Faktencheck

Keine 2800 muslimischen „Clan-Soldaten“ in Duisburg

Der Blog „Halle Leaks“ berichtet über die Clankriminalität in Duisburg und reißt Zahlen der Staatsanwaltschaft aus dem Kontext. EchtJetzt erklärt was die Zahlen wirklich bedeuten.

von Kjell Knudsen

Staatsanwaltschaft will Clanmitglieder in Duisburg beobachten (Symbolbild)© Polizei NRW Auto von Maik Meid unter Lizenz CC BY-SA 2.0

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Der Titel des Artikels ist falsch. „Halle Leaks“ stellt die Zahlen im falschen Kontext dar und führt Leserinnen und Leser damit in die Irre.

„Islamisten-Terror in Duisburg – 70 Moslems-Clans mit 2800 Soldaten übernehmen die Stadt“, so lautet der Titel eines Blogeintrags auf „Halle Leaks“ vom 23. Juni 2018. Nach Daten von Facebook wurde der Artikel mehr als 2500 Mal geteilt.

Hintergrund der Schlagzeile ist ein Artikel der „Welt“, der sich wiederum auf Aussagen der Staatsanwaltschaft Duisburg bezieht. Auch dort heißt es, etwa 2800 Personen seien in Duisburg den etwa 70 türkisch-, kurdisch- und arabischstämmigen Großfamilien zuzuordnen. Im Artikel der „Welt“ heißt es aber anschließend, „diese seien nicht alle kriminell“. Ein Zusatz, der im Blogeintrag nicht auftaucht.

CORRECTIV hat beim Duisburger Oberstaatsanwalt Stefan Müller nachgefragt, wie die Zahlen entstanden sind. Müller bestätigt im Gespräch zwar, dass in Duisburg etwa 70 Clans mit insgesamt 2800 Angehörigen leben. Allerdings seien davon nur „etwa 800 Personen im Zusammenhang mit Straftaten in Erscheinung getreten“. Dies gehe aus den Berichten der Polizei hervor. Zu den 2800 Personen zählen außerdem Kinder und Frauen, sagte Müller. Auch in einer Pressemitteilung betont die Staatsanwaltschaft Duisburg, dass nicht alle Personen kriminell seien:

Pressemitteilung_Duisburg.PNG

Screenshot aus der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Duisburg

Das heißt: „Halle Leaks“ verzichtet darauf, die Zahlen im Kontext darzustellen und erweckt so den falschen Eindruck, es handle sich um 2800 Kriminelle. Richtig ist, dass etwa 800 Menschen aus den verschiedenen Großfamilien in Duisburg der Staatsanwaltschaft durch eine Verbindung zu Straftaten bekannt sind. Um Soldaten handelt es sich allerdings nicht. Die restlichen 2000 Personen sind lediglich Familienangehörige.