Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Durch den Ausgang der Wahlen in den USA hat sich die geopolitische Lage zugespitzt: Unser Land muss sich zunehmend die Frage stellen, wie es auf die Bedrohungen von Außen reagieren will – und welche (neuen) Verbündeten wir dabei haben. Wir wollen dieses Thema nun verstärkt abbilden.

Außerdem im Spotlight: Unsere Klima-Reporterin Elena Kolb gibt in der Werkbank ein Update zu ihren Recherchen über den Kohlekonzern Leag. Und: Im Denkanstoß ordnet der Wirtschaftsweise Achim Truger ein, warum ein Bürokratieabbau, wie ihn Trump und Musk angekündigt haben, weder für die USA noch für Deutschland eine gute Idee ist.

Thema des Tages: Fragile Sicherheit: Was Deutschland tut

Der Tag auf einen Blick: Fragile Sicherheit: Was Deutschland tut

Denkanstoß: Bürokratieabbau Marke Musk: Kein Modell für Deutschland – oder die USA

Faktencheck: Bundestagswahl 2025: Diese Falschbehauptungen, Fakes und Gerüchte kursieren

Gute Sache(n): Bundestagswahl: Das bringt das neue Wahlrecht • Null-Bock-Tage auf Arbeit • Wenn Spitzenkräfte aus der Politik zurücktreten

CORRECTIV-Werkbank: Kohlekonzern in der Lausitz – geplante Insolvenz statt Renaturierung?

Grafik des Tages: Hier ist die AfD gesichert rechtsexstremistisch

Wir bei CORRECTIV reagieren darauf mit einem neuen Schwerpunkt.

Wie ist die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland?
Deutsche Sicherheitsbehörden warnen seit Monaten zunehmend vor hybrider Bedrohung oder Kriegsführung aus Russland und China. Gemeint sind damit gezielte Cyberangriffe, Spionage, Abhöraktionen, das Streuen von Desinformation, aber auch Sabotage und Brandanschläge bis hin zum Einsatz von Auftragskillern. 

Experten sprechen von einer „Grauzone“. Es handelt sich nicht um direkte oder formelle kriegerische Angriffe; Gegner sollen stattdessen aus dem Verborgenen heraus geschwächt werden.

Weshalb Trumps Wiederwahl die Lage undurchsichtiger macht:
Der künftige US-Präsident drohte einst mit dem Austritt aus der NATO; Anfang 2024 kündigte er an, russische Angriffe auf die 31 weiteren Mitgliedsstaaten zu dulden, wenn diese ihre Beiträge an das transatlantische Verteidigungsbündnis nicht zahlen. Sprechen und Handeln sind zwar unterschiedliche Dinge, dennoch ist die Sorge groß, dass Trump das Bündnis schwächen könnte: Denn die NATO – und damit auch wir – sind auf die USA angewiesen.  

Welche Fragen wir jetzt beantworten wollen:
Wie verhält sich Deutschland angesichts der veränderten Sicherheitslage? Bilden Politiker und Diplomaten neue, europäische Allianzen? Und was kann unsere Bundeswehr beitragen, seit Jahren geplagt von schlechtem Material und zu wenig Personal? 

Wir bei CORRECTIV wollen diesen Fragen in den kommenden Monaten gezielt nachgehen. Seit Jahren recherchieren wir zur Bedrohung, die von Russland und China ausgeht, beobachten Politik und Militärkomplex der beiden Autokratien. Jetzt wollen wir den Blick noch stärker darauf richten, welche Konsequenzen Deutschland zieht. 

Einen ersten Text haben wir heute veröffentlicht, wir teilen ihn vorab exklusiv mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern des Spotlight: Nach CORRECTIV-Informationen lässt die Bundesregierung derzeit den zentralen Ratgeber des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe überarbeiten und nimmt insbesondere das Phänomen hybride Kriegsführung auf, also verdeckter Angriffe durch Länder wie Russland oder China.

AfD will offenbar ihre Jugendorganisation abspalten
Die AfD will sich offenbar von ihrer eigenen Jugendorganisation, der Jungen Alternative (JA), trennen.
spiegel.de

Versuchte Abschiebung in Bremen: 100 Menschen stellen sich Polizei entgegen
Das Bremer Migrationsamt wollte heute Nacht einen Menschen nach Somalia abschieben. Die Zionsgemeinde stellte sich jedoch der Polizei entgegen.
weser-kurier.de

Kritische Recherche zu Journalisten-Netzwerk OCCRP
Das französische Medium Mediapart hat eine Recherche veröffentlicht, wonach das US-amerikanische Investigativnetzwerk für Journalisten OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) mit großen Summen von der US-Regierung finanziert wird.
mediapart.fr (englisch)


In Teilen des deutschen wirtschaftsliberalen Kommentariats wurde schon gefordert, Deutschland solle von Musk lernen. Vorigen Sonntag verkündete dann FDP-Chef Christian Lindner bei Caren Miosga, wir sollten in Deutschland vielleicht ein „klein bisschen mehr Musk wagen“ und ein bisschen ambitionierter sein.

Was so harmlos nach ein bisschen mehr Bürokratieabbau klingt, ist aus mindestens drei Gründen äußerst radikal und darf für Deutschland niemals Vorbild sein. Erstens ist es abenteuerlich, ausgerechnet einen Unternehmer zum Oberaufseher der staatlichen Regulierung von Unternehmen zu machen. Die Wirtschaft braucht Regeln und die kann und darf sie sich nicht selbst geben, wenn sie allgemeinen Interessen und nicht der zügellosen Selbstbereicherung Einzelner und dem Recht der Stärkeren dienen soll. 

Zweitens hat Musk öffentlich Namen von Personen genannt, die auf seiner Streichliste nutzloser oder schädlicher Staatsposten stehen. Und dies, obwohl negative namentliche Erwähnungen durch Musk in der Vergangenheit zu Shitstorms in sozialen Medien führten und mit Morddrohungen in Verbindung gebracht werden. Ein solches Vorgehen dient nur der Einschüchterung und öffentlichen Demütigung und verbietet sich für einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat. 

Drittens würde es schlicht ein wirtschaftliches Desaster geben, wenn die Staatsausgaben um 2 Billionen Dollar geschrumpft würden. Das entspräche gut 7% der gesamten US-Wirtschaftsleistung. Ein solcher Austeritätsschock würde die US-Wirtschaft in eine Krise stürzen und zu  hoher Arbeitslosigkeit führen.

Die Kuppel des Reichstagsgebäudes ist mit Schnee bedeckt.

So geht’s auch
Einfach mal frei machen, obwohl man gesund ist? Der Hersteller für Kondom- und Periodenprodukte Einhorn hat „Null-Bock-Tage“ eingeführt. Im Interview zieht das Unternehmen ein positives Fazit.   
stern.de

Elena Kolb

Doch die Investoren scheinen sich immer weiter aus der Zahlungsverantwortung zu ziehen. Greenpeace hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der zeigt: Eine der beiden Finanzgruppen hinter der Leag – die PPF Gruppe – verkaufte 20 Prozent ihres Firmenanteils für genau einen Euro. Außerdem wird das Firmengeflecht hinter dem Konzern umstrukturiert. Und zwar so, dass der zweite Investor – die tschechische EPH – nicht mehr als Mutterkonzern über der Leag steht.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Martin Böhmer und Sebastian Haupt.