Nein, dieses Video zeigt nicht, wie Annalena Baerbock in China aus dem Saal geworfen wird
Nach dem China-Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock im Dezember 2024 kursieren Bilder, die angeblich ihren Rauswurf bei einer Pressekonferenz zeigen sollen. Doch die Aufnahme ist alt und zeigt etwas anderes.
In Sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das angeblich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch in China am 2. Dezember 2024 zeigt. Behauptet wird dazu in unterschiedlichen Beiträgen, China habe die Gespräche mit der deutschen Ministerin abgebrochen oder sie ohne Pressekonferenz „rausgeschmissen“. Im Video sieht man einen Mann, der die Ministerin mit erhobenem Zeigefinger aus dem Raum begleitet und den hineinmontierten Text „Dort ist die Tür“.
Was dahintersteckt, zeigt eine Bilderrückwärtssuche: Sie führt unter anderem zu einem Video des Rundfunksenders Deutsche Welle vom 14. April 2023. Darin ist ab Minute 2:57 zu sehen, dass die Szene das Ende einer gemeinsamen Pressekonferenz ist – der ehemalige chinesische Außenminister Qin Gang, der Mann aus dem Video, bittet Baerbock mit erhobenem Zeigefinger zum Ausgang und sie verlassen gemeinsam den Saal. In der Aufnahme ist also kein „Rauswurf“ oder ein vorzeitiges Ende der Veranstaltung zu sehen.
Zu diesem Ergebnis kamen auch die Nachrichtenagentur AFP und Euronews.
Im Dezember 2024 gab es keine gemeinsame Pressekonferenz mit Chinas Außenminister Wang Yi
Das Verhältnis zwischen China und Deutschland war nach Baerbocks Besuch im April 2023 angespannt. Baerbock hatte bei der Pressekonferenz 2023 starke Kritik an der Regierung Chinas geäußert, die Qin Gang zurückwies. Wenige Monate danach verschwand der Minister, die Gründe sind laut Medienberichten unklar.
Der aktuelle chinesische Außenminister Wang Yi ließ sich bei Baerbocks Besuch in China im Dezember 2024 laut Medienberichten nicht auf eine gemeinsame Pressekonferenz ein. Baerbock sprach stattdessen allein zu Journalistinnen und Journalisten.
Sprecher des Auswärtigen Amtes spricht bei Regierungspressekonferenz von einer „Fehlinformation“
Obwohl das Video alt ist und die Behauptungen dazu falsch sind, sammelte es insbesondere auf Instagram mehr als 10.000 Gefällt mir-Angaben ein. Auch auf Facebook, Telegram, Tiktok und X wurde es geteilt. Unter anderem verbreitete es ein Ortsverband der AfD auf Facebook.
Daneben teilten prorussische Kanäle die Falschbehauptung, etwa auf Spanisch oder Serbisch. Aus einem AFP-Faktencheck geht hervor, dass auch der Russland-nahe Journalist Florian Warweg das Video in einer Frage während der Regierungspressekonferenz am 4. Dezember 2024 erwähnte.
Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Sebastian Fischer, bezeichnete die Behauptungen zum kursierenden Video als „Fehlinformation“. Es habe „schon vor Beginn der Reise“ festgestanden, „dass es keine Pressekonferenz gibt und dass die Ministerin die Dinge, die sie zu sagen hat, sozusagen in einer eigenen Pressekonferenz ohne ihren chinesischen Amtskollegen äußern würde“.
Redigatur: Matthias Bau, Max Bernhard
Mitarbeit: Laura Seime