Gefährliche Keime

Krankenhaus will Kritik an Keim-Infektionen verbieten

Im Florence-Nightingale Krankenhaus in Düsseldorf haben sich Anfang März 13 Frühchen mit dem Erreger VRE angesteckt. Ein Vater klagt das Krankenhaus daraufhin öffentlich auf Facebook an: Das Haus spiele mit dem Leben der Säuglinge, so der Vater, er kritisiert die Hygiene und den Umgang mit dem Problem. Jetzt will das Krankenhaus den Mann mit einer einstweiligen Verfügung zum Schweigen bringen.

von Benedict Wermter

© Ivo Mayr

Die Aufregung um gefährliche Keime lässt nicht nach: In der Charite in Berlin haben sich in diesen Tagen vier Neugeborene mit einem gefährlichen Keim angesteckt, die Frühchen-Station ist seither geschlossen. In Mannheim wurden offenbar Zehntausende Patienten über Jahre unsauber operiert. Und auch in Düsseldorf gab es zuletzt Probleme mit hartnäckigen Erregern bei Babys. Ein betroffener Vater hat das Krankenhaus öffentlich angeklagt. Auf Facebook hatte er in mehreren Kommentaren die Hygiene in dem Krankenhaus sowie die Reaktionen auf den Skandal kritisiert.

Jetzt will das Krankenhaus den Mann zum Schweigen bringen. Vor dem Landgericht Köln hat der Träger, die Kaiserswerther Diakonie, eine einstweilige Verfügung gegen den Vater erwirkt. Das Landgericht Köln droht ihm mit einer Strafe von bis zu 250.000 Euro, wenn der Vater des infizierten Frühchens seine Aussagen wiederholt.

eine Klageschrift des Landgerichts Köln

CORRECTIV

„Der betroffene Vater hat sich in vielfältiger Weise in den Medien zu diesem Vorfall geäußert. Gegen Kritik haben wir nichts einzuwenden. Soweit die Aussagen des Vaters aber falsche, rufschädigende Tatsachenbehauptungen beinhalteten, sahen wir uns veranlasst, ihn aufzufordern, diese Falschbehauptungen künftig zu unterlassen“, schreibt eine Pressesprecherin der Diakonie auf Anfrage. „Diese Aussagen dürfen so nicht wiederholt werden, weil sie falsch sind und der Klinik einen erheblichen Rufschaden zufügen können.“

Die gefährlichen Erreger waren Vancomycin-resistente Enterokokken, so genannte VRE. Dieser Keim ist gegen die meisten Antibiotika resistent und dadurch sehr schwer zu behandeln. Für sehr kranke, alte und junge Menschen ist der multiresistente Erreger eine Lebensgefahr, wenn er in die Blutbahn kommt.

Seit unserer Berichterstattung zum Thema „Tödliche Keime“ im vergangenen Herbst bekommen wir immer wieder Hinweise auf Hygiene-Probleme in Krankenhäusern. So hat sich eine Krankenschwester bei uns gemeldet, die in einer deutschen Großstadt arbeitet. Sie beschwerte sich über einen Chefarzt, der einen infizierten Patienten mit einem keimfreien Patienten in einem Raum zusammenlegen ließ, um Kosten zu sparen. Uns liegen Belegungspläne vor, die dies belegen. Die Schwester beklagte sich bei leitendem Personal und Kollegen – ohne Ergebnisse und Konsequenzen für den Chefarzt. Erst im Anschluss daran meldete sie sich bei uns.

Um die Schwester nicht zu gefährden, können wir das betroffene Krankenhaus in diesem Fall leider noch nicht namentlich benennen. Wir freuen uns aber über jeden, der uns auf Hygiene-Probleme aufmerksam macht. Wir berichten weiter.


Haben Sie Informationen für uns? Melden Sie sich gerne bei unseren Reportern. Wenn Sie persönlich oder Ihnen nahestehende Personen Erfahrungen mit Keimen oder Hygieneproblemen gemacht haben, dann können Sie auch ganz einfach unseren Online-Fragebogen ausfüllen.

Fotos: Ivo Mayr / CORRECTIV
Redaktion: Daniel Drepper