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CDU-Mitglieder für die AfD

Seitenwechsler: Der Bestsellerautor Max Otte engagiert sich seit einigen Tagen für die AfD. Auch andere frühere Unionsmitglieder werben jetzt für die Rechtspopulisten. Andere kehren ihnen den Rücken.

von Lara Malberger

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„Angela Merkel ist für mich nicht wählbar. Ich wähle diesmal AfD. Prof. Dr. Max Otte, CDU-Mitglied seit 1991.“ — Das twitterte der Ökonom Max Otte vor wenigen Tagen. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ ein Interview mit Otte veröffentlicht, in dem er sich deutlich zur AfD bekannte. Mitglied in der CDU wolle er trotzdem bleiben, denn die könne vernünftige Leute dringender brauchen als die AfD.

Um seine AfD-Unterstützung bekannt zu machen, schaltet Otte sogar Anzeigen: Über einen gesponserten Post bei Twitter verbreitet er das PDF einer Sonderausgabe seines Magazins „Der Kapitalinvestor“. Die bescheidene Zielgruppe von Ottes Twitter-Anzeige: Alle Menschen, die sich in Deutschland aufhalten.

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Auf Twitter bewirbt Otte seine Wahlentscheidung

Im beworbenen „Kapitalinvestor“ wiederholt Otte noch einmal die grundlegenden Aussagen seines Interviews. Kurz: Er, CDU-Mitglied, sei von nun an für die AfD. Außerdem macht sich Otte auf mehreren Seiten für Thorsten Schulte stark, der mit seinem Buch „Kontrollverlust“ in den vergangenen Tagen für Aufsehen sorgte. Otte schreibt, Schulte demonstriere in dem Buch, „wie Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Belieben gegen Recht und Gesetz verstößt und Verträge bricht“. Im Buch kritisiert Schulte vor allem die Flüchtlingspolitik und die Eurorettung.

Kontrollverlust in Buchhandlungen

Mit seinem Buch machte Schulte bereits bei Youtube auf sich aufmerksam. Dort sagte er unter anderem, dass „Thalia“ das Buch boykottiere, weil es regierungskritisch sei. Thalia sagt zu den Vorwürfen auf Anfrage folgendes: „Es ist falsch, dass der Titel bei Thalia nicht verkauft wird. Kunden können jedes lieferbare Buch in unseren Filialen bestellen und dort kaufen. Auch in unserem Online Shop thalia.de ist das Buch jederzeit bestellbar.“ Es sei aber richtig, dass das Buch nicht ausgestellt werde: „Bezüglich unseres Sortimentes behalten wir es uns vor, aus der Vielzahl von Neuerscheinungen und Bestsellern, eine Auswahl an Titeln zu treffen, die wir offensiv platzieren.“

Dass Thalia aktiv regierungskritische Themen meidet, lässt sich nicht beweisen: Noch im vergangenen Jahr stand die Buchhandlung in der Kritik, weil sie Bücher des Kopp-Verlags, bei dem auch Schulte sein Buch verlegen ließ, prominent platziert hatte. Dem Kopp-Verlag werden hauptsächlich rechtsextreme und nationalistische, aber auch esoterische und pseudowissenschaftliche Themen zugeschrieben. Auch Werke zu Verschwörungstheorien gehören vermehrt zum Programm des Verlags. Damals berief sich die Buchhandlung auf die Meinungsfreiheit.

In der „taz“ hatte Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende der Bremer Linken, im Oktober 2016 dazu festgestellt, dass sie das Verhalten von Thalia nicht überraschend finde angesichts eines „grassierenden Rechtsrucks in der Gesellschaft“. Rechte Leserschaften seien schließlich ein wachsender Markt. Von dem Unternehmen sei sie enttäuscht: „Von einer großen Buchhandlungskette wie Thalia wünscht man sich schon eine Meinung und vor allem auch eine Haltung.“ Möglich also, dass die Thalia auf die damalige Kritik reagiert hat.

Von einem gezielten Boykott Thorsten Schultes zu sprechen, scheint vor diesem Hintergrund aber etwas weit hergeholt. Für Schulte ist das fehlende Buch nun allerdings eine gute Werbung. Sein Video zum angeblichen Buch-Boykott wurde bereits über 200.000mal aufgerufen.

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Thorsten Schulte beschwert sich auf Youtube über einen angeblichen Boykott

Von der CDU zur AfD – ein Trend?

In seinen Videos betont Schulte auch mehrmals, er sei 26 Jahre lang Mitglied der CDU gewesen. Nun könne er sich besser mit der AfD identifizieren. Wie Otte ist er also ein (ehemaliges) CDU-Mitglied, das sich nun passend zur Wahl öffentlich zur AfD bekennt. Im Vorwort von Schultes Buch „Kontrollverlust“ kommt dann noch ein drittes CDU-Mitglied zu Wort: Willy Wimmer. 33 Jahre lang hat der Politiker für die CDU im Bundestag gesessen, im Vorwort von Schultes Buch kritisiert er nun die aktuelle Regierung und lobt Schultes Aussagen.

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Im Vorwort des Buches von Thorsten Schulte kommt Willy Wimmer zu Wort

AfD statt CDU: Mit dem Unterstützungs-Wechsel machen Schulte und Otte Wahlwerbung für die AfD. Ob Otte trotz seiner Aussagen wirklich noch Mitglied in der CDU ist, dazu wollte sich die Pressestelle der Partei nicht äußern, ebenso wenig zu Ottes Aussagen. Ottes Referentin sagte auf Nachfrage, sie gehe davon aus, dass Otte noch Mitglied der CDU sei. Mit hundertprozentiger Sicherheit könne aber auch sie das nicht sagen.

Großer Beliebtheit erfreut sich Otte in der Union wegen seiner Kampagne wohl eher nicht. Er riskiere viel mit seiner Aussage, sagte er auch im Interview mit der „Wirtschaftswoche“. Und das, obwohl er sich nach eigener Aussage noch nicht im Detail mit dem Wahlprogramm der AfD beschäftigt habe.

Auch ehemalige AfD-Anhänger warnen vor ihrer Partei

Ein Fehler, findet Hans-Olaf Henkel, der für die AfD im Europaparlament saß. Er distanzierte sich 2015, nach der Wahl von Frauke Petry zur Bundesvorsitzenden, von der Partei. Henkels Ansicht nach, habe sich die Partei schon längst radikalisiert und werde das weiterhin tun. „Max Otte sagt, er könne sich nicht vorstellen, dass Alice Weidel eine E-Mail voller Hass, Vorurteilen und üblen Verschwörungstheorien geschrieben hat. Dabei steht die AfD genau für dieses Gedankengut. Warum hat Weidel denn bisher noch nicht an Eides statt erklärt, dass sie nicht von ihr kommt?“, sagte Henkel zur „Wirtschaftswoche“.

Damit ist er nicht der einzige AfD-Kandidat, der sich von der Partei abgewendet hat: Franziska Schreiber, die der Jungen Alternative in Sachsen vorsitzt, verkündete, sie werde die AfD verlassen. Die Partei sei ihr zu rechtspopulistisch geworden, sagte sie zu mehreren Medien. Jetzt setzt sie sich für die FDP ein.