Faktencheck

Nein, dieses Video zeigt keine aktuelle Versammlung für Donald Trump in New York

Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Donald Trump. Ein Video soll nun eine große Versammlung in der Stadt zur Unterstützung des ehemaligen US-Präsidenten zeigen. Das stimmt nicht, das Video ist mehrere Jahre alt.

von Sophie Timmermann

Bild-des-Videos-von-Trump-Versammlung-von-2022
Dieses Video verbreitete sich kurz nach Donald Trumps Aufruf zu Protesten im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn. Doch die Aufnahmen haben nichts damit zu tun. (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie sich Trump-Anhänger aktuell vor dem Trump-Tower in New York versammelten.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video ist nicht aktuell. Es stammt von einer Pro-Trump-Versammlung von Oktober 2020. Das zeigen einige Details in dem Video. Zudem bestätigen es der damalige Veranstalter und Bildmaterial aus damaligen Medienberichten.

Eine lange Autoschlange blockiert eine Straße, Anhänger von Donald Trump schwenken US-Flaggen. Zeigen diese Aufnahmen eine aktuelle Versammlung vor dem Trump Tower in New York, um den ehemaligen US-Präsidenten bei einer möglichen Verhaftung zu unterstützen? Das wird seit dem 19. März auf Facebook und Telegram (hier und hier) behauptet. 

Der Hintergrund: Trump steht derzeit im Fokus der US-Justiz. Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Schweigegeldzahlungen an die Darstellerin Stormy Daniels und das Model Karen McDougal. Trump selbst rief auf seinem eigenen Sozialen Netzwerk Truth Social zu Demonstrationen auf: „Protestiert, holt euch unser Land zurück“, schrieb er. Im selben Beitrag kündigte er seine eigene Verhaftung für den 21. März an.

Die New Yorker Polizei baute an dem Tag als Vorsichtsmaßnahme zwar Absperrgitter rund um den Trump Tower auf, laut Medienberichten kam es vorab vereinzelt zu kleinen Protesten. Doch das kursierende Video hat nichts mit der aktuellen Situation zu tun.

Beitrag mit Falschbehauptung zur Trump-Versammlung im Jahr 2020
Dieses Video ist nicht aktuell, es entstand im Oktober 2022. (Quelle: Telegram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video stammt von Pro-Trump-Versammlung im Oktober 2020

Mehrere Details verraten, dass die Aufnahmen alt sind. Einen Bus ziert Werbung für „The Comey Rule“, eine Mini-Serie, die im September 2020 herauskam. Auf einer der Fahnen ist zudem die Jahreszahl 2020 zu erkennen.

Pro-Trump-Versammlung im Oktober 2020
Details aus dem Video geben Hinweise, dass das Video in 2020 entstand. So etwa die Jahreszahl auf der roten Flagge eines Teilnehmenden (unten vergrößert) oder eine Werbung auf einem Bus für eine Serie aus dem selben Jahr (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck).

Eine Stichwortsuche nach „Trump Rally 2020 Trump Tower New York“ führt zu mehreren Medienberichten, darunter einem Artikel der New York Post vom 4. Oktober 2020 über Pro-Trump-Prosteste an der New Yorker 5th Avenue. Das Titelbild zeigt die gleiche Szene wie das aktuell kursierende Video. Zu erkennen ist ein Mann auf einem schwarzen Pick-up-Truck, er ist gehüllt in eine rote Flagge mit der Aufschrift „Trump 2020“. Die Straßenschilder und die Autos sind identisch. 

Laut dem Artikel sind die Fahrzeuge größtenteils von Long Island aus bis zum Trump Tower in der 5th Avenue gefahren, um den Präsidenten zu bejubeln. Hinter der Veranstaltung stehe hauptsächlich eine Gruppe namens „The Long Island Loud Majority“. 

Shawn Farash, der sich laut Medienberichten als Kopf der Gruppe beschreibt, stellte am 19. März 2023 in mehreren TwitterBeiträgen klar, dass das kursierende Video nicht aktuell ist: „Das war der 4. Oktober 2020. Woher ich das weiß? Weil meine Organisation diese Kundgebung organisiert hat.“

Rund um die Ermittlungen gegen Donald Trump kursieren mit Künstlicher Intelligenz erstellte Bilder, die ihn bei seiner angeblichen Verhaftung zeigten. Nicht alle Nutzerinnen und Nutzer erkannten, dass die Aufnahmen nicht echt waren. Entgegen Trumps Ankündigung wurde er am Dienstag, den 21. März nicht verhaftet. Auch eine Anklage wurde bisher nicht erhoben (Stand 23. März). 

Redigatur: Gabriele Scherndl, Viktor Marinov