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E-Mail: florian.bickmeyer(at)correctiv.org
Hunderttausende sind unsichtbar
Niemand weiß, wie viele Menschen in Deutschland und Europa ohne Papiere leben. Wir nennen unsere Recherche daher auch „Die Unsichtbaren“. Dita Vogel, Wissenschaftlerin an der Universität Bremen, hat vor einigen Jahren in einer Studie versucht, die Zahl der Unsichtbaren zu bestimmen. Ihr Ergebnis: Hunderttausende Menschen dürften sich nicht in Deutschland aufhalten – und Millionen in Europa.
Unsichtbares Überleben
Wer ohne Papiere in Deutschland lebt, hat seine Rechte aufgegeben. Für die Hoffnung auf ein besseres Leben. Das macht vieles schwierig: die Arbeit, die Ausbildung der Kinder oder die medizinische Versorgung. Die Angst, entdeckt und abgeschoben zu werden, ist ständiger Begleiter. So leben Hunderttausende in Deutschland. Bald könnte ein Gesetz noch mehr Menschen in die Illegalität treiben.
Leben ohne Papiere – wie kann das sein?
Hunderttausende Menschen leben in Deutschland ohne Papiere. Die Wissenschaftlerin Dita Vogel schätzt ihre Zahl auf bis zu einer halben Million. Das sind mehr Menschen als an einem Spieltag der Fußball-Bundesliga in die Stadien strömen. Sie alle leben ohne grundlegende Rechte, sie arbeiten schwarz, sind nicht krankenversichert und haben keine Altersvorsorge.
Die illegale Einreise
Wenn Du ohne Erlaubnis in ein Land einreist, bist Du mit dem ersten Schritt hinter die Grenze illegal. Ohne Meldung bei den Behörden bleibt das auch so. Folge der Geschichte einer Nigerianerin, die mit dem Schiff nach Deutschland kam.
Das gescheiterte Asylverfahren
Wenn Du in Deutschland Asyl beantragst, musst Du warten können. Erstmal bei der Ausländerbehörde melden. Woher kommst Du? Wieso suchst Du Schutz in Deutschland? Dann wird entschieden, ob Du bleiben darfst – aber das kann dauern. Ein halbes Jahr, ein Jahr oder länger. Wenn Du abgelehnt wirst, musst Du das Land verlassen. Folge der Geschichte eines jungen Manns aus Pakistan, der länger als zwei Jahre auf seine Entscheidung gewartet hat.
Das überzogene Visum
Wenn Du als Ausländer, als Nicht-EU-Bürger nach Deutschland reist, brauchst Du ein Visum. Nur für wenige Länder ist diese Pflicht aufgehoben. Wenn Du einen Antrag auf ein Visum stellst, musst Du erklären, wieso Du einreisen möchte, dass Du ausreichend Geld hast, krankenversichert bist und in Dein Heimatland zurückkehren möchtest. Dein Visum ist immer befristet. Wenn Du länger bleibst, giltst Du als illegal. Folge der Geschichte eines Kolumbianers, der zum Studieren nach Deutschland kam.
Wir danken Euch
Seit Dezember haben wir bei CORRECT!V eine Crowdfunding-Plattform. Die Recherche über die Unsichtbaren ist die erste Veröffentlichung, die Ihr dort finanziert habt. Dafür danken wir Euch herzlich. Jetzt beginnen wir mit dem zweiten Teil unserer Recherche: Wir wollen die Unsichtbaren nicht als Einzelschicksale begreifen, sondern ihre Probleme über möglichst viele Kontakte verstehen.
„Ich glaub, ich bin bald tot“
Es war ein später November-Nachmittag, als ich spürte, dass es mit mir zu Ende ging. Ich war 13 Jahre jung, lag in meinem Bett und fror unter der Daunendecke. Draußen war es schon dunkel. Ich hörte den Regen gegen die Balkontüre prasseln und den Wind um die Hausecke rauschen. Einige Minuten vorher, vielleicht auch eine Stunde, war ich kurz aufgestanden und hatte mir über Unterhemd, T-Shirt und Pullover ein Jäckchen angezogen. Es reichte nicht. Ich fror, und mein Körper wehrte sich, meine Muskeln zuckten, meine Lippen bibberten. Und mit jedem Atemzug wog die Bettdecke schwerer auf mir.