Klimawandel

Hitze in Deutschland: Das sind die zehn heißesten Regionen

Städte sind besonders von Hitze bedroht – der Klimawandel wird die Lage verschärfen. Unsere Recherche zeigt: Von den zehn heißesten Städten und Landkreisen haben nur wenige ein Schutzkonzept.

von Paulina Thom , Elena Kolb , Katarina Huth

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Extremwetter wie Hitzewellen werden in der Klimakrise heftiger und häufiger. (Foto: Ivo Mayr)

Für weite Teile Deutschlands hat der Deutsche Wetterdienst für Samstag Hitzewarnungen ausgesprochen. Bis zu 37 Grad Celsius kann es im Süden und Osten werden – Temperaturen, die vor allem für Kinder, Schwangere und Ältere gefährlich sind. Dicht bebaute Städte heizen sich besonders auf. Auffallend viele Hitzetage gibt es im Südwesten, etwa im Rheintal. Eine gemeinsame Recherche von CORRECTIV, BR Data, NDR Data und WDR Quarks zeigt: Vielen Städten und Landkreisen ist das Risiko durch Hitze bewusst. Doch nur wenige sind vorbereitet. 

Update, 17. Juli 2023: In der ersten Version der Grafik hatten wir angegeben, dass Karlsruhe einen Hitzeaktionsplan hat. Dieser wird allerdings gerade noch erarbeitet und liegt bisher nicht vor. Wir haben korrigiert.

Weniger Beton, mehr Grün 

Um die Menschen zu schützen, können Städte und Gemeinden öffentliche Orte wie Spielplätze beschatten oder Brunnen bauen. Beton und Asphalt heizen die Umgebung auf. Langfristig müssten die Kommunen Parkflächen und Plätze von Asphalt befreien und stattdessen mehr Pflanzen in die Städte bringen. 

Dieser Artikel ist Teil eines Recherche-Projektes zu Klimafolgenanpassung von CORRECTIV, BR Data, NDR Data und WDR Quarks. Hier geht es zu unserem Haupttext: Hitze, Dürre, Starkregen: So schlecht ist Deutschland vorbereitet.

Zusätzlich können begrünte Hauswände und Dächer helfen, die Temperaturen zu senken. An einigen der heißesten Orte sorgen die Kreis- und Stadtverwaltungen bereits vor. Andernorts stehen sie der Hitze fast tatenlos gegenüber. 

Zwei ungleiche Nachbarn 

Mannheim und Ludwigshafen am Rhein liegen eng beieinander, gehen aber sehr verschieden mit den Klimafolgen um. Wenn am Samstag die Temperaturen dort auf mehr als 30 Grad Celsius steigen, ist das ein weiterer Hitzetag auf dem Konto der beiden Städte. Sie gehören mit jeweils durchschnittlich 19 Hitzetagen pro Jahr zwischen 1993 und 2022 schon jetzt zu den zehn heißesten Orten Deutschlands.

Was bei Hitze hilft

  • Besonders Senioren und Vorerkrankte sollten viel Wasser trinken und zu leichter Kost, wie Obst und Gemüse, greifen.
  • Fenster tagsüber abdunkeln und nachts und morgens kühle Luft reinlassen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit auch tagsüber lüften. 
  • Körperliche Belastung in den heißesten Stunden zwischen Mittag und Abend vermeiden.

Mannheim, auf Platz 3, versucht sich der Hitze anzupassen. In unserer Umfrage gab die Stadt an, dass sie Flächen entsiegele, Fassaden begrüne und öffentliche Trinkwasserbrunnen baue. Bereits 2021 verabschiedete der Gemeinderat einen sogenannten Hitzeaktionsplan. Anwohnerinnen und Anwohner können sich beteiligen: In einer digitalen Karte sammeln sie die kühlsten Orte der Stadt. 

Auf der anderen Seite des Rheins sieht es in Sachen Hitzeschutz schlechter aus: Einen Hitzeaktionsplan hat Ludwigshafen bislang nicht. Auch wenn er nötig wäre: Bisher sei er nicht finanziert.

Auch für die Entsiegelung von Flächen fehle das Geld – und das, obwohl Ludwigshafen die am meisten zubetonierte Stadt Deutschlands ist. Nur zwei Maßnahmen hat sie bisher gegen Hitze umgesetzt. Neben der Begrünung von Fassaden und Dächern seien seit 2021 knapp 600 Bäume gepflanzt worden, weitere 400 sind geplant. Mannheim hat damit schon früher begonnen: Von 2014 bis 2021 hat die Stadt laut eigener Angabe fast 2.500 neue Bäume gepflanzt. Bis Ende 2024 sollen mehr als 2.000 weitere folgen.

Hitzetage in Deutschland haben sich verdreifacht

Mannheim und Ludwigshafen stehen mit dem Problem Hitze nicht allein da. Das zeigt unsere Recherche zur Klimafolgenanpassung in Deutschland. Seit den 1950er Jahren hat sich die Anzahl von Hitzetagen in Deutschland verdreifacht. Rund 90 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte geben an, dass sie bis 2050 noch stärker von Hitze betroffen sein werden. Mit finanziellen Schäden durch Hitzewellen rechnet weit mehr als die Hälfte der Kreise. 

Doch nur 14 Prozent der Landkreise und Städte haben bisher einen Hitzeaktionsplan. Immerhin ein Drittel gibt an, einen solchen Plan in den nächsten fünf Jahren umsetzen zu wollen. Erst im Juni dieses Jahres legte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen nationalen Hitzeschutzplan vor. Vor allem frühzeitige Warnungen vor Hitzewellen sollen mit dem Plan noch in diesem Sommer umgesetzt werden.

Update, 17. Juli 2023: In der ersten Version der Grafik zu den heißesten Orten Deutschlands hatten wir angegeben, dass Karlsruhe einen Hitzeaktionsplan hat. Dieser wird allerdings gerade noch erarbeitet und liegt bisher nicht vor. Wir haben korrigiert.

Recherche und Datenauswertung: CORRECTIV: Lilly Brosowsky, Max Donheiser, Katarina Huth, Annika Joeres, Paulina Thom WDR Quarks/WDR Data: Jana Heck, Uli Hendrix, Nandor Hulverscheidt, Lara Schwenner NDR Data: Julia Barthel, Anna Behrend, Michael Hörz, Isabel Lerch, Mitarbeit: Serafin Arhelger, Ciara Cesaro-Tadic BR Data: Constanze Bayer, Johanna Bernklau, Robert Schöffel Grafiken und Design: Nina Bender, Max Donheiser Fotos: Ivo Mayr Redaktion: Justus von Daniels, Till Eckert  Faktencheck: Elena Kolb Kommunikation: Valentin Zick, Charlotte Liedtke, Maren Pfalzgraf Danke für die fachliche Beratung an Christina Elmer/ Technische Universität Dortmund, Karsten Friedrich/Deutscher Wetterdienst, Katharina Lengfeld/Deutscher Wetterdienst, Andreas Marx/ Dürremonitor, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung