Messerangriff in Hamburg: Verdächtige in Niedersachsen geboren
Die Frau, die mutmaßlich am Hamburger Hauptbahnhof auf Passanten einstach, soll angeblich eine 2016 zugewanderte Palästinenserin sein – das wird in Beiträgen auf X und Facebook behauptet. Doch das stimmt nicht. Laut Angaben des zuständigen Innenministeriums wurde sie in Niedersachsen geboren.

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof am Abend des 23. Mai 2025 wurden insgesamt 18 Personen verletzt. Eine Frau hatte am Freitagabend mit einem Messer willkürlich auf Passantinnen und Passanten eingestochen, die an Gleis 13/14 auf einen Zug warteten – sie wurde festgenommen. Daraufhin verbreiteten sich in Sozialen Netzwerken Falschmeldungen, unter anderem zu ihrer Herkunft.
Einen Tag nach dem Angriff hieß es auf X und Facebook, die Angreiferin sei Palästinenserin. Die Beiträge haben mehrere hunderttausend Aufrufe. In den Kommentarspalten auf X nannten manche zudem einen vollen Namen und behaupten, die Frau sei eine „turbo eingedeutschte Palästinenserin“ oder eine 2016 nach Deutschland eingewanderte Transfrau aus Palästina.
Erste Informationen über die Herkunft der Tatverdächtigen wurden am Samstagnachmittag bekannt – dafür, dass sie aus Palästina stamme, gab es keinerlei Belege. Die Bild hatte gegen 16 Uhr berichtet, dass die 39-jährige Tatverdächtige „offenbar“ gebürtig aus Braunschweig in Niedersachsen stamme. Doch auch danach noch verbreitete sich der Screenshot mit der Behauptung, die Frau sei aus Palästina.

Polizei Hamburg: Tatverdächtige hat „keinen Bezug nach Palästina“
Die Polizei Hamburg stellte aufgrund der kursierenden Falschbehauptungen am 26. Mai auf X klar: „Nach aktuellem Stand der Ermittlungen hat die Tatverdächtige keinen Bezug nach Palästina.“ Auf Nachfrage bestätigte die Staatsanwaltschaft Hamburg uns gegenüber am 27. Mai, dass die Verdächtige in Niedersachsen geboren wurde und es bisher keine Hinweise auf einen Migrationshintergrund gebe.
Laut NDR-Informationen war die Frau einen Tag vor dem Vorfall in Hamburg aus einer geschlossenen Psychiatrie in Bremerhaven entlassen worden. Unter Berufung auf das niedersächsische Innenministerium heißt es, dass sie Anzeichen einer psychischen Erkrankung zeige und seit 2021 immer wieder polizeilich aufgefallen sei.
Dass sich nach Gewaltverbrechen wie dem in Hamburg Falschbehauptungen in Sozialen Netzwerken verbreiten, kommt häufiger vor: In solchen Situationen kursieren immer wieder falsche Behauptungen über Tatverdächtige oder andere Personen, die im Fokus der Berichterstattung stehen. Oft wird deren Nationalität thematisiert und für rassistische Narrative instrumentalisiert, wie zum Beispiel unsere Faktenchecks nach dem Attentat in Halle an der Saale im Jahr 2019 oder nach dem Anschlag in Solingen im Jahr 2024 zeigten.
Im Fall von Hamburg kursieren nicht nur Falschbehauptungen über die Nationalität der Frau im Netz. Manche User zweifeln auch die Echtheit von Medienberichten an. So wurden über den Syrer, der die Frau gestoppt hat, ebenfalls irreführende Informationen im Netz verbreitet.
Redigatur: Paulina Thom, Sarah Thust