Nein, Geflüchtete in Beckum haben keine getrennten Schwimmbäder gefordert
Angeblich hätten syrische Geflüchtete getrennte Schwimmbäder für Männer und Frauen gefordert, heißt es in Beiträgen auf X und Facebook. Doch das stimmt nicht. Ein Verein hatte einen Antrag für ein Männerschwimmen gestellt.
„Syrische Flüchtlinge fordern getrennte Schwimmbäder“, kommentiert Anfang Januar der rechte Aktivist Kian Kermanshahi auf X. Er teilt dazu ein altes Video. Seine Behauptung bestätigt es jedoch nicht: Darin geht es um einen arabisch-deutschen Verein in Beckum, der Badezeiten nur für Männer im Hallenbad beantragt haben soll. Der Aktivist erhielt für seinen Beitrag mehr als 5.400 „Gefällt mir“-Angaben – das Video ging viral.
Weiterverbreitet auf Youtube, Facebook und Gettr, wurde auch ein englischsprachiger Influencer auf X darauf aufmerksam. Er kommentierte, ein syrischer Einwanderer hätten in Deutschland beantragt, das gemeinsame Schwimmen von Männern und Frauen in öffentlichen Schwimmbädern aus kulturellen Gründen zu verbieten – und bekam dafür über 12.500 Likes (Stand: 22. Januar 2025).
Es ging in der Debatte in Beckum aber nie um getrennte Schwimmbäder oder ein generelles Verbot von gemeinsamen Schwimmen. Auf Nachfrage, warum er den Beitrag geteilt hat, gab Kermanshahi keine inhaltliche Antwort.
WDR berichtete über Antrag für Schwimmzeiten für Männer, nicht über getrennte Schwimmbäder
In dem Video sieht man das Logo der „Aktuellen Stunde“ des WDR, laut den Beiträgen ist es angeblich von 2019. Es zeigt einen Mann, der laut WDR-Bericht im arabisch-deutschen Verein Beckum ist und den Antrag auf Badezeiten nur für Männer gestellt hatte. Die Stadt habe kein Problem gesehen und den Antrag genehmigt, heißt es weiter, da es auch ein Frauenschwimmen gebe. Da es aber Kritik gab, liege das Männerschwimmen „erstmal auf Eis“.
Über Google findet sich das Video der Aktuellen Stunde auf Facebook, veröffentlicht wurde es schon im Mai 2018. Nun, Jahre später, wird es mit falschen Behauptungen verbreitet.
Ein Bericht der westfälischen Lokalzeitung Die Glocke und ein Artikel beim digitalen Stadtportal „Dein Beckum“ liefern weiteren Kontext: Im Vordergrund habe der Grundsatz der Gleichbehandlung von Frauen und Männern gestanden. Im Hallenbad gab es damals Schwimmzeiten für Frauen, aber nicht für Männer. Mit Unterschriften habe der deutsch-arabische Verein im September 2017 den Bedarf begründet und der Antrag sei umgesetzt worden. Der Blog Achgut machte damals daraus ein „Frauen- und Mädchenschwimmverbot“.
Eine Sprecherin des Büros des Bürgermeisters der Stadt Beckum schreibt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, dass das Männerschwimmen nur einmalig am 15. April 2018 mit zehn Teilnehmern stattgefunden habe. Das Interesse an dem Angebot sei nicht groß genug gewesen. „Wir bieten Mädchen- und Frauenschwimmen an. In der laufenden Hallenbadsaison wurde es bisher zwei Mal angeboten.“
Redigatur: Matthias Bau, Gabriele Scherndl