Faktencheck

Bei Videokonferenz mit Elon Musk: Nein, auf Selenskyjs Schreibtisch lag kein Kokain

Lag auf dem Schreibtisch von Wolodymyr Selenskyj Kokain, als er sich mit Elon Musk austauschte? Nein, das Video wurde manipuliert und danach von pro-russischen Accounts verbreitet.

von Steffen Kutzner

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Bei dieser Videokonferenz mit Elon Musk soll auf Selenskyjs Schreibtisch weißes Pulver und eine Kreditkarte zu sehen sein. Das Videomaterial wurde jedoch manipuliert. (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige Kokain auf Selenskyjs Schreibtisch.
Bewertung
Manipuliert. In den Originalaufnahmen ist weder das weiße Pulver noch eine Kreditkarte zu sehen.

In Sozialen Netzwerken kursiert ein kurzer Videoausschnitt, der den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Videogespräch mit unter anderem Elon Musk zeigt. Auf Selenskyjs Schreibtisch ist dabei deutlich ein Haufen weißes Pulver und daneben eine Kreditkarte zu sehen. Laut den Beiträgen handelt es sich um Kokain. Das Video kursiert international. 

Am Tag nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nannte der russische Präsident Wladimir Putin die ukrainische Regierung „Drogenabhängige“. Seit Kurzem tritt das Narrativ vermehrt in Bezug auf Selenskyj auf, etwa auf Twitter oder von der für Desinformation bekannten österreichischen Webseite Report24 verbreitet wird. Jedoch gibt es für die Behauptungen keine Belege. Ein früheres Video vom ukrainischen Präsidenten zeigte zum Beispiel lediglich eine Tischverzierung, die einige Menschen für zu Linien gelegtes Kokain hielten. 

Das aktuell verbreitete Video ist eine Fälschung.

Originalaufnahmen zeigen: auf dem Tisch lagen weder Puder noch eine Kreditkarte 

Anfang März 2022 sprach der ukrainische Präsident per Video mit Unternehmer Elon Musk. Dieser hatte zuvor seine Unterstützung durch den Satelliteninternetdienst Starlink zugesichert. Originalaufnahmen der Videokonferenz zeigen klar, dass weder das vermeintliche Kokain noch eine Kreditkarte auf dem Tisch lagen, etwa dieses Material, das die BBC veröffentlichte. Auch in den Aufnahmen aus anderen Quellen ist nichts davon zu erkennen (hier, hier oder hier). Laut Eliot Higgins, Gründer der investigativen Rechercheplattform Bellingcat, wurde die Fälschung von pro-russischen Accounts gestreut.

Das Videomaterial (links) wurde manipuliert. Im Original (rechts) ist kein Kokain zu sehen. (Quelle: Twitter / Eliot Higgins; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Redigatur: Sophie Timmermann, Tania Röttger

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