Faktencheck

Pro-russische Desinformations-Kampagne: Zitat von Meryem Uzerli ist erfunden

Der Schauspielerin wird auf Facebook ein pro-russisches Zitat zugeschrieben. Es ist frei erfunden und Teil einer breit angelegten Desinformations-Kampagne.

von Gabriele Scherndl

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Eine pro-russische Fake-Kampagne verbreitet erfundene Zitate von Promis auf Facebook. Auch von Schauspielerin Uzerli kursiert eine Aussage, die sie nie getätigt hat. (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Meryem Uzerli habe gesagt: „Musk hat Recht: Die USA haben die Russen provoziert. Und wir sind die Opfer“.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Das Zitat stammt nicht von Meryem Uzerli, die Beiträge sind Teil einer Desinformations-Kampagne.

Meryem Uzerli, als Schauspielerin etwa aus der ZDF-Serie „Ein Fall für Zwei“ bekannt, wird auf Facebook ein pro-russisches Zitat zugeschrieben: „Musk hat Recht: Die USA haben die Russen provoziert. Und wir sind die Opfer“, steht neben einem Foto von ihr. 

Das Bild samt Zitat wird von mehreren Nutzerinnen und Nutzern geteilt und gezielt an Menschen in Deutschland als Anzeige ausgespielt. Es ist Teil einer Desinformations-Kampagne.

Ein Screenshot aus der Werbebibliothek von Facebook zeigt, dass die Anzeige seit dem 15. Januar 2024 aktiv ist.
Eine von über 30 Anzeigen, die auf Facebook verbreitet wurden. Doch das angebliche Zitat von Meryem Uzerli ist erfunden. (Quelle: Facebook-Werbebibliothek; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Keine Quellen für das angebliche Zitat von Meryem Uzerli

Das Zitat stammt nicht von Uzerli – deren Name auf Facebook mit „s“ statt mit „z“ geschrieben ist. Weder Suchen auf Google und in der Zitate-Datenbank Genios bringen einen Treffer, noch findet sich die Äußerung auf ihrem Facebook– und Instagram-Profil

Auf Instagram veröffentlichte Uzerli 2020 das Foto, das aktuell auf Facebook kursiert –  ohne das Zitat. Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck bezeichnet eine Sprecherin der Schauspielerin die angebliche Aussage als „Falschmeldung“.

Die Bildkachel mit dem Zitat wurde auf Facebook seit dem 12. Januar 2024 dutzendfach als Werbeanzeige geschaltet. Jemand hat also dafür bezahlt, dass die Beiträge gezielt einer bestimmten Personengruppe angezeigt werden. Eine noch aktive Anzeige (Stand 15. Februar 2024) erreichte bislang mehr als 25.000 Menschen zwischen 30 und 39 Jahren in Deutschland.

Ein Screenshot aus der Werbebibliothek zeigt, dass 26.172 Konten in der EU die Anzeige gesehen haben.
In der Facebook-Werbebibliothek ist ersichtlich, an welche Personengruppen gezielt bestimmte Beiträge ausgespielt werden sollen. Das gefälschte Zitats von Uzerli richtete sich an Menschen in ihren Dreißigern in Deutschland. (Quelle: Facebook-Werbebibliothek; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Wer hinter der Anzeige steht, ist unklar: Das Profil, das sie geschaltet hat, trägt den Namen „Fable toad 92“, hat keine Follower und ist als Restaurant auf Facebook eingetragen. All das sind Hinweise dafür, dass es sich um ein Fake-Profil handelt. Als Begünstigter ist in der Facebook-Werbebibliothek ein „Dr. Orion Breitenberg“ und als Zahlender ein „Dr. Aaron Kulas“ angegeben. Wir fanden keine Belege dafür, dass diese Personen real sind.

Pro-russische „Doppelgänger“-Kampagne verbreitet angebliche Promi-Zitate

Dieses Vorgehen erinnert an eine pro-russische Kampagne, die seit Jahren läuft: Wir berichteten etwa hier und hier darüber. Im Zuge dieser Kampagne teilen Fake-Profile auf Facebook – und mittlerweile auch auf anderen Plattformen – Links zu gefälschten Medienartikeln, gefälschten Regierungsseiten und anderer Propaganda. Die Spuren des Netzwerks führen nach Russland, die EU sanktionierte mehrere Personen und Unternehmen.

Im Dezember 2023 berichtete Wired über eine neue Vorgehensweise des Fake-Netzwerks: Es teilte Bilder von Prominenten gemeinsam mit angeblichen pro-russischen Zitaten. Betroffen war etwa Kim Kardashian, der folgendes Zitat zugeschrieben wurde: „Es ist einfach enttäuschend, wie die Ukrainer unsere Hilfe nutzen. Jemand muss damit aufhören, ernsthaft“. Dutzende dieser Anzeigen sind noch in der Facebook-Werbebibliothek zu finden. Auch diese wurden von Profilen mit eigenwilligen Namen verbreitet, als Begünstigte und Zahlende wurden häufig Einzelpersonen mit akademischen Titeln angegeben.

Ob die Fake-Zitate von Uzerli Teil dieser sogenannten Doppelgänger-Kampagne sind, lässt sich nicht abschließend klären. Ein Analyst von Antibot4Navalny, einer anonymen Freiwilligengruppe, die (pro)russische Desinformation auf X verfolgt, weist auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck aber darauf hin, dass die Kampagne schon einmal ein Bild von Uzerli verbreitete.

Lesen Sie hier mehr darüber, wie Sie überprüfen können, ob Zitate wirklich echt sind. Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

 

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Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom