Keine Belege, dass Traueranzeigen der Uni des Saarlandes mit Covid-19-Impfungen zusammenhängen
Eine Todesanzeige der Universität des Saarlandes für zehn Verstorbene verbreitet sich im Netz. Die Todesfälle hingen mit der Impfung gegen Covid-19 zusammen, heißt es. Dafür gibt es keinerlei Belege – solche Todesanzeigen gab es schon vor der Pandemie.
Eine Todesanzeige kursiert aktuell in Sozialen Netzwerken. Die Beiträge zeigen den Ausschnitt einer Zeitungsseite, darauf listet die Universität des Saarlandes die Namen von zehn Mitarbeitenden, die zwischen April und September 2021 verstorben sind. Impfgegner missbrauchen diese Todesfälle, um einen Zusammenhang mit der Impfung gegen Covid-19 zu suggerieren. „Ob diese Mediziner gegen Corona geimpft waren, würde mich sehr interessieren“, schreibt etwa eine Nutzerin auf Facebook. Auf einem der geteilten Bilder steht: „Uni legt Wert auf durchgeimpften Lehrkörper“. In einem anderen Beitrag heißt es: „Hat natürlich nichts mit der Genplörre zu tun“. Die Todesanzeigen kursierten bereits im Oktober 2021 und tauchen seit Dezember 2022 wieder in mehreren Beiträgen auf.
Doch für die Behauptungen gibt es keine Belege. Die Anzahl der Todesfälle ist aber nicht ungewöhnlich – schon vor der Corona-Pandemie veröffentlichte die Universität des Saarlandes ähnliche Traueranzeigen nach jedem Semester. Ein Zusammenhang der aktuellen Todesfälle mit den Corona-Impfungen entbehre „jedweder Grundlage“, schrieb uns eine Sprecherin der Universität.
Anzahl der Verstorbenen in der Todesanzeige der Universität im Saarland ist nicht ungewöhnlich
Wir haben bei der Universität des Saarlandes nachgefragt, was es mit der Todesanzeige auf sich hat. Die Sprecherin schrieb uns, dass die Universität seit längerer Zeit ihre verstorbenen Mitglieder in gesammelten Traueranzeigen betrauere, auch schon vor der Corona-Pandemie.
„An der Universität des Saarlandes arbeiten rund viereinhalbtausend Menschen, dazu kommen noch etliche Ehemalige, die nicht mehr im Dienst sind, aber als verdiente Universitätsmitglieder natürlich in den Traueranzeigen gewürdigt werden.“ Ein Dutzend Verstorbener pro Semester seien bei dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich.
Das bestätigt auch ein Blick auf die Todesanzeigen der Saarbrücker Zeitung, in der die Universität den Verstorbenen regelmäßig gedenkt. Über die Suchmaske lässt sich die aktuell kursierende Traueranzeige vom 2. Oktober 2021 finden – aber auch viele weitere Anzeigen der Universität, die über ähnlich viele Todesfälle berichten.
Am 11. April 2020 etwa veröffentlichte die Universität eine Traueranzeige für 15 Mitarbeitende, am 20. April 2019 für elf und am 6. Oktober 2018 für acht Universitätsmitglieder. Die erste Corona-Impfung in Deutschland erhielt eine Frau Ende Dezember 2020.
Immer wieder werden Todesfälle in Sozialen Netzwerken instrumentalisiert, um Stimmung gegen die Covid-19-Impfungen zu machen. Wir haben uns in mehreren Faktenchecks mit solchen Behauptungen beschäftigt (zum Beispiel hier, hier und hier).
Redigatur: Paulina Thom, Uschi Jonas
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Traueranzeigen der Universität des Saarlandes in der Saarbrücker Zeitung vom 11. April 2020: Link (archiviert)
- Traueranzeigen der Universität des Saarlandes in der Saarbrücker Zeitung vom 20. April 2019: Link (archiviert)
- Traueranzeigen der Universität des Saarlandes in der Saarbrücker Zeitung vom 6. Oktober 2018: Link (archiviert)