In eigener Sache

Das war das 1. Quartal 2022

Wir blicken zurück auf das 1. Quartal 2022, das ganz anders verlief als wir dachten. Der russische Angriffskrieg macht fassungslos. Wir wollten einen Beitrag leisten: Unser Sanktionstracker sorgt nun für mehr Transparenz, unsere Faktenchecks kontern Desinformation rund um den Krieg. Aber wir widmen uns auch weiterhin anderen wichtigen Themen, wie unsere Recherche zu Schwangerschaftsabbrüchen zeigt.

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Als wir Ende letzten Jahres anfingen, an den Geschichten zu arbeiten, die wir in den ersten Monaten des Jahres 2022 veröffentlichen würden, konnten wir uns kaum vorstellen, welche Themen uns tatsächlich beschäftigen würden. Der Ukraine-Konflikt war ein schwer einzuschätzendes geopolitisches Problem im Hintergrund, die Stromrechnung war noch erschwinglich, und unsere Lokalredaktion sammelte Aussagen von Frauen, die in Deutschland schreckliche Erfahrungen mit Abtreibungen gemacht hatten. So schrecklich, dass es für einige der beteiligten Redakteurinnen eine Herausforderung war, mit so viel Leid umzugehen. 

Im Januar konzentrierten wir uns auch auf den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Das Erzbistum München hatte eine Aufarbeitung angekündigt, bei der der Missbrauch des Priesters H. in Garching eine besondere Rolle spielte. Uns gegenüber hatte sich kurz zuvor ein Opfer geöffnet, dessen Schilderungen den jahrzehntelangen Skandal auf eine neue Ebene hoben. Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk konnten wir zeigen, dass der Missbrauch auch in den 1990er Jahren weiterging.

Sanktionstracker für mehr Transparenz in einem weltbewegenden Konflikt

Und dann überfiel Putins Armee die Ukraine. Als investigative Redaktion, die es sich dank Ihrer Unterstützung leisten kann, Zeit in Recherchen zu investieren, mussten wir unsere Prioritäten neu setzen. Lohnt es sich wirklich unter den Umständen, über etwas anderes als den russischen Angriff auf die Ukraine zu berichten? Obwohl jedes andere Thema in diesem Augenblick überflüssig und unangebracht schien, entschieden wir uns, weiter mit unserer Recherche über die Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland zu machen. Wir wollten nicht zulassen, dass ein größenwahnsinniger Mann unsere volle Aufmerksamkeit und die unserer Leserinnen und Leser in Anspruch nehmen würde und andere wichtige Themen verdrängt.

Als der Angriff Russlands auf die Ukraine begann, haben wir überlegt, was wir tun können. Dazu gehörten einerseits die Konzentration auf Faktenchecks über Artikel, die im Zusammenhang des Krieges verbreitet werden. Und wir haben in nur wenigen Tagen einen Sanktionstracker entwickelt. Die Sanktionen sollten aus Sicht des Westens ein wichtiges Instrument gegen Russland sein. Wir haben diese Sanktionen als erstes Medium umfassend transparent und aktuell veröffentlicht. Mit diesem Tool kann man Informationen über Personen und Unternehmen abrufen, die vom Westen sanktioniert worden sind. Die Seite, die täglich aktualisiert wird, hat schon Anwaltskanzleien, Forscherinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit geholfen. 

Unser Sanktionstracker wird täglich aktualisiert, aber wir hoffen, dass wir ihn bald nicht mehr brauchen. Der Krieg wird uns natürlich noch beschäftigen, wir veröffentlichen regelmäßig dazu. 

CORRECTIV wächst so stark wie nie

Auch intern hat sich bei CORRECTIV in den ersten Monaten des Jahres viel getan: Simon Kretschmer hat sich Ende Januar als unser Geschäftsführer zurückgezogen. Wir sind unheimlich dankbar für alles, was er in den letzten Jahren für CORRECTIV geleistet und aufgebaut hat. Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Wir danken Simon für sein inspirierendes Engagement und seine Leidenschaft.

Trotz diesem Abschied sind wir signifikant gewachsen: Insgesamt 14 neue Personen, so viele wie noch nie, sind in den ersten Monaten des Jahres dazugekommen und unterstützen unser Team fortan mit ihrer Expertise. Außerdem haben wir einen Betriebsrat gegründet, der das Wachstum der Organisation begleiten und den Arbeitsalltag für alle Beschäftigten weiter positiv entwickeln wird.

Wir bedanken uns für die Unterstützung, die wir von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern sowie von Förderpartnern erhalten. CORRECTIV ist so stark wie nie. Wir können uns mit voller Kraft unserer Aufgabe widmen, für die Gesellschaft zu recherchieren und Missstände ans Licht zu bringen. Haben Sie vielen Dank für Ihr Vertrauen. 

Herzliche Grüße vom CORRECTIV-Team