In eigener Sache

Das war das 2. Quartal 2022

Wir blicken auf das 2. Quartal 2022 zurück. Zwei Themen dominieren die volle Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Der Klimawandel und seine Folgen – sowie der Russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Beide Themen dominieren deswegen auch unsere Arbeit.

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Endlich wieder zusammenkommen: Das CORRECTIV-Team bei einer Sommerklausur Anfang Juni. (Foto: Ivo Mayr / CORRECTIV)

Vielleicht machen Sie gerade ein paar Tage Urlaub, wenn Sie dies lesen. Wahrscheinlich wird die Hitze in Europa dabei ein Gesprächsthema sein. Denn der Klimawandel trifft uns im Sommer besonders hart. Jetzt spüren wir Trends, die uns in anderen Jahreszeiten eher nicht auffallen. Einer davon ist der Wassermangel, der vor nicht allzu langer Zeit in einem Land wie Deutschland kaum vorstellbar gewesen ist. Doch auch hier wird Wasser in einigen Regionen immer knapper. Eine unserer jüngsten Recherchen der Klimaredaktion zeigt, dass immer mehr Konflikte um die Nutzung von Wasser vor Gericht landen. Dabei stehen sich Unternehmen, Behörden und Kommunen gegenüber. Wir setzen mit dieser Recherche zu den Nutzungskonflikten um Wasser den Beginn eines Schwerpunkts zum Wassermangel. Er wird uns noch lang beschäftigen, wir werden das Thema daher umfassend begleiten.

Ein Grund für die zunehmende Wasserknappheit ist die globale Erwärmung – vielleicht sogar der wichtigste. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, soll vor allem die erneuerbare Energie ausgebaut werden. Ein gutes Ziel. Was aber, wenn profitgierige Konzerne in das Geschäft um Solarzellen und Wind einsteigen? Wäre es übertrieben zu vermuten, dass ein Konzern zum Beispiel Wälder roden will, um Solarparks zu bauen, obwohl es viele gut nutzbare Flächen für die Zellen gibt? Nein, wir haben genau das herausgefunden: Ein Großunternehmen wollte einen Wald abholzen, weil ihm die Fläche für den Bau eines Solarparks gut gepasst hätte. Nach unserer Recherche wollte der zuständige Umweltminister in Brandenburg den Genehmigungsprozess stoppen.

Es ist auch nicht übertrieben zu sagen, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, die mit europäischen Steuergeldern finanziert werden, in den Händen des chinesischen Militärs landen können. Laut dem Projekt China Science Investigation, an dessen Koordinierung CORRECTIV beteiligt war, gibt es mindestens 3.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen, in denen Forscherinnen und Forscher europäischer Universitäten gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen einer der chinesischen Volksarmee unterstellten Universität an sogenannten „Dual Use“-Technologien geforscht haben, die für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Während in anderen Ländern Untersuchungen eingeleitet werden, lenkt die Politik in Deutschland die Verantwortung auf die Wissenschaftler und Universitäten. Wir werden das Thema weiter verfolgen.

Eine Distanzierung versucht in einem ganz anderen Bereich auch der ehemalige Papst Benedikt XVI., der sich einer Mitverantwortung beim sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche kaum noch entziehen kann. Der Fall des ehemaligen Priesters Peter H., über den wir seit mehreren Jahren recherchieren, verdeutlicht wie kein anderer, wie systematisch der jahrelange Missbrauch gedeckt wurde und wie nahe Joseph Ratzinger sich im Umfeld eines Missbrauchspriesters bewegte. Vielleicht weiß er mehr als er preisgibt. Es könnte nun sein, dass dies eine Klage ändert, die der Anwalt eines der Opfer von Peter H. beim Landgericht Traunstein eingereicht hat. Beklagt wird nicht nur der Täter selbst, sondern auch noch Kardinal Friedrich Wetter, der ehemalige Kardinal Joseph Ratzinger – also Papst emeritus Benedikt XVI. – und das Erzbistum München und Freising.

Die Klage, über die CORRECTIV, der BR und die Zeit gemeinsam berichteten, könnte die Lage von Opfern sexuellen Missbrauchs in der Kirche grundlegend verändern. Oft sind solche Fälle verjährt. Ziel des Klägers ist es nun, dass das Gericht einen zivilrechtlichen Schaden aus dem widerfahrenen Unrecht lediglich feststellt, um damit die Verjährung des Sachverhalts zu umgehen. Dieser Fall, der auf die Recherchen von CORRECTIV zurückgeht, könnte mit diesem juristischen Kniff Neuland erschließen.

Neben diesen Themen, bei denen wir nicht locker lassen werden, beleuchten wir weiterhin Hintergründe zum Angriffskrieg Russlands. Unser Sanktionstracker hat im Juni mehr als 10.000 Sanktionen gezählt – die Gelegenheit für eine Zwischenbilanz. Auch die weit verzweigten Netzwerke, die Deutschland in die Energieabhängigkeit von Russland brachte, sind ein weiteres Thema, das wir vorantreiben.

Daneben freuen wir uns auf den ganz direkten Austausch mit Ihnen, auf unserem Campfire-Festival in Düsseldorf im August. Da geht es um die Zukunft unserer Gesellschaft, um die richtigen Fragen, um mögliche Lösungen. Wir freuen uns, wenn Sie unseren Anspruch weiterhin unterstützen!