CORRECTIV erhält den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2024
Für die „Geheimplan“-Recherche wurde CORRECTIV mit dem Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen ausgezeichnet. „Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus“, begründete das Netzwerk Recherche die Entscheidung. Die Laudatorin Özge Inan bezeichnete den Text als „unschätzbar wertvoll“ und richtete einen Appell an die Anwesenden.
Das war Teamarbeit: „Diese Recherche wäre nicht möglich gewesen, ohne die zehn Jahre, die CORRECTIV vorher gearbeitet und sich aufgebaut hat“, sagte Jean Peters bei der Preisverleihung des Leuchtturms auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche über die „Geheimplan“-Recherche. Der Verein vergab in diesem Jahr den Leuchtturm an unser Medienhaus für den „Geheimplan gegen Deutschland“.
Im Januar deckte unser Team ein Treffen von Rechtsextremisten, AfD-Politikern und Unternehmern in einer Villa in der Nähe von Potsdam auf. Ihr Ziel: Die Vertreibung von Menschen aus Deutschland. Nach der Veröffentlichung folgten wochenlange Demonstrationen in ganz Deutschland. „Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist“, begründete Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche, die Auszeichnung.
Doch es gab nicht nur Zustimmung — unsere Redaktion ist seitdem massiven Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. Der Preis gilt daher dem gesamten Team, sagt Drepper: „Wir möchten die Arbeit der Reporter:innen von Correctiv mit diesem Leuchtturm-Preis nicht nur auszeichnen, sondern auch der gesamten Redaktion symbolisch den Rücken stärken.“ Stellvertretend nahmen die Chefredaktion – Justus von Daniels und Anette Dowideit – sowie Marcus Bensmann, Jean Peters, Gabriela Keller und Mohamed Anwar aus der Redaktion den Preis entgegen.
Millionen Menschen auf der Straße
In ihrer Laudatio beschrieb die Journalistin und Autorin Özge Inan die Wirkung, die die Recherche auf sie hatte: Ihr sei das Blut in den Adern gefroren, als sie las, dass der rechtsextreme Teilnehmer Martin Sellner von der Identitären Bewegung und seine Mitstreiter offenbar die Zeit günstig für ihre „Remigrations“-Pläne hielten.
Positiv hingegen empfand sie die Reaktionen auf die Veröffentlichung: „Nach der Recherche haben wir gesehen, wie sehr die rassistischen Pläne die Menschen in diesem Land erschüttern und anwidern.“ Mehr als zwei Millionen Menschen protestierten gegen die Vertreibungspläne. Inan nahm selbst an einer Demo in München teil und fühlte sich bestärkt: „Wir sind nicht allein!“ Die Menschen auf der Straße „haben unseren Rücken, die lassen nicht zu, dass uns was passiert.“
Zugleich richtete sie einen Appell an die Menschen in Deutschland, Rassismus und die Verletzung gegen die Menschenwürde nicht zuzulassen:
„Asylrecht, das Recht auf Asyl, ist eine Lehre aus dem Nationalsozialismus. Es ist eine Lehre von der Katastrophe, die von hier, von diesem Boden aus, über die Welt kam. Es darf nicht sein, dass es keine 100 Jahre später, mit der Begründung, es sei nicht mehr zeitgemäß, plötzlich in Frage steht: Nicht hier, nicht auf diesem Boden!“
Die gesamte Laudatio können Sie hier anschauen.
Mit dem Leuchtturm werden außergewöhnliche Recherchen ausgezeichnet, die besonders bedeutend für den öffentlichen Diskurs sind. In den vergangenen Jahren ging der Preis unter anderem an Recherchen zu #MeToo, dem Tod von Jina Mahsa Amini oder die Aufdeckung der Relotius-Fälschungen. Auch der türkische Exiljournalist Can Dündar erhielt 2016 den Preis für seinen Kampf für die Pressefreiheit. Mit ihm gründeten wir die Plattform #ÖZGÜRÜZ und legten so den Grundstein für CORRECTIV.Exile, um Exiljournalisten zu stärken und ihnen eine Gemeinschaft zu bieten.