Medizin und Gesundheit

Die Einnahme von Chlordioxid hilft nicht gegen das neue Coronavirus

Auf mehreren Webseiten wird Chlordioxid als Heilmittel für das neue Coronavirus beworben. Es schalte das Virus aus, wenn man es in einer Lösung trinke. Diese Behauptung ist falsch und gefährlich: Chlordioxid ist gesundheitsschädlich. 

von Alice Echtermann

Novel Coronavirus 2019-nCoV Virus
Eine Darstellung des neuen Coronavirus vom US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention. Es gibt gegen das Virus bisher kein Heilmittel, anderslautende Versprechen sind falsch. (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS)
Bewertung
Falsch. Die Einnahme von Chlordioxid hilft nicht gegen das Coronavirus oder gegen andere Krankheiten. Es ist gesundheitsschädlich.

Auf der Webseite Connectiv Events behauptet der Autor Rainer Taufertshöfer am 28. Januar, eine Studie besage, dass Chlordioxid-Lösungen das Coronavirus inaktivieren würden. Das wiederholt er auch auf seiner eigenen Webseite. Der Autor gibt konkrete Dosierungsempfehlungen und empfiehlt sein eigenes „Fachseminar“ zum Thema. Auch auf der Webseite Alpenschau heißt es, Chlordioxid helfe gegen das Coronavirus. 

Diese Versprechen sind falsch. Es gibt laut WHO bisher kein Mittel gegen das Coronavirus, man könne nur die Krankheitssymptome behandelt und zur Vorbeugung auf Hygiene achten. Chlordioxid ist ein Desinfektionsmittel, das industriell zum Beispiel zum Bleichen von Textilien verwendet wird. Die Einnahme ist für Menschen sehr gefährlich und hilft nicht gegen Krankheiten. 

Die Studie von 2005, die in dem Artikel von Connectiv Events zitiert wird, bezog sich auf eine andere Coronavirus-Art, das SARS-Virus. Es ging jedoch nie darum, dass Menschen Chlordioxid trinken sollten. Sondern um das Überleben des SARS-Virus unter anderem in Wasser, und die Frage, wie effektiv Desinfektionsmittel wie Chlor oder Chlordioxid das Virus darin abtöten können. 

Gesundheitsbehörden warnen seit Jahren vor der Gefahr durch die Trinklösungen

Die Trinklösungen mit Chlordioxid werden auch Miracle Mineral Supplement, Master Mineral Solution oder Miracle Mineral Solution (MMS) genannt. Das Gerücht, sie würden verschiedene Krankheiten heilen, hält sich im Internet hartnäckig. Gesundheitsbehörden warnen seit Jahren davor. Die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA schrieb erst im Dezember 2019, die Versprechen einer angeblichen Heilung von Autismus, Krebs, HIV, Hepatitis, Grippe oder anderen Krankheiten seien falsch. Chlordioxid sei Bleiche, es mache Menschen krank, die Einnahme sei gefährlich. 

Auch die Verbraucherzentrale (2019), das Bundesamt für Risikobewertung (2012) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2014) warnen seit Jahren vor dem Mittel und vor einer „erheblichen Gesundheitsgefahr“, die von der Einnahme für Menschen und Tiere ausgehe. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte stufte 2015 zwei MMS-Produkte als bedenklich ein: „Den Giftnotrufzentralen liegen Fälle von Erbrechen, Atemstörungen und Hautverätzungen bei der Einnahme von MMS vor. Auch in Großbritannien, Kanada, Frankreich, der Schweiz und den USA wurden nach Einnahme von MMS unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, Nierenversagen, Verätzungen der Speiseröhre sowie Atemstörungen durch Schäden an roten Blutkörperchen beobachtet.“ 

Warnung vor den Wirkungen von MMS (Chlordioxid) von der Verbraucherzentrale. (Screenshot: CORRECTIV)

Das neue Coronavirus brach im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan aus und verbreitet sich seitdem auch in anderen Ländern. Es gibt nach offiziellen Angaben bisher mehr als 31.500 bestätigte Infektionen und 638 Todesopfer, davon nur eines außerhalb von China. Mehr als 1.700 Menschen waren infiziert und sind bereits wieder gesund (Stand: 7. Februar 2020).

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