Faktencheck

Kein „Pallywood“: Video entstand 2020 in Jordanien

Immer wieder wird behauptet, dass Bilder und Videos von Verletzten und Toten im Gazastreifen inszeniert seien. So auch bei einem Video, das sich aktuell in Sozialen Netzwerken verbreitet. Es entstand jedoch 2020 in Jordanien und hat einen völlig anderen Hintergrund.

von Max Bernhard

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Dieses Video entstand 2020 in Jordanien und zeigt, anders als behauptet, keine Inszenierung von Opfern israelischer Angriffe (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige wie eine „Leiche" vor einem israelischen Drohnenangriff flüchte. Das Video belege die Inszenierung eines palästinensischen Todesopfers.
Bewertung
Falsch. Das Video hat keinen Bezug zum Krieg im Nahen Osten. Laut mehreren Medienberichten entstand das Video im März 2020 in Jordanien. Die Personen hätten demnach versucht, mit der Aktion die damals verhängte Ausgangssperre während der Corona-Pandemie zu umgehen.

In Sozialen Netzwerken verbreitet sich immer wieder die Behauptung, Menschen im Gazastreifen oder die Hamas würden Aufnahmen von Verletzten und Todesopfern durch israelische Angriffe inszenieren. Häufig wird dabei der Begriff „Pallywood“ verwendet. Er ist eine Zusammensetzung aus „Palästina“ und „Hollywood“. Zahlreiche dieser Behauptungen haben sich als falsch herausgestellt, wie wir zum Beispiel hier, hier und hier berichteten.

Ende September verbreitete sich erneut ein Video mit dem Begriff. Es zeigt ein Video, in dem eine Gruppe Menschen eine Leiche zu tragen scheint. Dann ist eine Sirene zu hören und die Menschen rennen weg, inklusive der „Leiche“: „Sogar die Toten haben Angst vor Israels Drohnen“, heißt es dazu auf Facebook. In einem weiteren Bild neben dem Video ist das Wort „Pallywood“ zu lesen. Auch der ehemalige AfD-Politiker Georg Pazderski teilte das Video. „So werden viele Videos manipuliert und gestellt. Nichts Neues. Ist auch in der Ukraine so“, heißt es in einem Kommentar darunter.

Auch in Beiträgen auf Linkedin und Facebook, sowie international, wird diese Behauptung zu dem Video verbreitet. Suggeriert werden soll offenbar, dass in dem Video die Inszenierung eines palästinensischen Todesopfers zu sehen ist, die dann durch die Flucht der Menschen aufgrund eines israelischen Angriffs enttarnt wird. Doch das ist falsch.

In einem X-Beitrag suggeriert der ehemalige AfD-Politiker Georg Pazderski, das Video zeige eine versuchte Inszenierung. Das ist falsch. (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Video wurde 2020 in Jordanien aufgenommen 

Wie wir im Oktorber 2023 berichteten, wurde das Video schon damals mit der Behauptung geteilt, es zeige den Versuch der Hamas, ein Begräbnis zu inszenieren.

Eine Google- und eine Bilderrückwärtssuche führte uns zu mehreren arabischsprachigen Berichten aus dem März 2020. Darin heißt es, das Video zeige eine inszenierte Beerdigung in Jordanien. Diese habe dazu gedient, die Ausgangssperre zu umgehen. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie hatte Jordanien im März 2020 eine strikte Ausgangssperre eingeführt, die die Regierung anschließend wieder lockerte.

Alle Faktenchecks zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Sophie Timmermann, Matthias Bau