Angeblicher Artikel über Michael Kretschmer und Gewalt gegen „Coronaleugner“ ist frei erfunden
Im Netz verbreitet sich der Screenshot eines angeblichen „Spiegel“-Artikels. Darin heißt es, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer habe Gewalt gegen „Coronaleugner“ gefordert. Der Artikel ist jedoch eine Fälschung, die Nachricht frei erfunden.
Ein Facebook-Nutzer teilte am 7. Dezember den angeblichen Screenshot eines Spiegel-Artikels. Darin heißt es, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer habe in einem FAZ-Interview zu Gewalt gegen „Coronaleugner“ aufgerufen, und er spreche von „Querdenkern“ als „Abschaum“. Zudem berate das sächsische Innenministerium angeblich über möglichen Schusswaffengebrauch im Umgang mit diesen Menschen.
Der Beitrag wurde mehr als 3.000 Mal auf Facebook geteilt. Der Screenshot ist jedoch eine Fälschung.
Rechts neben dem Spiegel-Logo ist das Wort „Parodie“ zu lesen. Auf Facebook wird der Artikel jedoch für echt gehalten, das zeigen einige Kommentare unter dem Beitrag. Ein Nutzer schrieb zum Beispiel: „Offener Faschismus.“
Unsere Recherche zeigt: Einen solchen Spiegel-Artikel gibt es nicht, und Michael Kretschmer hat etwas derartiges auch nicht gesagt. Das zeigt eine Google-Suche nach der angeblichen Überschrift „Gewalt gegen Coronaleugner eskaliert“ auf der Webseite spiegel.de. Auch das angebliche FAZ-Interview mit Kretschmer existiert nicht, wie eine Google-Suche nach dem angeblichen Zitat auf der Webseite der Zeitung zeigt. Eine Suche im Google-News-Archiv führte ebenfalls zu keinen Ergebnissen.
Suchen auf der Spiegel-Webseite und auf der FAZ-Webseite selbst führten ebenfalls zu keinen Hinweisen.
Michael Kretschmer kündigte hartes Vorgehen gegen verbotene Corona-Demonstrationen in Sachsen an
Auch eine allgemeine Suche nach dem angeblichen „Abschaum“-Zitat und dem angeblichen „Gewalt“-Zitat auf Google lieferte keine Belege, dass sich der sächsische Ministerpräsident so geäußert hätte.
Medienberichten zufolge kündigte Michael Kretschmer Anfang Dezember ein hartes Vorgehen gegen verbotene Corona-Demonstrationen an. Er sagte vor dem Hintergrund eines Fackelaufmarsches vor dem Dresdner Landtag und Drohungen gegen seine Person und andere Politikerinnen und Politiker: „Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen, und das lassen wir uns nicht gefallen.“ Von „Gewalt“ oder „Abschaum“ ist jedoch nirgends die Rede.
Redigatur: Uschi Jonas, Alice Echtermann