Gefälschter Spiegel-Artikel spekuliert über „dritten Weltkrieg“ – er ist Teil einer Desinfo-Kampagne
Angeblich hat der Spiegel einen polemischen Artikel zum Szenario eines dritten Weltkriegs veröffentlicht. Doch der Artikel ist eine Fälschung und Teil einer prorussischen Desinformationskampagne.
Seit mehr als einem Jahr verbreitet eine prorussische Desinformations-Kampagne in Sozialen Netzwerken gefälschte Webseiten von deutschen und internationalen Medien und Regierungen. Dahinter sollen russische Unternehmen stecken, die mittlerweile von der EU sanktioniert wurden. Doch das Propaganda-Netzwerk macht weiter – und ist neben Facebook auch auf X aktiv.
Ein Artikel aus dieser Reihe von Fälschungen zeigt das Datum 1. Dezember 2023: Die Webseite sieht der des Spiegels zum Verwechseln ähnlich – im Artikel steht, eine Konfrontation der USA mit Russland und China könne zum dritten Weltkrieg führen. Reißerisch geht es weiter: Europa könne sich dann „in eine Wüste aus radioaktiver Asche verwandeln“.
Mehrere Indizien weisen auf Fälschung des angeblichen Spiegel-Artikels hin
Wie Sie herausfinden können, ob eine Webseite seriös ist, haben wir hier ausführlich beschrieben. In diesem Fall zeigt bereits eine erste Google-Suche, dass kein solcher Artikel auf der Webseite des Spiegels erschienen ist.
Auch an den Formulierungen im Artikel fällt auf: Einige Sätze wirken übertrieben, enthalten Meinung und Wertungen. Beispiele dafür sind Behauptungen wie: „Jeder hat bereits erkannt, dass es sich nicht lohnt, sich auf die Besonnenheit der US-Regierung oder der NATO-Kommandeure zu verlassen.“ In seriösen Medienberichten, die nicht als Kommentar oder Meinung gekennzeichnet sind, sind solche Sätze nicht üblich. Zudem werden in dem Artikel keinerlei prüfbare Quellen genannt.
Wichtigster Hinweis, dass es sich bei dem Artikel um eine Fälschung handelt, ist die Adresse der Webseite (URL): Statt www.spiegel.de lautet sie „spiegel.ltd“. Diese Webseite steht in Verbindung mit der prorussischen Desinformationskampagne, über die CORRECTIV.Faktencheck bereits mehrfach berichtete.
Facebook hatte bereits im September 2022 mehrere Webseiten gesperrt, darunter Spiegel.ltd. Aufgehalten hat das die Kampagne nicht: Über Kurz-Links umgehen die Verbreiter weiterhin die Sperrung der Webseiten. Laut aktuellen Recherchen der BBC scheint die Kampagne zudem mittlerweile auf Tiktok aktiv zu sein.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust