Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

unser Bundeskanzler Friedrich Merz sah sich heute genötigt, noch mal etwas zur AfD zu sagen. Genauer gesagt: zum Verhältnis der CDU zur AfD. Denn in den letzten Tagen hat es ordentlich gerumpelt: zum einen durch Merz‘ Äußerung zum Stadtbild, an dem sich laut seiner Aussage etwas ändern müsse. Da fragten sich viele mit Migrationshintergrund, ob Merz wirklich „ihr“ Kanzler ist – und gestern Abend gingen deshalb in Berlin Hunderte auf die Straße

Zum anderen war da – schon wieder – die Diskussion innerhalb der CDU über die Brandmauer. Ob man nicht jetzt doch langsam mal enger mit der AfD zusammenarbeiten müsse, wie manche Parteimitglieder finden. Es liegt also an Merz als Parteichef und Kanzler, die Mauer hochzuhalten. 

Weshalb das so wichtig ist, darum geht es im heutigen Thema des Tages: Wir von CORRECTIV haben am Wochenende die Begründung zu einem wichtigen Gerichtsurteil bekommen, das schon im Sommer gefällt wurde. Und zwar zur Rechtsaußen-Zeitschrift Compact. Diese Begründung hat es in sich, denn sie zeigt, wie rechtsextrem und radikal das Vorfeld der AfD tatsächlich ist.

Ich hoffe, Sie sind heute gut in die Woche gestartet! Schicken Sie mir gern heute wieder Ihre Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“, die wir immer freitags im SPOTLIGHT beantworten – eine einfach zu beantwortende, aber wichtige Frage, die wir in Ihrem Auftrag einer Behörde, einer Partei oder einer Firma schicken sollen: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Die Mauer hält (noch)

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Bundeskanzler Merz ist heute Vormittag einmal kurz aus der Klausur aufgetaucht, um bei einer Pressekonferenz sein wichtigstes Signal an die Bevölkerung zu senden: Es bleibe dabei, die CDU ziehe eine klare Grenze zur AfD. Konkret sagte er:

„Die von der AfD immer wieder bemühte ‚ausgestreckte Hand‘ ist in Wahrheit eine Hand, die uns vernichten will. Sie sagt es ja genauso selbst.“
Friedrich Merz
Bundeskanzler

Er (und die Bundesregierung) würden sich sehr klar und deutlich abgrenzen, sagte Merz weiter, und wenn man gemeinsam mit der SPD erfolgreich regiere, dann brauche es ja auch eigentlich keine AfD mehr. Klingt deutlich einfacher, als es sein wird.

Weshalb Merz’ klare Worte gerade jetzt so wichtig sind:
Es gibt einen aktuellen Anlass: Das Bundesverwaltungsgericht hat jetzt die Begründung zum Urteil veröffentlicht, das es in Sachen Rechtsaußen-Zeitschrift Compact getroffen hatte. Sie erinnern sich vielleicht: Das Gericht hatte im Juni entschieden, dass das Magazin nicht verboten wird. Denn Pressefreiheit gilt auch für jene, die ganz schön heftig an unserer Demokratie sägen.

Jetzt allerdings, in der frisch erschienenen Urteilsbegründung (hier im Original nachzulesen), zeigt sich etwas anderes enorm Wichtiges. Unser AfD-Experte Marcus Bensmann bringt es in seinem Text (hier nachzulesen) auf den Punkt:

„Remigration“ nach Martin Sellner:
Sie erinnern sich sicher: Sellner ist der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung – einer der wichtigsten Vorfeldorganisationen der AfD. Beim Geheimtreffen von Potsdam hatte er dort seinen „Masterplan Remigration“ vorgestellt. Also, wie er und Gleichgesinnte dafür sorgen wollen, Millionen von Menschen aus Deutschland nach rassistischen Kriterien zu vertreiben. Durch „maßgeschneiderte Gesetze“.

Eben dieses Konzept stellte Sellner auch auf dem Video-Kanal des Compact-Magazins vor. Und deshalb wurde Sellners „Remigrations“-Plan zum Thema im Compact-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.

Warum genau?
Das Gericht schaute sich an: Welche Inhalte hat Compact verbreitet? Nur so konnte es schließlich beurteilen, ob die Zeitschrift verfassungsfeindlich ist. Die Richterinnen und Richter kamen zum Schluss, dass zwar nicht die gesamte Compact-Zeitschrift mit all ihren Inhalten rechtsextrem ist – aber: das „Remigrations“-Konzept von Sellner sei es allemal.

„Das auf die Bewahrung einer ‚ethnokulturellen Identität‘ ausgerichtete sogenannte ‚Remigrationskonzept‘ Martin Sellners ist in Bezug auf die deutschen Staatsangehörigen nicht egalitär und daher menschenwürdewidrig.“
Aus der Urteilsbegründung
des Bundesverwaltungsgerichts

Weshalb das relevant ist:
Die Urteilsbegründung ist eine deutliche Warnung an die AfD: Sie muss sich – so zumindest schreibt es aktuell der bekannte AfD-Politiker Maximilian Krah im Sozialen Netzwerk X – ganz klar vom „Remigrations“-Konzept nach Sellner abgrenzen. Sonst könne man der Partei mit Fug und Recht vorwerfen, selbst verfassungswidrig zu sein. Das Verbotsverfahren winkt schon.

Massendemonstrationen gegen Trump-Regierung in den USA
In den USA demonstrierten nach Angaben der Organisatoren rund sieben Millionen Menschen gegen die Regierung des US-Präsidenten Donald Trump. Unter dem Motto „No Kings“ versammelten sich die Demonstranten in verschiedenen Städten in den USA. Sie warfen Trump vor, sich wie ein König zu benehmen und die Demokratie zu bedrohen. 
deutschlandfunk.de 

Lokal: AfD fordert Ehrenbürgerschaft für Trump – Gegenwind der CDU
Die AfD-Fraktion im Kreistag Bad Dürkheim schlägt vor, US-Präsident Donald Trump zum Ehrenbürger zu ernennen. Sie begründet dies mit seiner Rolle bei den Friedensverhandlungen im Nahost-Konflikt. Zudem habe Trump pfälzische Vorfahren. Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU) kritisierte den Vorstoß scharf – auch, weil die AfD gar nicht im Ortsgemeinderat vertreten ist.  
rheinpfalz.de / fr.de

Recherche: Leihmutterschaften – Wie Babys zur Ware werden 
Eine Recherche des NDR zeigt die Schattenseiten von Leihmutterschaften. Es ist ein Geschäft, das schnell an Fahrt gewinnt und auch nicht vor Menschenhandel Halt macht.
ardmediathek.de


Bild: Elena Grishina / Picture Alliance / Zoonar

Auch ein Erstwähler meldete sich zu Wort. Für Leon C. ist klar: Die CDU ist für ihn keine Option. Warum? „Die Union ist maßgeblich für das Erstarken der AfD verantwortlich“, schreibt der 19-Jährige. Da sie über so eine lange Zeit in der Regierung saß, trage sie auch die größte Verantwortung für die Probleme in Deutschland. 

Aber es gibt auch andere Stimmen. Einige Leser setzen große Hoffnungen in die CDU. Als die Partei, welche die AfD wieder in die politische Bedeutungslosigkeit schicken kann. So ist Martin W. sich sicher: „Der Kampf gegen die AfD wird nicht von ‘links’ entschieden, sondern in den bürgerlichen Parteien.“ Auch Elke H. hält die CDU für unverzichtbar in unserem demokratischen System, obgleich sie SPD-Mitglied ist.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Maximilian Billhardt, Till Eckert, Leonie Georg, Sebastian Haupt, Ulrich Kraetzer und Jule Scharun.