelten Beweise zeigten, dass in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen worden seien, darunter rechtswidrige Tötungen und Hinrichtungen von Zivilisten durch russische Soldaten in Kiew, Tschherniw, Charkiw und Sumy im Februar und März. Vorwürfe von sexueller Gewalt gegen Kinder habe man ebenfalls bestätigen können. 

In einem weiterern UN-Bericht vom 19. Oktober heißt es, dass seit Kriegsbeginn Fälle von sexueller Gewalt gegen Zivilisten durch das russische Militär dokumentiert worden seien und sexuelle Gewalt als Kriegsinstrument eingesetzt werde.

Auch ukrainische Truppen hätten Menschenrechte verletzt, so der Bericht. Man habe in zwei Fällen nachweisen können, dass russische Soldaten durch die ukrainische Armee misshandelt worden seien. 

Redigatur: Sophie Timmermann, Alice Echtermann

Übersetzung aus dem Russischen: Marcus Bensmann

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Pressemitteilung zum Untersuchungsbericht der UN vom 23. September 2022 „War crimes have been committed in Ukraine conflict, top UN human rights inquiry reveals“: Link