Kindliche Resistenz
Kinder sind für Infektionen anfällig, ihr Immunsystem ist noch nicht voll entwickelt. Daher sind sie auf Antibiotika angewiesen. Auch bei ihnen gibt es bereits Resistenzen, zeigt jetzt eine Analyse.
Kinder sind oft krank. Das ist nicht nur ein Eindruck von Eltern, die sich um ihren schreienden Nachwuchs sorgen. Sondern es ist eine medizinisch belegte Tatsache. Der Grund: Bei Kindern ist das Immunsystem noch nicht ausgeprägt, es hat noch nicht ausreichend gelernt, Eindringlinge effektiv abzuwehren.
Daher sind Antibiotika ein wichtiges Medikament für Kinder. Aber auch eines, das seltener wirkt. Forscher um Ashley Bryce von der University of Bristol haben jetzt herausgefunden, dass bei Entzündungen der Harnwege einzelne Antibiotika bei Kindern teilweise nicht helfen. Das schreiben sie in einer Studie im Fachblatt „BMJ“.
Die Forscher gingen systematisch vor: Zunächst sichteten sie alle bisherigen Studien, die Antibiotika-Resistenz bei Harnwegsinfektionen zum Thema hatten – mit dem Erreger E. coli. Sie fanden 58 solche Untersuchungen aus 26 Ländern.
Als die Wissenschaftler die Daten auswerteten, kamen sie zu einem beunruhigenden Ergebnis. Innerhalb der OECD-Staaten, also in den wohlhabenden Ländern, gab es in jeder zweiten Probe eine Resistenz gegen das Antibiotikum Ampicillin. Bei Kindern trat die Resistenz häufiger auf, wenn sie zuvor mit einem Antibiotikum behandelt worden waren. Für Staaten außerhalb der OECD, etwa in Entwicklungsländern, lag die Quote gar bei 80 Prozent – was mit dem häufigeren Einsatz von Antibiotika in diesen Ländern erklärt werden könnte. Auch gegen andere Antibiotika gab es Resistenzen, wenn auch deutlich seltener.
Die Wissenschaftler folgern, dass Antibiotika-Resistenz schon bei der Behandlung von Kindern ernstgenommen werden muss – etwa indem man Kindern nicht per se das gleiche Antibiotikum verschreibt, sondern sie auf mögliche Resistenzen testet.