„300 Milliarden für nichts“? Leserbrief verbreitet Irreführendes über Klimawandel und Wärmepumpen
Seit August 2023 verbreitet sich in Sozialen Netzwerken ein Leserbrief, der den menschengemachten Klimawandel in Frage stellt. Als Beleg dient ihm die Forschung zu Eisbohrkernen eines Professors der Universität Kopenhagen. Auch über Kosten für Wärmepumpen und den Klimaschutz-Nutzen des Heizungsgesetzes werden Behauptungen aufgestellt. Ein Faktencheck.
„300 Milliarden für nichts“ – so lautet der Titel eines Leserbriefs, der den menschengemachten Klimawandel und die Sinnhaftigkeit des neuen Heizungsgesetzes in Frage stellt. Seit August 2023 verbreitet sich ein Screenshot davon in Sozialen Netzwerken, allein auf Facebook wurde ein Beitrag damit mehr als 20.000 Mal geteilt.
Als Beleg für seine Behauptung dient dem Autor des Leserbriefs die Forschung eines dänischen Professors namens Steffensen. Der hätte anhand von Eisbohrkernen bewiesen, dass es seit Jahrtausenden einen ständigen, natürlichen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten gab. Seit 1875 befände sich die Welt in der „nächsten Wärmezeit“, die Temperatur und die CO2-Werte seien natürlich angestiegen – nicht durch menschliche Einflüsse. Von den angeblichen Entwicklungen des globalen Klimas schwenkt der Leserbrief-Autor zum deutschen Heizungsgesetz. Das sei ineffektiv und teuer.
Was hinter den Behauptungen steckt, lesen Sie im Folgenden.
Leserbrief kursiert in zwei Versionen
Zunächst wollten wir herausfinden, woher der vermeintliche Leserbrief stammt. Eine Google-Suche nach dem Titel führt zu einem Blogbeitrag vom 12. Juli 2023. Dort ist eine etwas längere Fassung des Briefes zu sehen. Diese Version des Leserbriefs verbreitete sich bereits im Juni 2023 in Sozialen Netzwerken. Darin stehen einige andere Zahlen zum Heizungsgesetz als in der Version, die sich ab August 2023 verbreitete, die Behauptungen zum Klimawandel sind jedoch identisch.
In der langen Version des Briefes ist eine Quelle zu erkennen: Die Fuldaer Zeitung. Sie bestätigte uns telefonisch, den Leserbrief gedruckt zu haben.
Angaben des Forschers stammen aus einem 20 Jahre alten Dokumentarfilm
Wir haben den Professor – der im Leserbrief als Quelle genannt wird – für eine Stellungnahme kontaktiert. Jørgen Peder Steffensen, der am Niels-Bohr-Institut an der Universität Kopenhagen als Professor für Klima-Physik arbeitet, schreibt uns, dass die Angaben im Leserbrief auf einen 20 Jahre alten Dokumentarfilm des Regisseurs Lars Oxfeldt Mortensen zurückgehen, der den menschengemachten Klimawandel anzweifelt. Ausschnitte des 2004 veröffentlichten Films mit dem Titel „Doomsday called Off“ („Weltuntergangstag abgesagt“) kursieren nach wie vor in Sozialen Netzwerken. Auf unsere Anfrage erklärt Steffensen, dass er mit dem Narrativ des Dokumentarfilms weder damals noch heute einverstanden gewesen sei, aber zu seinen Äußerungen stehe, da sie dem damaligen Forschungsstand entsprachen.
Steffensen berichtet in dem Film über Erkenntnisse aus dem Greenland Ice Core Project (GRIP). Ein multinationales Team forschte ab 1989 an zwei Eisbohrkernen, dem GRIP und dem einige Jahre später gebohrten Kern NorthGRIP. Eisbohrkerne sind sogenannte Klimaarchive: Aus der Zusammensetzung des Jahrtausende alten Eises können Rückschlüsse auf klimatische Entwicklungen in der Vergangenheit gezogen werden, beispielsweise über die Sonnenaktivität oder Temperaturen. Über die Analyse der beiden Eisbohrkerne GRIP und NorthGRIP lassen sich Klimainformationen der letzten rund 120.000 Jahre gewinnen.
Behauptung: Vor 2.000 bis 4.000 Jahren sei es um 2,5 bis 6 Grad wärmer gewesen als heute
Im Leserbrief heißt es, Steffensens Forschung belege, dass es bereits vor 2.000 bis 4.000 Jahren um 2,5 bis 6 Grad wärmer gewesen sei als heute. Er bezieht die Behauptung auf eine Grafik mit rekonstruierten Temperaturen aus dem GRIP, den der Professor im Dokumentarfilm zeigt.
Doch die Angaben des Professors bezogen sich weder auf die gesamte Welt noch ist sein Vergleich aktuell. „Vor 5.000 Jahren war es in Grönland 2,5 Grad wärmer als 1960. Ich habe nie gesagt, dass es 6 Grad waren und ich habe nie gesagt, dass es um globale Temperaturen geht“, schreibt uns Steffensen auf Nachfrage. Wie wir bereits in einem Faktencheck im Juli 2022 erklärten, lassen Eisbohrkerne keinen Rückschluss auf die Entwicklung globaler Temperaturen zu, sondern lediglich auf lokale.
Steffensens Vergleich der Temperaturen endet 1960
Die Aussagen von Steffensen sind auch deswegen nicht mehr aussagekräftig, weil er die grönländischen Temperaturen vor 5.000 Jahren mit denen im Jahr 1960 vergleicht. So bleibt eine entscheidende Phase der aktuellen globalen Erwärmung unberücksichtigt.
Laut einer Studie, die im Januar 2023 in der Fachzeitung Nature veröffentlicht wurde, liegen die Temperaturen in Grönland im 21. Jahrhundert 1,5 Grad höher als noch im 20. Jahrhundert. Dr. Maria Hörhold, Autorin der Studie und Glaziologin am Alfred-Wegener-Institut, sagte in einer Pressemitteilung: „Die Erwärmung in der Phase zwischen 2001 bis 2011 setzt sich eindeutig von natürlichen Schwankungen der letzten 1000 Jahre ab.“
Behauptung: Seit Jahrtausenden gebe es einen ständigen, natürlichen Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten
Im Leserbrief heißt es zudem, aus Steffensens Aussagen ließe sich schließen, dass sich die Welt seit Jahrtausenden in einem ständigen, natürlichen Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten befände. Doch vergangene warme und kalte Phasen widersprechen nicht dem aktuellen, vom Menschen verursachten Klimawandel: Wie eine Grafik des DKK zeigt, sind die globalen mittleren Temperaturen in den vergangenen 150 Jahren rasant angestiegen. Dies ist laut DKK beispiellos in der menschlichen Zivilisationsgeschichte.
Ergänzend heißt es dazu auf der Webseite: „Ein solches Temperaturniveau gab es laut den verfügbaren paläoklimatischen Daten noch nie während der vergangenen 2.000 Jahre und sehr wahrscheinlich auch nie während der gegenwärtigen Warmzeit (dem Holozän).“ Das Holozän dauert seit 11.000 bis 12.000 Jahren an.
Auch das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – ein von den Vereinten Nationen ins Leben gerufener zwischenstaatlicher Ausschuss, in dem hunderte von Expertinnen und Experten den wissenschaftlichen Forschungsstand zum Klimawandel zusammenfassen – schreibt in seinem Bericht, dass es sich bei der aktuellen Erwärmung im Unterschied zu vergangenen warmen Phasen um ein zeitgleich stattfindendes globales Phänomen handele. Der aktuelle Anstieg der globalen Temperaturen vollziehe sich zudem viel schneller und drastischer als bei vergangenen natürlichen Klimaveränderungen.
Behauptung: Seit 1875 steige das CO2 parallel mit dem Temperaturanstiege natürlich an
Im Leserbrief heißt es weiter, das alle beweise, dass der CO2-Gehalt mit der Erwärmung seit 1875 auf natürliche Weise zunehme. Doch das stimmt so nicht, für die aktuelle globale Erwärmung seit 1990 sind zum großen Teil menschengemachte CO2-Emissionen verantwortlich.
Steffensen erklärt im Dokumentarfilm anhand der Grafik zum GRIP, dass die kältesten Temperaturen in den letzten 10.000 bis 8.000 Jahren in Grönland auf den Zeitraum um das Jahr 1875 fielen. Genau in diesem Zeitraum begannen auch die wissenschaftlichen Wetterbeobachtungen, sagt Steffensen. Daraus ergebe sich ein Problem: Es sei schwer zu beweisen, ob der Mensch den Anstieg der globalen Temperaturen im 20. Jahrhundert verursacht habe oder ob auf den kältesten Zeitraum seit tausenden von Jahren eine natürliche Erwärmung folge.
Auf unsere Anfrage erklärt der Forscher, dass damals ein „statistisch signifikantes Signal“ für den menschengemachten Klimawandel gefehlt habe. Das sei jetzt, 20 Jahre später, nicht mehr der Fall: „Es ist statistisch klar, dass wir eine Abweichung von ‚natürlichen Schwankungen‘ haben.“ In der Vergangenheit seien CO2 und das Klima einander gefolgt, „aber das war vor der Verbrennung fossiler Brennstoffe“.
Dazu schrieb uns Marie-Luise Beck vom DKK: „Die globale Erwärmung (als Reaktion auf den seit Mitte 1850 erfolgten CO2-Ausstoß) ist im Wesentlichen ab 1990 erfolgt. Davor konnte man den anthropogenen [durch den Menschen verursachten, Anm. d. Red.] Temperaturanstieg von der natürlichen Klimavariabilität nicht unterscheiden.“
Den Einfluss von CO2 auf das Klima und die Temperaturentwicklung der Erde haben wir in einem Faktencheck im April 2023 erläutert. Martin Claußen, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, schrieb uns damals: „Unser Wissen reicht, um sagen zu können, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der jetzige CO2-Anstieg zum allergrößten Teil auf den Menschen zurückzuführen ist und dass dies die beobachtete globale Erwärmung angestoßen hat. Theorie, Klimamodellierung und Beobachtung passen zueinander.“
Nein, die Temperaturen seit 1875 sind nicht auf „natürliche Weise“ angestiegen
Es stimmt daher nicht, dass das CO2 und die globalen Temperaturen seit 1875 allein auf „natürliche Weise“ angestiegen seien, wie der Leserbrief behauptet. Das zeigt auch diese Grafik des IPCC:
Nur Klimamodellsimulationen, die menschliche und natürliche Einflüsse auf das Klima für ihre Berechnungen nutzen (beiger Bereich), stimmen mit aktuellen Messungen der globalen Durchschnittstemperatur überein. Modellsimulationen, die nur natürliche Faktoren miteinbeziehen (grüner Bereich), liegen deutlich unter den realen Messungen (schwarze Linie).
Leserbrief stellt mehrere Behauptungen zum Heizungsgesetz auf
Im zweiten Teil des Leserbriefes geht es um eine umstrittene Änderung des Heizungsgesetzes – eigentlich Gebäudeenergiegesetz (GEG) – die der Bundestag im September 2023 beschloss. Seit dem 1. Januar 2024 gilt, dass Heizanlagen, die in Neubauten in Neubaugebieten installiert werden, zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen.
Für alle anderen Gebäude gilt: „In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern wird der Einbau von Heizungen mit 65 Prozent erneuerbaren Energien spätestens nach dem 30. Juni 2026 verbindlich. In Städten bis 100.000 Einwohnern gilt diese Pflicht spätestens nach dem 30. Juni 2028.“
Behauptung: Durch das Heizungsgesetz würden erst ab 2030 1,4 Prozent der deutschen CO2-Emissionen eingespart
Im Leserbrief heißt es, das Wirtschaftsministerium habe auf eine Anfrage der AfD eingestanden, dass durch das Heizungsgesetz „erst ab 2030 eine Einsparung von lediglich 1,4 Prozent der deutschen Emissionen“ erfolge. Auf die Welt bezogen sei das ein „nicht mehr messbarer Anteil von 0,0000004“. Dafür müssten die Menschen circa 300 Milliarden Euro aufbringen. Dies seien etwa 10 Prozent der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands. Der detailliertere Leserbrief spricht im Hinblick auf die eingesparten Emissionen im weltweiten Vergleich von einem Anteil von 0,00025.
Einsparung von CO2-Emissionen: Prozentangaben stammen offenbar aus einer Anfrage der Links-Partei
Die angebliche Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der AfD zu den CO2-Einsparungen des Heizungsgesetzes konnten wir nicht finden. Woher stammen also die Angaben im Leserbrief?
Eine Schlagwortsuche bei Google führt uns zu einem Medienbericht von Focus online. Linken-Bundestagsabgeordneter Dietmar Bartsch wird darin zitiert: „Die Klimabilanz der geplanten Heizvorgaben ist ausgesprochen bescheiden: 1,4 Prozent weniger CO2-Ausstoß im Jahr 2030 im Vergleich zu heute. Alle Jahre bis 2030 zusammen sind es 5,6 Prozent Ersparnis.“
Bartsch nimmt Bezug auf eine Antwort der Bundesregierung auf seine Anfrage von März 2023. Darin steht, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Jahr 2030 mit einer geschätzten Einsparung von 10,5 Millionen Tonnen CO2 durch das neue Heizungsgesetz rechne. Für die Jahre 2022 bis 2030 gehe das Ministerium insgesamt von knapp 44 Millionen Tonnen aus.
Anders als im Leserbrief suggeriert, rechnet das Ministerium also bereits vor 2030 mit CO2-Einsparungen durch das Gesetz, die sich ab 2022 über die Jahre steigern, wie aus dieser Abbildung in der Antwort der Bundesregierung deutlich wird:
Und wie hoch sind diese anteilig an den gesamten CO2-Emissionen des Landes? Bartsch bezieht sich mit seinen berechneten Prozentangaben mutmaßlich auf einen vorläufigen Wert zu allen Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2022 vom Think Tank Agora Energiewende, nämlich 761 Millionen Tonnen.
Legt man nur den CO2-Ausstoß – laut Umweltbundesamt 666 Millionen Tonnen im Jahr 2022 – zugrunde, liegt der eingesparte Anteil im Jahr 2030 bei 1,6 Prozent und für die Jahre 2022 bis 2030 bei angenommenen gleichbleibenden jährlichen CO2-Emissionen von 666 Millionen Tonnen insgesamt bei 0,73 Prozent. Allerdings ist fraglich, wie aussagekräftig eine solche Berechnung mit künftigen, nicht vorhersehbaren CO2-Emissionsmengen überhaupt ist.
Auch die Angaben zu den Anteilen an den weltweiten CO2-Emissionen sind in der kürzeren Version des Leserbriefs nicht korrekt: Wenn das Heizungsgesetz im Jahr 2030 wie geschätzt 10,5 Millionen Tonnen CO2 einspart, wären dies 0,028 Prozent der weltweiten Emissionen von 37 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr 2022 – und nicht wie behauptet ein Anteil von 0,0000004 (entspricht 0,00004 Prozent). In der längeren Version des Leserbriefs ist die Angabe mit einem Anteil von 0,00025 – was 0,025 Prozent entspricht – größtenteils richtig.
Die Angaben in der Antwort der Bundesregierung von März betrachteten allerdings die CO2-Einsparungen vor der Änderung des Heizungsgesetzes im Herbst 2023, die dadurch geringer ausfallen können als ursprünglich berechnet.
Behauptung: Der Einbau einer Wärmepumpe koste durchschnittlich 50.000 Euro
In der detaillierteren Version des Leserbriefs werden die angeblichen Kosten von 300 Milliarden Euro für den Einbau von Wärmepumpen genauer erläutert: Der Autor rechnet mit sechs Millionen Wärmepumpen, die bis 2030 eingebaut und jeweils durchschnittlich 50.000 Euro kosten würden. Diese Angabe stammt womöglich aus einer Antwort des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Juni 2023 auf eine Frage des AfD-Politikers Malte Kaufmann. Er wollte wissen, wie viel Geld jemand investieren müsse, um ein Mehrfamilienhaus mit einer neuen Heizung auszustatten, die den Vorgaben des damaligen Entwurfes zum GEG entsprechen würde.
Das Ministerium antwortete, der Einbau einer Wärmepumpe in einem unsanierten Mehrfamilienhaus könnte 59.000 Euro, in einem sanierten Mehrfamilienhaus 43.000 Euro kosten. Im Schnitt sind das rund 51.000 Euro und entspricht in etwa der Zahl im Leserbrief. Allerdings ist die Zahl lediglich eine Schätzung und bezieht sich nur auf Mehrfamilienhäuser.
Es stimmt, dass die Bundesregierung das Ziel von sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 verfolgt – 1,4 Millionen davon sind jedoch laut einer Studie des Dachverbands Bundesverband Wärmepumpe e. V. von Februar 2023 bereits in Betrieb.
Kosten je nach Art der Wärmepumpe und Gebäude unterschiedlich
Die Kosten einer Wärmepumpe unterscheiden sich grundsätzlich je nach Art der Wärmepumpe und des Gebäudes (Ein- oder Mehrfamilienhaus, Neu- oder Altbau, saniert oder unsaniert). Luftwärmepumpen sind in der Anschaffung und Installation kostengünstiger als Grundwasser- oder Erdwärmepumpen. Es ist daher schwer, durchschnittliche Kosten zu ermitteln. Wir haben mehrere Webseiten mit Preisen zur Anschaffung und Installation von Wärmepumpen stichprobenartig verglichen:.
- Der NDR rechnet mit Kosten zwischen 12.000 und 35.000 Euro.
- Die Webseite Energieheld gibt durchschnittliche Preise zwischen 18.000 und 38.000 an.
- Beim Anbieter Bosch stehen Preise zwischen 15.000 bis 30.000 Euro.
- Bei der Webseite Thermondo liegen die Preise zwischen 32.000 und 50.000 Euro.
- Das ARD-Magazin „Brisant“ geht von Kosten zwischen 40.000 und 50.000 Euro aus.
- Der Bundesverband Verbraucherzentrale beziffert die Kosten einem Bericht des Handelsblatts zufolge auf 31.000 bis 48.000 Euro.
Nicht miteingerechnet sind hierbei Förderungen zu den Investitionskosten einer Wärmepumpe durch den Bund, die bis zu 70 Prozent und im Höchstfall laut Medienberichten 21.000 Euro betragen können. Zusätzlich gibt es Zuschüsse durch einige Bundesländer. Es fällt auf: Die im Leserbrief genannten „mittleren Gesamtkosten“ von 50.000 Euro für eine Wärmepumpe sind vergleichsweise hoch angesetzt.
Zu bedenken gilt jedoch auch, wie der NDR berichtet, dass beim Einbau einer Wärmepumpe in alte Gebäude weitere Kosten für die Dämmung oder eine Energieberatung anfallen können. So könnten mehrere Hunderttausend Euro zusammenkommen – egal, ob Ein- oder Mehrfamilienhaus, heißt es vom Hauseigentümerverband Haus und Grund Niedersachsen.
Wie wir in einem Hintergrundartikel im Juni 2023 berichteten, ist es laut Expertinnen und Experten zudem realistisch, dass die Kosten für Wärmepumpen zukünftig sinken. Eine präzise Vorhersage darüber, wie viel deutsche Bürgerinnen und Bürger das Einbauen von Wärmepumpen am Ende kosten wird, ist nicht möglich.
Fazit: Die im Leserbrief genannten Daten aus der Forschung zum Eisbohrkern beziehen sich weder auf die gesamte Welt noch ist der Vergleich aktuell. Ohnehin widerlegen vergangene warme oder kalte Phasen nicht den menschengemachten Klimawandel. Der zitierte Forscher Steffensen widerspricht der Behauptung, bei der aktuellen globalen Erwärmung handele es sich um einen natürlichen Vorgang und betont den menschlichen Einfluss auf CO2-Emissionen und Klimawandel. Die Angaben zur CO2-Einsparung durch das Heizungsgesetz sind teilweise falsch und lassen relevanten Kontext aus. Der Autor des Leserbriefs geht zudem von vergleichsweise hohen Kosten für die Anschaffung und Installation einer Wärmepumpe aus.
Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas
Korrektur, 6. März 2024: Wir haben einen Fehler in der Prozentangabe zur CO2-Einsparung durch das Heizungsgesetz für die Jahre 2022 bis 2030 korrigiert, da wir sie ursprünglich nur auf die Emissionen eines einzelnen Jahres bezogen, die neue Rechnung bezieht sich auf die Emissionen von neun Jahren.
Korrektur, 15. März 2024: Wir haben nach einem Leserhinweis korrigiert, dass in den Leserbriefen die Angaben zu den Einsparungen durch Wärmepumpen an den weltweiten CO2-Emissionen in Anteilen und nicht in Prozent gemacht wurden. Wir haben zudem die Bewertung dementsprechend präzisiert.
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- „Die deutsche Klimaforschung informiert“, unter anderem herausgegeben vom Deutschen Klima Konsortium, September 2021: Link (archiviert, PDF)
- Frequently Asked Questions: „The Earth’s Temperature Has Varied Before. How Is the Current Warming Any Different“ (FAQ 2.1), IPCC, Februar 2022: Link (archiviert, Englisch, PDF)
- Studie: „Modern temperatures in central–north Greenland warmest in past millennium“, Nature, 18. Januar 2023: Link (Englisch, archiviert)
- Klimawandel 2021: Naturwissenschaftliche Grundlagen, IPCC, Februar 2022: Link (archiviert, PDF)
- Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Dietmar Bartsch (Die Linke), 3. April 2023: Link (archiviert, PDF)
- Antwort des Staatssekretärs im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf eine Anfrage von Malte Kaufmann (AfD), 6. Juni 2023: Link (archiviert, PDF)