Faktencheck

FAZ und Spiegel mit selbem Selenskyj-Artikel? Pro-Kreml Kampagne enttarnt sich selbst

Das Muster führt zu einer russischen Desinformationskampagne: Um gegen die westliche Unterstützung für die Ukraine Stimmung zu machen, werden auf X gefälschte Artikel deutscher Medien verbreitet. Diesmal soll derselbe Text gleich bei zwei Zeitungen erschienen sein. Was dahinter steckt.

von Max Bernhard

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Das Muster führt zu einer russischen Desinformationskampagne: Um gegen die westliche Unterstützung für die Ukraine Stimmung zu machen, werden auf X gefälschte Artikel deutscher Medien verbreitet. Diesmal soll derselbe Text gleich bei zwei Zeitungen erschienen sein. Was dahinter steckt.
Behauptung
Der Spiegel und die FAZ hätten am 28. März 2024 einen Artikel mit der Überschrift „Wo Träume hinführen“ über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht.
Bewertung
Manipuliert. Die angeblichen Artikel sind gefälscht und Teil einer russischen Desinformationskampagne.

Seit fast zwei Jahren treibt sie im Netz ihr Unwesen: die russische Desinformationskampagne „Doppelgänger“. Der Name stammt daher, dass Webseiten und Artikel von Medien und Regierungen verschiedener Länder täuschend echt kopiert werden, um Kreml-Propaganda zu verbreiten.

Ab und zu passieren dabei Fehler, die es einfacher machen, die Fälschungen zu entlarven. So auch im aktuellen Fall: Ein Text, der die westliche Unterstützung für die Ukraine und den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kritisiert, soll auf den Webseiten von gleich zwei deutschen Medien erschienen sein. Die angeblichen Artikel der FAZ und des Spiegels sind – wie so oft – gefälscht.

Screenshot eines X-Beitrags in dem steht "Die deutsche Hilfe muss enden. Es ist Zeit, dass Deutschland aufhört, das korrupte Regime von Selenskyj zu unterstützen. Lesen Sie hier mehr!" Darauf folgt ein Weiterleitungslink, der ursprünglich auf einen der gefälschten Artikel weiterleitete. Im Beitrag ist außerdem das Titelbild mit Selenskyj zu sehen, dass auch in den Artikeln verwendet wurde.
In X-Beiträgen verlinkte die Kampagne auf die gefälschten Propaganda-Texte über Selenskyj und die Ukraine (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein Unterschied in der URL enttarnt die Fälschungen

Die gefälschten Webseiten wurden am 31. März in verschiedenen Beiträgen auf X verbreitet. Darauf machte die anonyme Freiwilligengruppe Antibot4Navalny aufmerksam, die russische Desinformation auf der Plattform beobachtet. Einige der Profile, die den Link zu den gefälschten Webseiten verbreiteten, sind mittlerweile gesperrt oder eingeschränkt, und auch die Weiterleitungslinks funktionieren nicht mehr (Stand: 10. April 2024).

Die Links führen zu Webseiten, die den echten Seiten der FAZ und des Spiegels ähneln. Layout und Logos sind identisch. Doch ein Blick in die Adressleiste des Internetbrowsers reicht, um den Fake zu erkennen: Dort steht „faz.ltd“ statt „faz.net“ und „spiegel.ltd“ statt „spiegel.de“.

Auf den Webseiten der beiden Medien finden sich keine Artikel mit der Überschrift „Wo Träume hinführen“.

Text verbreitet Narrative, die für den Kreml typisch sind

Der Text präsentiert eine Reihe von Narrativen, die immer wieder durch prorussische Akteure verbreitet werden. Er stellt die Unterstützung der Ukraine infrage und behauptet, dass internationale Sanktionen gegen Russland wirkungslos seien. Auch Korruption und Selenskyjs angebliche Unfähigkeit werden thematisiert.

Dass zwei Medien denselben Text veröffentlichen, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich, wenn es sich dabei um Agenturtexte – etwa von der Deutschen Presse-Agentur oder Reuters – handelt.

Auch bei den Fake-Berichten sind Nachrichtenagenturen als Quellen angegeben. Der Stil, in dem diese geschrieben sind, ist aber sehr meinungslastig – das kommt bei Agenturmeldungen in der Regel nicht vor. Meinungsbeiträge stammen meist von Kolumnistinnen und Kolumnisten oder bestimmten Autorinnen und Autoren und sind im Normalfall auch als solche gekennzeichnet, beispielsweise als Kommentar oder Kolumne.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Sarah Thust, Gabriele Scherndl

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