Fakten-Check

Jens Spahn möchte ärztliche Notdienste entlasten

Hat Jens Spahn gesagt, dass Notärzte Patienten ablehnen können sollten? Ja – damit möchte er Notdienste entlasten.

von Jacques Pezet

Der Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn (CDU) besucht die Martini-Klinik in Hamburg im August 2018.© Christian Charisius / AFP

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Wahr. Beide Zitate stammen aus einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Jens Spahn will mit den Mitteln der Digitalisierung die Notdienste entlasten. Ferndiagnose gehört dazu.

Durch die Partnerschaft mit Facebook erhält CORRECTIV Links, die potenziell falsch sein könnten. Am 24. September veröffentlichte die Unterhaltungswebseite Dressed like Machines den Artikel „Jens Spahn mit seiner neuesten These: Notärzte sollten auch mal Nein sagen dürfen“. In dem Artikel ist ein Bild mit zwei Zitaten vom Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn zu finden. Demnach sagte er: „Wir können nicht immer gleich den Notarzt schicken, sondern müssen auch einmal Nein sagen können – bisher traut sich das allerdings kaum einer.“ Und:  „Ich selbst habe eine App auf dem Handy, die mit 20 oder 30 Fragen Diagnosen genauer trifft als viele Ärzte“.

Beide Zitate sind echt. Sie stammen aus einem Interview des Bundesministers mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung. In diesem Gespräch erklärte Jens Spahn, dass das Entlasten der ärztlichen Notdienste eine seiner Prioritäten für das kommende Jahr ist. Dafür sollten Patienten nur bei dringenden Fällen zum Notarzt gehen. Als Beispiel erklärte er: „Wenn Ihr Rücken am Wochenende zwickt, sind Sie am Montag beim Orthopäden besser aufgehoben als am Sonntag in der Notfallambulanz.“

Auf der Frage, ob zukünftig beim Anruf an die 112 jemand per Ferndiagnose entscheiden würde, ob man im Notfall ist, antwortete Jens Spahn:

„Wir können nicht immer gleich den Notarzt schicken, sondern müssen auch einmal Nein sagen können – bisher traut sich das allerdings kaum einer. Deshalb müssen wir ein System schaffen, das dringende von weniger dringenden Fällen unterscheidet und unsere Notdienste effizienter organisiert. Außerdem ändert sich ja auch das medizinische Umfeld. Auf dem Ärztetag in Erfurt etwa habe ich sehr für Online-Sprechstunden geworben. Vieles an einer Diagnose ist schließlich auch ärztliche Wissensroutine. Das Ohr ist rot, dazu bestimmte Symptome, dann weiß jeder, der das ein paar Mal gesehen hat, dass das vermutlich eine Mittelohrentzündung ist. Ich selbst habe eine App auf dem Handy, die mit 20 oder 30 Fragen Diagnosen genauer trifft als viele Ärzte, weil sie auf so viele Studien und Informationen zurückgreifen kann, wie es kein Arzt alleine kann. Das heißt nicht, dass der Arzt überflüssig wird – aber auch sein Beruf wird sich verändern. Verglichen mit anderen Branchen hinkt die Medizin bei der Digitalisierung noch weit hinterher. Wenn in einer Branche noch gefaxt wird, dann im Gesundheitswesen.“