Faktencheck

Größtenteils falsche Zitate der Grünen: Offener Brief an Robert Habeck im Faktencheck

In Sozialen Netzwerken kursiert ein offener Brief an den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck, der 21 angebliche Zitate und eine Tatsachenbehauptung enthält. Elf davon sind falsch, zwei unbelegt und ein Zitat ist aus dem Kontext gerissen.

von Cristina Helberg

Gremiensitzungen der Bundesparteien
Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, spricht bei der digitalen Pressekonferenz nach der Sitzung des Bundesvorstands seiner Partei zu den Medienvertretern (Quelle: Picture Alliance / DPA / Kay Nietfeld)
Behauptung
Ein offener Brief enthalte authentische Zitate von Politikern der Grünen Partei.
Bewertung
Größtenteils falsch
Über diese Bewertung
Größtenteils falsch. Von 21 Zitaten sind elf falsch, zwei unbelegt, und ein Zitat ist aus dem Kontext gerissen. Die Behauptung über die Änderung der Eidesformel stimmt.

In der Vergangenheit haben wir bereits in zahlreichen Artikeln über frei erfundene oder aus dem Kontext gerissene Zitate von Politikern berichtet. Besonders häufig waren es Politiker der Grünen, die im Netz mit falschen Zitaten verleumdet wurden. Unter einem Faktencheck von uns zu diesem Thema kommentierte ein Leser Ende Juli auf unserer Webseite: „Hier braucht es leider schon ein Update: aktuell ist eine erweiterte Liste im Umlauf“. Er verwies auf einen Artikel des Blogs „Rettet Deutschland“. 

Der Artikel enthält einen offenen Brief an den Grünen-Chef Robert Habeck. Tatsächlich wird dieser aktuell zahlreich im Internet weiterverbreitet. Am selben Tag wie der Blog „Rettet Deutschland“ veröffentlichte auch die Webseite PI-News einen Artikel mit demselben Wortlaut. Laut dem Analysetool Crowdtangle wurde der „Rettet Deutschland“-Artikel 20 Mal bei Facebook geteilt. 

Der PI-News-Artikel wurde mehr als 2.700 Mal bei Facebook geteilt und von 27 Facebook-Seiten oder Gruppen weiterverbreitet. Darunter mehrere Orts- und Kreisverbandsseiten der AfD, wie der Kreisverband Werra-Meißner, der Ortsverband Altkreis Melsungen, der Ortsverband Hechingen, der Kreisverband Mittelsachsen, der Kreisverband Neumünster, der Kreisverband Peine und die AfD Bad Langensalza. Außerdem wird der Text von privaten Nutzern in Sozialen Netzwerken wie Reddit und Facebook geteilt. 

Wir haben die Zitate aus dem offenen Brief geprüft. Viele davon haben wir bereits in der Vergangenheit nachverfolgt, ein Großteil davon ist falsch.

PI-News-Artikel mit falschen Zitaten (links) und Analyse des Tools Crowdtangle (rechts im Bild). (Screenshot: CORRECTIV)

1. Richtiges Zitat von Çigdem Akkaya:

„Die Leute werden endlich Abschied nehmen von der Illusion, Deutschland gehöre den Deutschen.“

Çigdem Akkaya ist die ehemalige stellvertretende Direktorin des Essener Zentrums für Türkeistudien. Dieses Zitat haben wir bereits im Januar 2019 in einem Faktencheck geprüft. Çigdem Akkaya hat den Satz nach eigenen Angaben so gesagt.

Auf Nachfrage von CORRECTIV erklärte Çigdem Akkaya im Januar 2019 den Hintergrund dieses Satzes in einer E-Mail: „Dieses Zitat stammt aus einem Interview mit WAZ gegen Ende 90er-Jahre aus Anlass der Novelle des Einbürgerungsgesetzes. Es war aber leider ein unglückliches Interview, da ich mich nicht gut und präzise ausdrücken konnte, und ich leider aus zeitlichen Gründen nicht darauf bestand, das Interview vor dem Druck zu sehen, da es für den Journalisten sehr eilig war. Somit blieb eine Menge Raum für Missinterpretationen.“

Sie betonte: „Es ist klar, dass es von meiner Seite aus nicht so gemeint sein kann, wie es für viele, vor allem für rechte Szene [sic!] als eine ‘Deutschlandseroberungserklärung durch eine Zugewanderte’ verstanden wird. Ich hatte mit illusionierten ‘Leuten’ eigentlich die Rechtsradikalen und deren berühmten Spruch ‘Deutschland gehört den Deutschen’ gemeint. Zur Präzisierung hätte ich das Wort ‘nur’ (‘Deutschland gehört nur den Deutschen’) auswählen und betonen müssen, was mir aber im Nachhinein auffiel.“

Fazit: Richtig. Çigdem Akkaya hat den Satz nach eigenen Angaben in einem Interview Ende der 90er-Jahre so gesagt. Allerdings fühlt sie sich falsch verstanden und betont, dass sie meinte, Rechtsradikale müssten sich von der Illusion verabschieden, Deutschland gehöre nur den Deutschen.

2. Falsches Zitat von Margarete Bause (Die Grünen): 

„Nur weil jemand vergewaltigt, beraubt oder hoch kriminell ist, ist das kein Grund zur Abschiebung. Wir sollten uns stattdessen seiner annehmen und ihn akzeptieren, wie er ist. Es gibt Menschenrechte.“

Auf Nachfrage von CORRECTIV teilte einer der Sprecher von Margarete Bause am 23. September 2019 per E-Mail mit: „Das von Ihnen angeführte Zitat ist frei erfunden – bereitet uns aber nichtsdestoweniger wiederkehrende Probleme.“ Öffentlich habe Margarete Bause erstmalig im August 2018 in einem Facebook-Beitrag darauf aufmerksam gemacht, dass das Zitat falsch sei. Geholfen habe das allerdings „nur temporär“. 

„Erst kürzlich erlebte es u.a. nach einer Verbreitung über die rechtsextreme Webseite PI-News ein ‘Revival’“, so der Sprecher. Margarete Bause hat 2018 Strafanzeige gegen einen mutmaßlichen Urheber des Falschzitats gestellt. „Ein Fortgang des Verfahrens ist mir bisher leider nicht bekannt“, schreibt ihr Sprecher. Im August 2014 berichtete der Bayerische Rundfunk über das falsche Zitat. Der Artikel ist mittlerweile offline, aber noch in einer archivierten Version zu lesen. 

Wir konnten bei unseren Recherchen unter anderem im Google-News-Archiv ebenfalls keine Belege finden, dass Bause diesen Satz gesagt hat. 

Fazit: Falsch. 

3. Falsches Zitat von Stefanie von Berg (Die Grünen):  

„Es ist gut so, dass wir Deutsche bald in der Minderheit sind.“

Das Zitat ist frei erfunden. Wir haben darüber bereits in zwei Faktenchecks im Oktober 2018 und im Mai 2019 berichtet. 

Fazit: Falsch. 

4. Unbelegtes Zitat von Daniel Cohn-Bendit (Die Grünen):

„Wir, die Grünen, müssen dafür sorgen, so viele Ausländer wie möglich nach Deutschland zu holen. Wenn sie in Deutschland sind, müssen wir für ihr Wahlrecht kämpfen. Wenn wir das erreicht haben, werden wir den Stimmenanteil haben, den wir brauchen, um diese Republik zu verändern.“

Auch dieses angebliche Zitat wird schon länger verbreitet. Im Jahr 2015 hatte die Politikerin Erika Steinbach (zu diesem Zeitpunkt CDU) die Aussage bei Twitter verbreitet. Eine Quelle oder einen Beleg nannte sie nicht. Darüber berichteten auch Focus und Der Westen im Jahr 2015. Wir haben bereits im Januar 2019 einen Faktencheck dazu veröffentlicht.

Fazit: Unbelegt. Nach unseren Recherchen gibt es keinen Beleg für dieses Zitat.

5. Richtiges Zitat von Nargess Eskandari-Grünberg (Die Grünen):

„Migration ist in Frankfurt eine Tatsache. Wenn Ihnen das nicht passt, müssen Sie woanders hinziehen.“

Mit diesem Satz wird die Grünen-Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg in einem zwölf Jahre alten Artikel der Frankfurter Rundschau zitiert. Darin berichtet die Autorin des Artikels, dass diese Aussage von Eskandari-Grünberg im November 2007 in einer Sitzung des Bildungs- und Integrationsausschusses in Frankfurt gefallen sei. Damit habe die damalige Stadtverordnete auf einen Bürger reagiert, „der sich in der Sitzung zum geplanten Moscheebau in Hausen geäußert und die Zahl von Migrantenkindern an Schulen des Stadtteils kritisiert hatte“. Ihre Aussage sei laut Frankfurter Rundschau anschließend unter anderem durch „Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Moschee-Bau“ kritisiert worden. Die Politikerin habe auf die Kritik wiederum mit folgendem Satz reagiert: „Ich wollte damit zum Ausdruck bringen wollen, dass Einwanderer zu Frankfurt gehören.“ Das haben wir bereits im Mai 2019 in einem Faktencheck thematisiert.

Fazit: Richtig.

6. Falsches Zitat von Joschka Fischer (Die Grünen):

„Deutschland muss von außen eingehegt und von innen durch Zustrom heterogenisiert, quasi verdünnt werden. (Rezension seines Buches ‘Risiko Deutschland’)“

Der Satz stammt nicht von Joschka Fischer, sondern ist eine Einordnung der Journalistin Mariam Lau. Wir haben darüber bereits in einem Faktencheck im Januar 2019 berichtet. 

Fazit: Falsch. 

7. Richtiges Zitat von Joschka Fischer (Die Grünen):

„Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.“

In dem offenen Brief wird für dieses angebliche Zitat keine Quelle genannt. Wer im Internet nach dem Satz sucht, stößt immer wieder auf folgende Quellenangabe: Pflasterstrand, 1982. Unter anderem bei Wikiquote.

Wir haben im Duisburger Archiv für alternatives Schrifttum die Ausgaben der Frankfurter Zeitschrift Pflasterstrand aus dem Jahr 1982 überprüft. Tatsächlich schrieb Fischer den Satz in der 133. Ausgabe von Pflasterstrand im Jahr 1982 in einem Beitrag mit der Überschrift „Ein Deutscher auf großer Feindfahrt – Eine Antipolemik zu Karl Heinz Bohrer“ auf Seite 12-14. 

Fischer schrieb diesen Satz im Kontext seiner Feststellung, kein anderes Volk Europas habe auf „diesem Kontinent in der Moderne einen rassistischen Vernichtungskrieg geführt […], keines solche Verbrechen begangen, wie das deutsche in den Jahren zwischen 1933 und 1945.“ 

Auszug aus Joschka Fischers Beitrag in der Zeitschrift Plasterstrand. (Foto: CORRECTIV)

Fazit: Richtig. 

8. Unbelegtes Zitat von Joschka Fischer (Die Grünen):

„Es geht nicht um Recht oder Unrecht in der Einwanderungsdebatte, uns geht es zuerst um die Zurückdrängung des deutschen Bevölkerungsanteils in diesem Land.“

In dem öffentlichen Brief taucht dieses angebliche Zitat zweimal auf. Einmal wird es in der Liste Joschka Fischer zugeschrieben, einmal Jürgen Trittin. 

Schon in der Vergangenheit wurde dieses Zitat fälschlicherweise Jürgen Trittin in den Mund gelegt. Demnach sollte Trittin den Satz angeblich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 2. Januar 2005 gesagt haben. Nur: Ein solches Interview hat nie stattgefunden. Darüber haben wir in zwei Faktenchecks im Januar 2019 und in einem Faktencheck im Juni 2019 berichtet. 

Dafür, dass die Aussage angeblich von Joschka Fischer stammt, wird keine Quelle genannt. Wir konnten bei unseren Recherchen unter anderem im Google-News-Archiv keine Belege finden, dass er diesen Satz gesagt hat. 

Fazit: Unbelegt.

9. Aus dem Kontext gerissenes Zitat von Sieglinde Frieß (Die Grünen):

„Ich wollte, dass Frankreich bis zur Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt.“

Auch über dieses angebliche Zitat haben wir im Januar 2019 in einem Faktencheck berichtet. Wer im Internet nach Quellen für das Zitat sucht, stößt auf einen Artikel des Spiegel aus dem Jahr 1990. Dort steht: „Lieber als ein wiedervereinigtes Deutschland sähen linke Grünen-Abgeordnete wie Siggi Frieß offenbar gar kein Deutschland: ‘Das Beste wäre für Europa’, zitierte sie vor dem Bundestag ein Kabarettistenwort, ‘wenn Frankreich bis an die Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt.’ “

Im Plenarprotokoll des Deutschen Bundestages vom 5. September 1989 kann man auf Seite 11758 nachlesen, was Frieß genau gesagt hat. Im Spiegel ist der Zusammenhang nur unvollständig wiedergegeben. Dem Protokoll zufolge sagte Frieß: „Wir fordern erstens die konsequente Absage an jegliche Großmachtsbestrebungen, zweitens die Anerkennung der DDR und der DDR-Staatsbürgerschaft und drittens eine grundsätzlich andere Politik für Immigrantinnen bzw. Immigranten und Flüchtlinge, um in Zukunft das zu verhindern, was derzeit noch Wahres in dem Zitat von Wolfgang Neuss steckt, den ich zum Schluß zitieren will: 

„Das Beste  / Es läßt mich nicht ruhen: Wie kann ich wirklich was für Europa tun? / Und wenn Du mich einen Landesverräter nennst — das Beste wäre für Europa, wenn Frankreich bis an die Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt.“

Fazit: Frieß zitierte 1989 ein Zitat des deutschen Kabarettisten Wolfgang Neuss und bezeichnete einen Teil davon als etwas „Wahres“, das es in Zukunft zu verhindern gelte.

10. Richtiges Zitat von Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen):

„Natürlich gehört der Islam zu Deutschland, und natürlich gehören Muslime zu Deutschland. Und ich finde, darüber können wir ganz schön froh sein. Es wäre sehr langweilig, wenn wir nur mit uns zu tun hätten.“

Den Hintergrund dieses Zitats haben wir in einem Faktencheck im Juni 2019 recherchiert. Katrin Göring-Eckardt sagte den Satz in einem Interview in der RBB-Radio-Eins-Sendung „Der Kandidatencheck“ am 18. September 2017. Online kann man das Radiointerview nachhören. Ab Minute 9:55 sagt Katrin Göring-Eckardt den zitierten Satz.

Fazit: Richtig. 

11. Falsches Zitat von Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen):

„Die sexuellen Übergriffe in Schorndorf lassen sich zwar keineswegs entschuldigen, aber sie zeigen einen Hilferuf der Flüchtlinge, weil sie zu wenig von deutschen Frauen in ihren Gefühlen respektiert werden.“

Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV teilte der Pressesprecher der Grünen im Bundestag uns in einer E-Mail am 19. September 2019 mit: „Dieses Zitat ist falsch. Frau Göring-Eckardt hat sich erfolgreich juristisch gegen die Verbreitung gewehrt.“ 

Tatsächlich bestätigte das Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen das Verbreiten des Zitates am 22. September 2017. Darüber berichteten an dem Tag auch mehrere Medien. Das Westfalen-Blatt titelte: „Gericht verbietet der AfD Verbreitung von angeblichem Grünen-Zitat“. Der Bayerische Rundfunk ergänzte einen Artikel mit einem Update zum Urteil. 

Fazit: Falsch. 

12. Richtiges Zitat von Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen):

„Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf.“

Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV verwies der Pressesprecher der Grünen im Bundestag uns in einer E-Mail am 19. September 2019 auf ein Youtube-Video des offiziellen Kanals der Grünen. Dort sagt Katrin Göring-Eckardt den zitierten Satz ab Minute 9:30. Auch Spiegel Online berichtete im November 2015 über den Satz, der auf einem Parteitag der Grünen fiel. 

Fazit: Richtig.

13. Richtiges Zitat von Robert Habeck (Die Grünen): 

„Vaterlandsliebe fand ich stets zum kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“

Das Zitat stammt aus einem Buch Robert Habecks. Den Hintergrund haben wir in einem Faktencheck im Juni 2019 recherchiert. 

Fazit: Richtig. 

14. Falsches Zitat von erfundener Politikerin Petra Klamm-Rothberger:

„In der Heimat des Täters werden vergewaltigte Frauen zum Tode verurteilt. Deshalb musste er sie nach der Vergewaltigung töten. Für diese kulturellen Unterschiede müssen wir Verständnis haben.“

Den Hintergrund dieses Zitats haben wir in einem Faktencheck im Januar 2019 recherchiert. Es ist frei erfunden. Eine Grünen-Politikerin mit dem Namen „Petra Klamm-Rothberger“ gibt es nicht. Das Foto stammt aus einer frei zugänglichen Bilddatenbank. Die Falschmeldung entstammt einem Projekt der Satiresendung „Bohemian Browser Ballett”.

Fazit: Falsch. 

15. Falsches Zitat von Renate Künast (Die Grünen): 

„Integration fängt damit an dass sie als deutscher mal türkisch lernen! [sic]“

Das Zitat ist frei erfunden. Den Hintergrund haben wir in einem Faktencheck im Januar 2019 recherchiert. 

Fazit: Falsch. 

16. Falsches Zitat von Aydan Özoğuz (Die Grünen):

„Dass Asylbewerber kriminell werden, auch unter Umständen Raub begehen, das ist einzig und allein die Schuld der Deutschen, weil deren Spendenbereitschaft sehr zu wünschen übrig lässt.“

Den Hintergrund dieses Zitats haben wir in einem Faktencheck im März 2019 recherchiert. Es gibt keine Quelle oder Belege dafür, dass Özoğuz die Aussage so getroffen hat.

Fazit: Falsch. 

17. Richtiges Zitat von Cem Özdemir (Die Grünen): 

„Der deutsche Nachwuchs heißt jetzt Mustafa, Giovanni und Ali!“

Auf seiner eigenen Webseite wiederholt Cem Özdemir das Zitat und schreibt dazu: „Der skandalisierte Satz ist übrigens verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen – aber sonst wäre er auch noch unspektakulärer, als er ohnehin schon ist.“ 

Fazit: Richtig. 

18. Falsches Zitat von Claudia Roth (Die Grünen): 

„Die Vorfälle am Kölner Bahnhof kann man als Hilferuf aller Flüchtlinge werten, weil sie sich von deutschen Frauen sexuell ausgegrenzt fühlen.“

Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV antwortete eine Pressesprecherin von Claudia Roth uns in einer E-Mail am 19. September 2019: „Das Zitat ist frei erfunden. Und wir sind bisher nicht juristisch dagegen vorgegangen (schlicht, weil wir uns davon wenig Erfolg versprechen).“ Auch unsere Recherche lieferte keine Hinweise auf ein solches Zitat von Claudi Roth. Quellen für das angebliche Zitat werden im offenen Brief nicht genannt. 

Fazit: Falsch. 

19. Falsches Zitat von Claudia Roth (Die Grünen):

„Am Nationalfeiertag der Deutschen ertrinken die Straßen in einem Meer aus roten Türkenflaggen und ein paar schwarzrotgoldenen Fahnen.“

Den Hintergrund dieses Zitats haben wir in einem Faktencheck im Januar 2019 recherchiert. Der Satz stammt nicht von Claudia Roth, sondern von dem Welt-Redakteur Heimo Schwilk.

Fazit: Falsch. 

20. Falsches Zitat von Jürgen Trittin (Die Grünen): 

„Es geht nicht recht in der Einwanderungsdebatte, uns geht es zuerst um die Zurückdrängung des Deutschen Bevölkerungsanteils in diesem Land.“

Den Hintergrund dieses Zitats haben wir in einem Faktencheck im Januar 2019 recherchiert. Nach Recherchen der Braunschweiger Zeitung ist es frei erfunden. 

Fazit: Falsch. 

21. Falsches Zitat von Jürgen Trittin (Die Grünen):

„Deutschland verschwindet jeden Tag immer mehr, und das finde ich einfach großartig.“

Das Zitat ist frei erfunden. Den Hintergrund haben wir in einem Faktencheck im März 2019 recherchiert. 

Fazit: Falsch. 

Ja, Arif Ünal (Die Grünen) befürwortete im NRW-Landtag eine Änderung der Eidesformel 

Im dem verbreiteten offenen Brief heißt es außerdem: „Die Abschaffung der Eidesformel ‘Zum Wohle des deutschen Volkes’ wird im NRW-Landtag einstimmig beschlossen. Ünal war der Antragsteller.“ 

Tatsächlich sprach sich Arif Ünal als Abgeordneter der Grünen am 9. Juni 2010 im NRW- Landtag für die Änderung der damaligen Eidesformel aus. Laut Protokoll sagte er: „Aber nach der bisherigen Fassung der Erklärung des § 2 Abs. 1 der Geschäftsordnung haben wir uns eben verpflichtet, uns dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen. Dieser Wortlaut spiegelt allerdings nicht die Lebensrealität in NRW mit 2 Millionen Menschen wider, die keinen deutschen Pass haben.“ 

Geändert wurde die Eidesformel in NRW nach mehrjähriger Beratung aber erst 2016. Auf der Webseite der Parlamentsdatenbank steht: „Der Antrag – Drucksache 16/13553 – wurde einstimmig angenommen.“ Die Eidesformel lautet nun: „Die Mitglieder des Landtags von Nordrhein-Westfalen bezeugen vor dem Lande, dass sie ihre ganze Kraft dem Wohle des Landes Nordrhein-Westfalen widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, die übernommene Pflicht und Verantwortung nach bestem Wissen und Können erfüllen und in der Gerechtigkeit gegenüber jedem Menschen dem Frieden dienen werden.“

Update, 1. Oktober 2019: Wir konnten nach Veröffentlichung unseres Faktenchecks im Duisburger Archiv für alternatives Schrifttum einen Beleg für Joschka Fischers Zitat „Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen“ finden. Wir haben die entsprechende Stelle im Text aktualisiert und im Teaser, in der Zwischenüberschrift und im Fazit die Bewertung von unbelegt zu richtig geändert.