In eigener Sache

Zwei Nominierungen für den Grimme-Online-Award 2022

In diesem Jahr wurde CORRECTIV gleich zweimal für den Grimme-Online-Award nominiert – in den Kategorien Spezial und Information. Das Publikum kann zusätzlich online für den Publikumspreis abstimmen. Am 23. Juni werden die Gewinner bekannt gegeben. Wir drücken die Daumen.

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In der Kategorie Spezial wurde das Projekt CORRECTIV.Lokal nominiert. Mit diesem Preis werden innovative und qualitativ herausragende Konzepte ausgezeichnet. Eine besondere Ehre für unser Team.

CORRECTIV.Lokal stärkt Recherchen im Lokaljournalismus

In unserem Netzwerk CORRECTIV.Lokal recherchieren über 1.200 Lokaljournalistinnen und -journalisten gemeinsam, teilen ihr Wissen und entwickeln neue Formate. Durch dieses einzigartige Kooperationsmodell sind aufwändige Datenrecherchen und investigative Themenschwerpunkte möglich, die im Alltag von Lokalredaktionen sonst oft zu kurz kommen. Zuletzt zeigte CORRECTIV.Lokal, wie schlecht die Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland ist. 

In ihrer Begründung für die finale Auswahl betont die Nominierungskommission des Grimme Online Awards die Bedeutung des Netzwerks für den Lokaljournalismus: „Aufwändige Datenrecherchen und investigative Themenschwerpunkte sind im Lokalen normalerweise nicht möglich. CORRECTIV.Lokal unterstützt mit Tools, Expertise und Themen. In dem Verbund von über 1.100 Lokaljournalist*innen sind schon Recherchen zu Parteispenden, Schwarzgeld im Amateurfußball und zu Klima-Themen entstanden, mit hunderten Berichten in Lokalmedien. Daneben findet Vernetzung, Wissensaustausch und Fortbildung statt – so stärkt das Netzwerk den für die Gesellschaft so relevanten Lokaljournalismus.“

Recherche zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche macht das System dahinter deutlich

In der Kategorie Information ist unsere Recherche „Das unsichtbare Kind“ nominiert. Ausgezeichnet werden Beiträge, die herausragend zeigen, wie neue Erzählformate für vertiefende Analysen und Reportagen und die publizistische Kritik und Kontrollfunktion genutzt werden können. 

Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk erzählten wir im Vorfeld der Veröffentlichung eines Gutachtens zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche die Recherche über das „unsichtbare Kind“ und zeigten neue Verantwortlichkeiten der Bischöfe bis hoch zum Ex-Papst auf.

In einem zurückhaltend sachlichen und dennoch empathischen Text mit Audio-Elementen zeigen die Autor*innen im Detail auf, wie die Kirche bis in die höchsten Ebenen den Priester geschützt hat. Und wie Stefans Schicksal immer wieder übersehen wurde. An seinem Fall wird das System dahinter auf erschreckende Art deutlich, begründet die Nominierungskommission ihre Auswahl.

Dem Pfarrer H., der in Nordrhein-Westfalen und Bayern über 30 Jahre lang Dutzende Knaben missbrauchte und unter dem Erzbischof Kardinal Joseph Ratzinger 1980 in eine Münchner Gemeinde versetzt wurde, widmete das Missbrauchsgutachten im Januar 2022 einen eigenen Band mit mehr als 370 Seiten. In weiten Teilen folgten die Münchner Anwälte darin der langjährigen Recherche von CORRECTIV, die sich seit 2019 mit dem Pfarrer H. und dessen Verbindungen zum Ex-Papst Benedikt XVI. beschäftigte. 

Als Reaktion auf die Recherche organisierten sich die Menschen in der bayerischen Gemeinde Garching an der Alz seit 2020 in der Initiative Sauerteig und forderten Aufklärung für die Taten des Priesters und Verantwortung des Erzbistums. In der Folge besuchte Kardinal Reinhard Marx die Gemeinde und entschuldigte sich. Durch die CORRECTIV-Recherche und das Engagement der Gemeinde kamen immer neue Wahrheiten ans Licht. Im Sommer 2021 meldete sich Stefan bei CORRECTIV und berichtete erstmals, wie der Pfarrer H. ihn jahrelang missbrauchte, während ein Bischof als Aufpasser dem Priester zur Seite gestellt war. Obwohl H. über zwei Jahrzehnte in der bayerischen Gemeinde tätig war, hatten Medien in Deutschland und der Welt bis dahin vergeblich nach einem Zeugen des Missbrauchs gesucht.    

Das Publikum kann für sein Lieblingsangebot stimmen

Ob CORRECTIV einen der Preise gewinnt, zeigt sich auf der Preisverleihung am 23. Juni 2022 in Köln. Parallel zur Arbeit der Jury ist das Netz-Publikum gefragt: Über das Voting für den Publikumspreis können Sie Ihrem Lieblingsangebot zu einem Preis verhelfen.

Der Grimme Online Award gilt als wichtigster deutscher Preis für Onlinepublizistik. CORRECTIV gewann den Preis bereits zwei Mal: Im Jahr 2019 mit der Recherche „Wem gehört Hamburg?“, in welcher wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern die Besitzverhältnisse auf dem Wohnungsmarkt recherchierten. Und im Jahr 2015 wurde unsere Webreportage „MH17 – Die Suche nach der Wahrheit“ über den Absturz des Passagierflugzeugs in der Ostukraine ausgezeichnet.