Ukraine: BBC-Video über Abfindung für ehemaligen Armeechef Saluschnyj ist gefälscht
Ein vermeintliches BBC-Video soll über eine Recherche von Bellingcat berichten. Demnach habe der ehemalige Armeechef der Ukraine, Walerij Saluschnyj, insgeheim 53 Millionen US-Dollar als Abfindung bekommen, damit er zurücktrete. Das Video ist manipuliert.
Walerij Saluschnyj, der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, hat im Februar 2024 seinen Job verloren. Die ukrainischen Streitkräfte bräuchten eine Erneuerung, begründete Präsident Wolodymyr Selenskyj die Entlassung. Ein weiterer Grund dafür könnte laut Medienberichten die gescheiterte Gegenoffensive der Ukraine sein. Der ehemalige Armeechef vertritt sein Land nun als Botschafter in Großbritannien.
Ein vermeintliches BBC-Video soll ein brisantes Detail rund um die Entlassung enthüllen: Saluschnyj habe „inoffiziell“ 53 Millionen US-Dollar Abfindung erhalten, damit er sich von der ukrainischen Politik fernhalte und das Land verlasse. Das hätten angeblich Recherchen der Investigativgruppe Bellingcat ergeben. Das Video verbreitet sich in mehreren Sozialen Netzwerken auf Russisch, Englisch oder Deutsch.
Doch weder Suchen auf Google noch auf den Seiten der BBC oder Bellingcat führen zu Hinweisen darauf, dass ein solcher Bericht je erschienen ist.
Journalisten von BBC und Bellingcat dementieren, dass ihre Medien etwas mit dem Saluschnyj-Video zu tun haben
Im Video mit dem BBC-Logo heißt es, Saluschnyj sei zurückgetreten. Das ist nicht richtig, Selenskyj hat den General entlassen. Es zeigt diverse Kurzclips, darunter mehrere Aufnahmen von Saluschnyj und etwa eine Szene, in der ein Mann vor einem Tisch mit aufgestapelten Dollarscheinen sitzt. Der Bericht verweist auf vermeintliche Recherchen von Bellingcat – ab Sekunde 7 ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Recherchenetzwerks zu sehen: der Investigativjournalist Christo Grozev.
Eliot Higgins, Gründer von Bellingcat, schrieb auf X am 9. März, das Video sei gefälscht. Christo Grozev bezeichnete das Video in einem X-Beitrag als „Cheapfake“. Das sind verfälschte Inhalte, die im Gegensatz zu Deepfakes nicht mit künstlicher Intelligenz erstellt sind, sondern mit einfacheren Methoden – in diesem Fall durch das Hinzufügen von erfundenen Untertiteln und dem BBC-Logo zu Videomaterial, das mit der Behauptung nichts zu tun hat. Auch Sshahayan Sardarizadeh, Journalist bei BBC Verify, nannte das Video und seinen Inhalt falsch.
In einem kurzen Artikel berichtete übrigens auch das staatliche Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation in der Ukraine über das gefälschte Video.
Gefälschte Medienberichte häufig Teil pro-russischer Propaganda
Wir haben bereits im Oktober 2023 eine ähnliche Fälschung überprüft. Damals ging es um einen manipulierten BBC-Bericht, der ebenfalls vermeintliche Bellingcat-Recherchen aufgriff und behauptete, dass Waffen aus der Ukraine an die Hamas verkauft worden seien. Dessen Spur führte zu demselben pro-russischen Telegram-Kanal, wie das aktuelle Video. Wer wirklich hinter den Fälschungen steckt, bleibt allerdings unklar.
Wie wir bereits berichteten, setzt pro-russische Propaganda häufiger auf die Verbreitung von gefälschten Medienberichten.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Sarah Thust, Paulina Thom