Die deutschen Minijob-Hochburgen
Schon mal gehört von Altenkirchen, Elsterheide, Föhren, Höhr-Grenzhausen, Nürburg, Sietow, Stahnsdorf, Stäbelow oder Töpen? Hier gibt es prozentual außergewöhnlich viele Minijobber. Wir erklären, wie es dazu kommt.
Stahnsdorf ist ein beschaulicher Ort südlich von Berlin. 15.000 Menschen leben dort – und fast 4.500 machen einen Minijob. Das steht in der Statistik der Arbeitsagentur. Der Grund: In Stahnsdorf ist Impuls One beheimatet, ein Unternehmen, das „Dienstleistung für den Handel“ anbietet. Im Jahresabschluss der Firma steht, dass sie knapp 5.000 Menschen beschäftigt, 4.200 von ihnen sind Minijobber.
Aktuell sind bei Impuls One mehr als 180 Stellen zu besetzen. Etwa: „Warenverräumer m/w im Drogeriemarkt in Dörpen“. Drei Tage die Woche, ab sieben Uhr früh, 450 Euro.
Oder ein Beispiel aus dem Norden Deutschlands: „Wir suchen ab sofort in 23562 Lübeck zuverlässige und flexible Servicekräfte (m/w) für die Warenverräumung in einem Drogeriemarkt auf Geringfügigkeitsbasis bis 450,00 €. Einsatzzeiten: Mi. ab 6 Uhr.“
Das gleiche in Reinbek bei Hamburg. „Befristung: 12 Monate (mit Übernahmemöglichkeit). Erforderliche Softskills: Auffassungsvermögen, Flexibilität, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit.“
Quer durchs Land bietet Impuls One solche Jobs an – und sie sind alle am Firmensitz in Stahnsdorf gemeldet. Darum die hohe Minijob-Quote von 29,7 Prozent.
Unten, auf der Karte, haben wir weitere Ausreißer eingetragen. Samt einer Erklärung, was dort jeweils der Grund für die Quoten ist.
Im Frühjahr 2016 berichten das Magazin „stern“ und „Report Mainz“, wie das Drogerieunternehmen Rossmann Leiharbeiter anheuert: Unter anderem über Impuls One, an dem Rossmann Anteile hält. Uwe Alschner, Sprecher von Impuls One, bestätigt das. Der Grund für die Beteiligung sei, dass ein Unternehmen, das mit Dienstleistern arbeitet, Einfluss haben möchte auf die Standards, die für die Arbeiter gelten.
Rossmann möchte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.
Anmerkung: Bei vielen Gemeinden in Ostdeutschland reichen die Daten nicht bis 2003 zurück oder sind inkonsistent. Dort gab es nach 2003 Gebietsreformen, bei denen die Ortsgrenzen verschoben wurden. Deshalb ist nicht die gesamte Historie nachvollziehbar.
Datenaufbereitung: Sandhya Kambhampati