Wo die MRSA-Schweine wohnen
Unsere Kollegen von „Investigative Reporting Denmark“ haben in einem langwierigen Gerichtsverfahren durchgesetzt, dass einzelne Schweineställe, auf denen MRSA nachgewiesen wurde, veröffentlicht werden. Die Daten liegen für 2014 vor. Die Agrarlobby hatte sich dagegen gewehrt.
MRSA ist wohl der bekannteste resistente Keim. Viele Menschen haben ihn auf der Haut, ohne dass sie es überhaupt merken. Erst wenn das Bakterium über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper gelangen, wird es gefährlich. In Krankenhäusern kann MRSA bei geschwächten Patienten, etwa nach Operationen, gefährliche Wundinfektionen auslösen.
In Dänemark kommt MRSA ungefähr in zwei Drittel aller Schweineställe vor. Das Recherchebüro „Investigative Reporting Denmark“ hat jetzt einen Prozess gewonnen, in dem der dänische Bauernverband dazu gezwungen wurde, Stall für Stall offenzulegen, wo MRSA vorkommt. Die Agrarvertreter hatten sich dagegen gewehrt und Datenschutzargumente vorgebracht.
In Deutschland dürfte die Quote ähnlich hoch sein – aber hierzulande sind die Infektionsraten einzelner Tierställe und deren Antibiotikaverbrauch nicht öffentlich zugänglich. Eine transparente Analyse möglicher Gefahren wird so verhindert.
MRSA, das sind Staphylococcus aureus-Keime, nicht mehr auf das Antibiotikum Methicillin reagieren. Also eine Resistenz gegen Methicillin ausgebildet haben. Es gibt diverse MRSA-Stämme. Manche befallen vor allem Tiere, andere Menschen, einzelne befallen beide. Wie der Stamm MRSA CC398, der beispielsweise in Ställen übertragen wird, wenn Bauern direkt Kontakt zu ihren Tieren Schweinen haben.
Gewöhnliche Staphylococcus aureus-Keime und MRSA sind ungefähr gleich gefährlich. Und auch das Schreckgespenst MRSA ist weitaus weniger schlimm, als viele denken – es gibt es noch genügend Antibiotika, die gut dagegen wirken.
Konkret, für Dänemark: Binnen zwei Jahren sind vier Menschen am berüchtigten Stamm MRSA CC398 gestorben – was in der dänischen Presse zu einigem Aufsehen führte. Aber: Im gleichen Zeitraum erlagen rund 700 Menschen anderen Staphylococcus aureus-Arten. Schreiben unsere dänischen Kollegen, sich auf den dänischen Bauernverband berufend.
MRSA wird mittlerweile nicht mehr als gefährlichster resistenter Keim angesehen. Trotzdem sollte die Gefahr von zunehmender Resistenz nicht unterschätzt werden, weil sie langfristig Behandlung immer schwieriger und teurer machen wird. Zudem leiden mit MRSA infizierte Patienten häufig unter einem Stigma, weil der Keim mittlerweile auch in der breiten Bevölkerung berüchtigt ist. Infiziert werden auf speziellen Stationen isoliert. Das mindert die Behandlungsqualität.