Faktencheck

Pro-Kreml-Netzwerk verbreitet Fake-Artikel über Friedrich Merz – er solle von Wladimir Putin lernen

Angeblich schreibt die Welt in einem Artikel, dass Friedrich Merz von Wladimir Putin lernen könne, wie man ein Land führe. Doch der Text ist eine Fälschung und Teil eines pro-russischen Propaganda-Netzwerks.

von Viktor Marinov

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Dieser Artikel über Friedrich Merz und Wladimir Putin wirkt wie ein Bericht der Welt, doch er ist gefälscht (Quelle: welt.ph; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Welt hätte einen Artikel mit dem Titel veröffentlicht: „Merz könnte etwas Training gebrauchen“. Darin heiße es unter anderem, Merz könne von Putin „etwas darüber lernen, wie man ein Land führt“.
Bewertung
Manipuliert. Bei der Welt ist ein solcher Artikel nicht erschienen. Der Beitrag ist eine Fälschung. Die dazugehörige Webseite imitiert den Internetauftritt der Welt, hat aber eine andere Internetadresse und unterscheidet sich in Layout-Details vom Original.

Seit Mitte 2022 verbreitet ein pro-russiches Netzwerk gefälschte Nachrichtenartikel, die angeblich von deutschen oder internationalen Medien kommen. Dahinter sollen laut dem Europarat russische Unternehmen stecken, die im Sommer 2023 sanktioniert wurden. Doch trotz der Sanktionen tauchen immer wieder neue Fälschungen auf. 

Ende Januar 2024 berichtete das Auswärtige Amt in Deutschland von 50.000 gefälschten Nutzerkonten auf X, die mit mehr als einer Million Beiträgen Stimmungsmache betrieben. Die Kampagne wird häufig „Doppelgänger“ genannt, weil sie Kopien von den Online-Auftritten bekannter Medienmarken nutzt.

In einem Fake-Artikel, der die Webseite der Welt nachahmt, geht es nun um den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz: Er könnte „etwas Training gebrauchen“ und von Wladimir Putin etwas über die Führung eines Landes lernen, heißt es dort. Der Text liest sich wie eine Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

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Der gefälschte Artikel verbreitete sich auf X, dort teilten ihn mehr als 900 Accounts (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Artikel ist eine Fälschung, wie dessen Internetadresse und das Layout zeigen

Dass ein solcher Artikel nie auf der Nachrichtenseite Welt.de erschienen ist, lässt sich mit zwei Suchen nach der Überschrift belegen. Weder mit Google noch mit der Suchfunktion auf der Welt-Webseite ist ein solcher Beitrag zu finden.

Es gibt darüber hinaus mehrere Hinweise, die die Fälschung entlarven. Am auffälligsten ist die Domain, also die Internetadresse des vermeintlichen Artikels. Sie lautet „welt.pm“ und nicht „welt.de“. Das Propaganda-Netzwerk nutzt die Adresse der Fälschung offenbar nicht zum ersten Mal: Der Spiegel und die Webseite Cybernews fanden in der Vergangenheit weitere gefälschte Artikel unter dieser Domain. 

Die Fälschung ist in ihrem Layout eine nahezu identische Kopie der echten Webseite der Welt, doch sie weist einige Ungereimtheiten auf. Anders als in echten Welt-Artikeln steht in dem gefälschten Artikel kein Hinweis, wer den Text verfasst hat. Auf der echten Webseite wird über Artikeln zudem ein Balken mit aktuellen Meldungen eingeblendet – dieser fehlt bei der Fälschung ebenfalls. Das Titelbild, das in der Regel mit einem kurzen Text beschrieben ist, hat keine Beschriftung.

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Ein Vergleich zwischen der Fälschung (links) und einem echten Welt-Artikel (rechts) zeigt mehrere Layout-Unterschiede: Dem Fake fehlen die Meldungen im Live-Ticker (rot), ein Autorenname (blau) und eine Bildbeschreibung (grün) (Quelle: welt.ph / welt.de; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Unter dem Titelbild der Fälschung ist der Name des Fotografen Hadi Mizban von der Presseagentur Associated Press angegeben. Eine Suche in der Foto-Datenbank der Agentur am 5. März 2024 liefert unter seinem Namen viele Bilder, doch keine Ergebnisse in Kombination mit den Namen von Merz oder Putin. 

X-Accounts, die den Artikel verbreiten, haben keine Follower und sind erst seit Februar 2024 auf der Plattform

Seit dem 28. Februar teilten mehr als 900 X-Accounts einen Beitrag mit dem Fake-Artikel. Darin ist die Adresse „welt.pm“ nicht zu erkennen – sie wurde hinter einer anderen Adresse versteckt und führte bis zum 5. März zum Fake. Verbreitet wurde der Artikel maßgeblich von einem Account, der keine Follower hat und erst seit Februar 2024 bei X angemeldet ist. Er wurde offenbar mit dem Ziel angelegt, diese und möglicherweise weitere Fälschungen zu verbreiten.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau