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Thema Pflege: Zu Gast beim WDR

ARD und ZDF senden jeden Tag, 24 Stunden, dazu Spartenkanäle im TV und Dutzende Radiosender. Wie läuft diese Berichterstattung eigentlich ab? Wie finden die Redakteure ihre Themen und wie viel Arbeit steckt in dem, was am Ende über den Sender geht? Das Beispiel einer halben Stunde Gespräch im Radiosender WDR5.

von Daniel Drepper

Mehr hören. Mehr sehen. Der WDR ist der größte Regionalsender der ARD. Wir waren heute zu Gast.© See more, hear more von tnsasse, lizensiert unter CC BY 2.0

Ist Euch schon einmal aufgefallen, dass in Fernsehen und Radio in vielen Diskussionsrunden, Beiträgen, Expertengesprächen Menschen sitzen, die Bücher zum Thema geschrieben haben? Das hat mehrere Gründe. 

Zum einen ist es für die Redakteure natürlich bequem. Wenn ich Pflege, Europapolitik, Kinderhandel oder Steueroasen bei Google eingebe, finde ich immer Kollegen, Wissenschaftler oder andere Bürger, die ein Buch zum Thema geschrieben haben. Wenn ich jeden Tag oder jede Woche eine Sendung füllen muss, hilft mir das als Journalist. 

Zum anderen ergibt es aber auch Sinn: Wer ein Buch geschrieben hat, hat sich vorher meist monatelang mit einem Thema beschäftigt. Das bedeutet, dass er vermutlich etwas zu erzählen hat. Und dass er weiß, wie man die Erfahrungen gut rüberbringt. 

Je mehr Menschen hören, desto besser

Gleichzeitig ist es so, dass die Autoren von Büchern natürlich ein Interesse daran haben, über ihr Thema in Radio und Fernsehen zu sprechen. Um das Buch zu verkaufen, natürlich, aber auch, damit das Thema breit diskutiert wird. Ich habe nicht umsonst 18 Monate zur Pflege recherchiert. Mir ist es wichtig, dass sich die Bedingungen verbessern. Und je mehr ich über meine Recherche sprechen kann, je mehr Menschen ich erreiche, je mehr Menschen mein Buch lesen – desto wahrscheinlicher wird es, dass sich etwas zum Besseren ändert.

Nachdem wir bei CORRECTIV im Juni mein Buch über die Pflege („Jeder pflegt allein“) veröffentlicht hatten, haben wir Dutzende E-Mails und Pakete verschickt. Zusammen mit den Kollegen im Correctiv-Büro habe ich zahlreiche Redaktionen und Journalisten angeschrieben, um das Buch bekannt zu machen. 

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Thomas Koch, einer der Moderatoren der WDR5-Sendung „Neugier genügt – Redezeit“

Daniel Drepper

Eine Kollegin der WDR5-Sendung „Redezeit – Neugier genügt“ hatte eine dieser Mails bekommen, sich bei mir gemeldet und ein etwa halbstündiges Vorgespräch geführt. Ihre Aufgabe ist es, Gäste für den Moderator auszuwählen und vorzubereiten. Da die Moderatoren oft mehrmals die Woche Sendung haben und die Sendung nicht nur aus einem Gast besteht, ist es für die Moderatoren nicht möglich, die Bücher oder andere Veröffentlichungen von jedem Gast zu lesen. Also liest die Redakteurin das Buch – und bereitet die Sendung für den Moderator vor. 

Per Schalte aus Berlin oder live in Köln?

Die Redezeit läuft von Montags bis Freitags jeden Morgen von 11.05 Uhr bis 11.35 Uhr. Ein paar Wochen vor meinem Gesprächstermin bekomme ich als Gast eine E-Mail. Lagebeschreibung, Kontakte bei Rückfragen – und ein Formular, um mir die Reisekosten zu erstatten. Der WDR zeichnet in Köln auf, ich lebe mittlerweile in Berlin. Viele solcher Interviews werden aus der Entfernung geführt. Ich habe von Berlin aus schon mit Kollegen aus Leipzig, Köln oder London gesprochen. Ich hätte mich auch diesmal zum Beispiel ins Hauptstadtstudio der ARD setzen können und die Kollegen des WDR hätten mich mit dem Moderator zusammen geschaltet. Bei einer halben Stunde Gespräch ist es aber schöner, sich direkt gegenüber zu sitzen. Und weil meine Frau ohnehin grad in Köln arbeitet, fahre ich gern zum WDR.

Heute morgen melde ich mich um 10.45 Uhr beim Pförtner des WDR melden. Ein WDR5-Kollege holt mich ab, bringt mich in den fünften Stock. Eine kurze Begrüßung durch eine zweite Redakteurin, ein kurzes Hallo durch den Moderator Thomas Koch, den ich vorher nicht kannte. Aber Er ist vorbereitet, hat selbst drei Verwandte in einem Pflegeheim bei Dortmund – und einen Zettel voller Fragen. Die Kollegin scheint gut gebrieft zu haben. 

WDR5 Studio Redezeit

On Air – ein kleines Studio in den WDR-Arkaden. Von hier kommt das Programm von WDR5.

Daniel Drepper

Ein bisschen Vorgeplänkel, schon geht es los. Eine halbe Stunde Fragen und Antworten geht schneller rum, als ich gedacht hätte. Kürzere Interviews in Radio und Fernsehen bin ich gewohnt, auch lange Podiumsdiskussionen und Vorträge. Aber ein langes Gespräch im Radio ist dann doch nochmal etwas besonderes, es ist intimer. 

Nur ein Lied Pause

Wir reden über meine Eltern, über die Arbeitsbedingungen von Pflegern, die Kosten für Pflegeheime. Mir macht es Spaß. Wenn ich lange an Themen recherchiert habe, rede ich gerne darüber – weil ich weiß, dass ich zu fast jeder Frage etwas sagen kann. Und auch Thomas Koch ist zufrieden. Wir verabschieden uns, er hat schon das nächste Gespräch und nur ein Lied Pause. 

Fünf Minuten nach Gesprächsende stehe ich wieder auf der Straße, vor dem WDR-Gebäude. Vor dem Gespräch war ich verwundert, wie kurz die Vorbereitung für eine halbe Stunde Radio zu sein scheint. Nach dem Gespräch muss ich sagen: Das hat gepasst. Thomas Koch war gut vorbereitet, das Gespräch angenehm. Und ich hoffe, auch die Zuhörer hatten etwas davon.


Das Gespräch zum Nachhören auf der Webseite von „WDR5 Neugier genügt – Redezeit“

Unsere Webseite zur Pflege – mit Informationen zu jedem deutschen Pflegeheim und ausführlichem Ratgeber

Leseprobe meines Buches „Jeder pflegt allein: Wie es in deutschen Heimen wirklich zugeht“

In dieser Facebook-Gruppe „Pflege in Deutschland“ diskutieren wir mit fast 400 Angehörigen und Pflegern über die Pflege.

Nächster Termin zur Pflege: Ich bin zu Gast am 2. August 2016 im ZDF-Mittagsmagazin

Wer Informationen zu Pflege hat, erreicht mich unter daniel.drepper@correctiv.org