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Blackbox NSU

Vor Kurzem haben wir unsere erste grafische Reportage "WEISSE WÖLFE" über rechten Terror veröffentlicht. Aus dem Buch haben wir eine Ausstellung gemacht, die noch bis zum 26. Juni 2015 im Schauspielhaus Dortmund kostenlos zu besichtigen ist. Nun möchten wir die Ausstellung mit zwei Diskussionsveranstaltungen begleiten: am 21. Mai und 21. Juni 2015 im Institut des Schauspielhaus Dortmund.

von Julia Brötz

Am Anfang der grafischen Reportage WEISSE WÖLFE steht eine Frage: Warum fahren Nazis aus Thüringen ausgerechnet nach Dortmund, um einen Türken zu töten? Gemeint ist der Mord an Kioskbesitzer Mehmet Kubaşık durch die NSU-Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. April 2006. Ein mit den Ermittlungen betrauter Verfassungsschützer wertete die Tat als Versuch des NSU, ein Terrorfanal in der Dortmunder Neonazi-Szene zu setzen. Doch für wen sollte dieses Fanal sein?

Wir möchten mit Euch darüber diskutieren. Im Schauspielhaus Dortmund, inmitten unserer Ausstellung. 

Am 21. Mai findet ab 20 Uhr die erste „BLACKBOX NSU“ statt. Wir wollen wissen: Was läuft beim NSU-Prozess in München? Wir werden mit den Anwälten der Angehörigen von Mehmet Kubaşık sprechen: mit Antonia von der Behrens und Carsten Ilius von der Berliner Anwaltsgemeinschaft Kottbusser Damm. Die Anwälte erklären, was im Münchner Gerichtssaal aufgedeckt werden kann und was nicht. Sie werden zum Schweigen von Beate Zschäpe sprechen und berichten, was sich hinter den vielen Beweisanträgen verbirgt. Eure Fragen sind dabei ausdrücklich erwünscht.

Am 21. Juni widmen wir uns in der zweiten „BLACKBOX NSU“ ab 18:30 Uhr dem NSU-Untersuchungsausschuss in Nordrhein-Westfalen. Was ist mit der extremen Rechten in NRW? Wie läuft die Aufklärung im größten Bundesland der Republik? Wir wissen, dass es rechtsradikale Gewalttäter im Ruhrgebiet gab und gibt. Wir haben von Anschlägen gehört und wir kennen Verschwörungsmythen. Was aber kann davon tatsächlich aufgeklärt werden? Und was wird sicher nicht ans Tageslicht kommen? Wir wollen mit der Landtagsabgeordneten Verena Schäffer von den Grünen über Erwartungen und Hoffnungen im Zusammenhang mit dem im NSU-Untersuchungsausschuss in NRW reden. Verena Schäffer ist Sprecherin im Ausschuss.

Die Moderation der Veranstaltungen übernimmt David Schraven, Redaktionsleiter des Recherchebüros CORRECTIV (Berlin, Essen) und Autor der graphischen Reportage WEISSE WÖLFE, die derzeit im Foyer des Schauspielhauses ausgestellt ist. Der Eintritt ist frei, Dauer: 90 — 120 Minuten.

Die BLACKBOX-Reihe am Schauspiel Dortmund wird von Alexander Kerlin und Bastian Pütter kuratiert. Sie unternimmt den Versuch, dem unüberschaubaren Komplex der Zuwanderung nach Deutschland Bilder, Geschichten und Haltungen abzuringen — auf der Suche nach diskursiven Waffen gegen jede Form der gewaltsamen Radikalisierung. In Kooperation mit Bodo e.V., European Homecare und CORRECTIV.

Die Ausstellung „WEISSE WÖLFE — Eine begehbare Reportage“ ist noch bis zum 26. Juni zu den Öffnungszeiten des Schauspielhaus Dortmund kostenlos zu besichtigen. In unserer Galerie findet Ihr einige Impressionen. Schaut vorbei!

AUF EINEN BLICK:
21. Mai, 20 Uhr: „BLACKBOX NSU I – Was läuft beim NSU-Prozess in München?“
21. Juni, 18:30 Uhr: „BLACKBOX NSU II – Der NSU-Untersuchungsausschuss in NRW“
Schauspielhaus Dortmund (Institut)
Theaterkarree 1-3, 44137 Dortmund