NRW: Angriffe auf Andersdenkende
Übergriffe türkischer Nationalisten in Deutschland häufen sich. Das Innenministerium NRW hat mehr als ein Dutzend Vorfälle gezählt. Dazu kommen weitere. Andersdenkende werden in unserem Land überfallen. Das NRW-Innenministerium beschwichtigt.
Der Streit in der Türkei greift immer öfter auf Städte in Deutschland, in NRW über. Eine Szene vom 23. August in Mülheim: Serdar Karagöl trifft einen Freund aus Kindestagen. Es geht um eine offene Rechnung für ein Auto, die beglichen werden soll. Karagöl engagiert sich in der lokalen Hizmet-Bewegung. So nennt man die Anhänger der religiösen und sozialen Gruppen, die vom türkischen islamischen Prediger Fethullah Gülen inspiriert werden. Der alte Freund empfängt Karagöl mit den Worten: „Was willst Du hier, du Vaterlandsverräter“ Nach einem kurzen Wortgefecht, greift der alte Freund Karagöl an und schlägt ihn nieder. Sowohl Karagöl als auch sein alter Freund sind in Deutschland aufgewachsen. Sie kennen sich seit Kindertagen. Ihre Väter kennen sich, seit sie nach Deutschland gekommen sind. Der alte Freund ist Erdogan-Anhänger.
Der Hass wächst
Der Hass geht mitten durch die türkische Community. Erdogan wirft der Hizmet-Bewegung und Gülen vor, für den gescheiterten Putsch in der Türkei verantwortlich zu sein. Serdar Karagöl weist die Vorwürfe gegen sich selbst zurück. „Wir haben in Deutschland damit nichts zu tun.“ Die Dinge in der Türkei seien alle unbewiesen. Es sei völlig unklar, was an den Vorwürfen dran sei.
Nach Auskunft des Innenministeriums NRW sind über ein dutzend Vorfälle bekannt geworden, in denen Erdogan-Anhänger entweder Einrichtungen oder Vertreter der Hizmet-Bewegung oder wahlweise Einrichtungen der Kurden angegriffen haben.
Beispiel Duisburg: Das Lernzentrum Hamborn wird angegriffen.
Beispiel Dortmund: Die Zeitung Zaman wird angegriffen.
Beispiel Gelsenkirchen: Die Wohnung eines Angehörigen des Jugendtreffs „Harmonie“ soll gestürmt werden. Vorher wurde der Jugendtreff selbst attackiert. Die Scheibe eingeschlagen. Mindestens ein Mann geschlagen (Siehe Bild). Türkische Fahnen gehisst.
Beispiel Düsseldorf: Kurden werden auf der Straße angegriffen.
Beispiel Solingen, Beispiel Hamm, Beispiel Köln.…
NRW-Innenministerium beschwichtigt
Die Innenministerium teilt mit: „Sowohl die Vorfälle in Gelsenkirchen als auch alle anderen verübten Straftaten sind nicht zu tolerieren.“ Die Schutzmaßnahmen vor Einrichtungen türkischer Gruppen seien intensiviert worden. Es gebe Gefährderansprachen und verstärkte Aufklärung. Die Täter in Gelsenkirchen seien identifiziert worden.
Doch reicht das?
Serdar Ablak vom Verein Ruhrdialog, der ebenfalls der Hizmet-Bewegung nahesteht, berichtet, dass in türkischen Medien gezielt gehetzt werde, dass Söhne von ihren Vätern als Terroristen beschimpft und ausgegrenzt würden, dass es überall im Ruhrgebiet zu Boykottaufrufen gegen Geschäfte komme, die der Hizmet-Bewegung nahestünden.
Nach dem Angriff auf Serdar Karagöl sagt Ablak: „Die Hassreden von Erdogan und seinen Anhängern gegen Hizmet-Leute tragen erste Früchte. Im Herzen vom Ruhrgebiet. Muss es erst zu einem Totschlag kommen, damit man den Ernst der Lage erkennt?“
Angriffe auf Menschen in Deutschland wegen ihres Glaubens? Wegen ihrer Meinung? Von Nationalisten eines anderen Landes?