Nein, der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ist nicht durch einen Käfig eingezäunt
Auf Facebook wird ein Foto geteilt, das einen käfigartigen Zaun um den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin zeigt. Doch die Perspektive des Fotos – das bereits 2018 entstand – vermittelt einen falschen Eindruck.
Links eine Straße, rechts ein käfigartiger Zaun, im Hintergrund eine Kirche: „Weihnachtsmarkt in Berlin…Soweit ist es gekommen…Wir feiern Weihnachten in Käfigen”, heißt es zu dem Foto, das Anfang Dezember 2023 auf Facebook geteilt wird.
Zu sehen ist auf dem Foto die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Berliner Breitscheidplatz, erkennbar unter anderem an der beschädigten Turmspitze. Die Behauptung bezieht sich folglich auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Am 19. Dezember 2016 hatte ein islamistischer Terrorist dort einen Anschlag verübt. Er fuhr mit einem Lastkraftwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt und tötete zwölf Menschen, dutzende weitere wurden verletzt.
Das Attentat führte deutschlandweit zu einer Debatte über die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten, die Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten wurde erhöht und es wurden teilweise Schutzvorkehrungen mit Hilfe von mobilen Sperren oder Betonblöcken getroffen, um Besucherinnen und Besucher zu schützen.
Foto zeigt keinen Käfig, sondern brusthohe Eisenkörbe
Doch was ist auf dem aktuell geteilten Foto zu sehen? Eine Bilderrückwärtssuche zeigt, dass das Foto bereits von 2018 stammt und es mehrere Medien für Berichterstattung über Sicherheitsmaßnahmen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt verwendeten.
Als Bildquelle wird die DPA angegeben. Eine Suche nach weiteren Bildern des entsprechenden Fotografen Paul Zinken in der Bilddatenbank der DPA, Picture Alliance, von 2018 zeigt, dass das einzelne Foto eine verzerrte Perspektive liefert: Tatsächlich ist die Schutzvorkehrung lediglich brusthoch und besteht aus mit Sandsäcken gefüllten Eisenkörben.
Wir haben uns auch die aktuelle Situation vor Ort am 7. Dezember 2023 angesehen: Die Eisenkörbe stehen auch weiterhin dort.
Wir hatten zur Schutzvorrichtung für eine Recherche schon 2019 bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin nachgefragt. Sprecher Martin Pallgen antwortete per E-Mail: „Derzeit wird der Breitscheidplatz auf der Basis eines Zufahrtschutzkonzeptes mit mobilen Sperrsystemen geschützt, die schnellstmöglich durch dauerhafte Sicherungsmaßnahmen ersetzt werden sollen. Im Augenblick stehen mit Sandsäcken gefüllte und miteinander verbundene Drahtkörbe an der Budapester Straße und dem Tauentzien.“ Die Aufbauten waren also nur an den zwei Straßenseiten des Breitscheidplatzes und umgaben ihn nicht vollständig.
Eisenkörbe ursprünglich nur als Übergangslösung gedacht
Der Zufahrtsschutz sollte außerdem ganzjährig bestehen, nicht nur im Zuge des Weihnachtsmarkts. Im April 2019 sagte Arne Herz, damaliger Stadtrat für Ordnungsangelegenheiten, zum Beispiel der Bild-Zeitung: „Es ist jetzt eine vorübergehende Lösung, die bleibt bis zur dauerhaften. Die soll sicher sein und städtebaulich schön.“ Der Tagesspiegel schrieb 2019, die dunkelgrauen Gitterkörbe sollen nur noch bis Ende 2019 bleiben und durch Alternativen wie Poller oder Stadtmöbel ersetzt werden.
Doch das ist bislang nicht geschehen. Auf Nachfrage, wann mit einer Ablösung der als Übergangslösung angekündigten Eisenzäune als Schutzvorrichtung zu rechnen sei, schrieb uns die Pressestelle der Senatsverwaltung, dass darüber aktuell keine Aussage möglich sei, aber die Eisenkäfige seien „weiterhin geeignet, das gewünschte Ziel zu erreichen“.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Matthias Bau
Update, 21. Dezember 2023: Wir haben eine aktuelle Antwort der Senatsverwaltung ergänzt.