AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft – wie reagieren Deutschlands Fernsehsender?
Nachdem der Verfassungsschutz die Partei als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft hat, haben wir die Fernsehsender gefragt: Werden AfD-Politiker wie bisher in Talkshows eingeladen?

Die AfD ist jetzt offiziell ein Fall für den Verfassungsschutz: Seit dem 2. Mai 2025 gilt sie als gesichert rechtsextrem. Damit ist staatlich bestätigt, dass die Partei in ihrer Gesamtausrichtung klar gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung steht. Wie gehen Talkshows, Nachrichtensendungen und Interviewformate damit um?
CORRECTIV hat bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern nachgefragt. Die Antworten zeigen: Während einige Sender ihren Kurs überdenken, bleiben andere ihrem Weg treu.
ZDF: „Erneute Reflexion“ – aber keine klare Absage
Das ZDF will seinen Umgang mit der AfD überdenken. Auf Anfrage erklärt ein Sprecher, man nehme die neue Einstufung des Verfassungsschutzes „zum Anlass, den eigenen Umgang erneut zu reflektieren“. Eine „kritische, journalistisch fundierte Auseinandersetzung mit der AfD, ihren Vertreterinnen und Vertretern sowie ihren Positionen“ sei „vor diesem Hintergrund geboten“, heißt es.
Dabei greife das ZDF auch auf die Erfahrungen aus den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zurück, in denen die AfD bereits länger als gesichert rechtsextremistisch eingestuft ist. „Die ZDF-Redaktionen prüfen im Rahmen der publizistischen Verantwortung fortlaufend und im Einzelfall, in welchem Rahmen und in welcher Form Vertreterinnen und Vertreter der AfD im Programm zu Wort kommen“, heißt es vonseiten des Sprechers. Keine klare Absage an AfD-Auftritte, jedoch eine inhaltliche Schärfung.
ARD: „Zur Abbildung verpflichtet“
Auch die ARD hat sich bereits zu ihrem künftigen Umgang mit der AfD in ihren Talk-Formaten geäußert. Der Senderverbund teilte mit: „Nach der Neubewertung des Bundesamtes für Verfassungsschutz werden wir in unserer politischen Berichterstattung an geeigneter Stelle darauf hinweisen, dass es sich bei der AfD um eine Partei handelt, die als gesichert rechtsextremistisch eingestuft ist.“
Zugleich gelte: „Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, die im Deutschen Bundestag sowie in nahezu allen Landesparlamenten vertreten ist. Wir sind als öffentlich-rechtlicher Rundfunk grundsätzlich verpflichtet, sie im Rahmen unserer politischen Berichterstattung abzubilden – dies ergibt sich aus unserem Auftrag.“ Ob und inwieweit sich daran durch die Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz etwas ändert, prüfe die ARD derzeit.
ProSiebenSat.1: „Wir berichten über Politik, aber machen sie nicht“
Anders ProSiebenSat.1. Chefredakteur Sven Pietsch sagt: „Die Einstufung der AfD verändert nichts an unserer journalistischen Grundhaltung.“ Man berichte faktenbasiert und objektiv über jede Partei, so Pietsch.
Falschaussagen würden – unabhängig von Quelle, Institution oder Partei – eingeordnet. Auch investigative Formate wie Thilo Mischkes „Rechts. Deutsch. Radikal.“ werde es weiterhin geben. Der Grundsatz: „Wir berichten über Politik, machen aber keine Politik.“
RTL: Abwarten
Vorsichtiger zeigt sich RTL. Eine Sprecherin erklärt, dass die internen Diskussionen noch laufen. „Wir haben die Fragen zum zukünftigen Umgang mit der Partei und ihren Vertretern im Haus noch nicht abschließend geklärt“, heißt es. Eine Entscheidung über den künftigen Kurs steht also noch aus.