Indische Talente
Die Spitzenkandidatin der AfD behauptet, dass das Abgabensystem und die aktuelle Sicherheitslage viele hauptqualifizierten Inder und Chinese von Deutschland abschrecken. Immerhin lässt sich das von offiziellen Daten nicht prüfen.
Am 18. September tritt die Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ auf. Beim Thema Einwanderungsgesetz bedauerte sie, dass Deutschland angeblich nicht mehr attraktiv sei für Ausländer aus China und Indien. Sie sagte:
„Sie müssen sich einfach mit Indern, mit hochqualifizierten Indern dann unterhalten. Auch mit Chinesen. Sie finden Deutschland überhaupt gar kein attraktives Einwanderungsland mehr. Erstens, weil sich die Sicherheitslage so dramatisch verschlechtert hat und aufgrund der unattraktiven Steuern und Abgabenpolitik.“
Weil es keine Umfragen zur deutschen Attraktivität von Deutschland bei Hochqualifizierte Chinesen und Inder gibt, ist es unmöglich, den letzten Satz von Alice Weidel zu prüfen. Immerhin bleibt eine Frage offen: Ist Deutschland für ausländische Talente noch attraktiv?
So viele Chinesen und Inder gab es noch nie in Deutschland
Um die Attraktivität von Deutschland zu messen, haben wir uns die Entwicklung der Zahlen in bezug auf China und Indien angesehen. Seit 2009 ist die Zahl der in Deutschland lebenden Chinesen und Inder stark gestiegen. Wie man es auf der folgenden Grafik sehen kann, hat sich die Zahl der Inder in Deutschland seit 2009 verdoppelt. Bei den Chinesen ist sie um 62 Prozent gestiegen.
Immer mehr Inder und Chinese mit Blauen Karte
Doch schauen wir genauer hin. Alice Weidel sprach von „hochqualifizierten“ Indern und Chinesen. Auch in diesem Bereich stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Dateien zu Verfügung. So kann man die Entwicklung der Zahl der Inhaber von Blauen Karten in der EU beobachten. Die Blaue Karte ist ein im Jahr 2012 eingeführter Aufenthaltstitel, der sich an hochqualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten wendet. Wie man auf der Website des BAMFs lesen kann, gilt dieser Aufenthaltstitel nur für besondere Arbeitskräfte.
„Für den Erhalt einer Blauen Karte EU müssen neben allgemeinen Zulassungsvoraussetzungen drei weitere Bedingungen erfüllt sein:
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Es ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium nachzuweisen. Wenn der Hochschulabschluss nicht in Deutschland erworben wurde, muss der Abschluss entweder anerkannt oder mit einem deutschen Hochschulabschluss vergleichbar sein.
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Es muss entweder ein konkretes Arbeitsplatzangebot vorliegen oder ein bereits unterschriebener bzw. bereits bestehender Arbeitsvertrag und
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damit mindestens ein bestimmtes Bruttojahresgehalt erreicht werden.“
Im Januar 2017 teilte das BAMF mit, dass Indien und China die zwei wichtigsten Herkunftsländer von Inhaber Blauer Karten sind.
Was dieses Diagramm nicht zeigt, ist die Entwicklung der Zahl der chinesischen und indischen Inhaber von Blauen Karten in den vergangenen Jahren. Diese konnten wir anhand der jüngsten Migrationsberichte und des Wanderungsmonitors des BAMFs auf der folgenden Grafiken darstellen.
So sieht man, dass seit der Einführung der Blauen Karte jedes Jahr mehr Inder und Chinesen nach Deutschland einreisen und auch, dass immer mehr hochqualifizierte Inder und Chinesen hier leben.
Fazit: Möglicherweise haben die Steuerpolitik und die Sicherheitslage in Deutschland manche hochqualifzierte Gesprächspartner von Alice Weidel abgeschreckt. Offizielle Statistiken belegen hingegen, dass Deutschland immer noch hochqualifizierte Talente aus Indien und China anzieht.