Faktencheck

Nein, bei einer Impfung gegen Covid-19 wird in Italien kein „5G-Netzwerk-Code“ ausgehändigt

Im Netz verbreitet sich ein Video, das einen Impfnachweis aus Italien zeigen soll. Darauf zu lesen sind ein neunstelliger Code und der Ausdruck „5G“. Nutzerinnen und Nutzer spekulieren, es gebe einen Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Mobilfunkstandard. Das Dokument ist jedoch manipuliert.

von Sophie Timmermann

Collage manipuliertes Dokument
Verschwörungstheorien über den Zusammenhang zwischen 5G und Covid-19-Impfungen gibt es immer wieder (Quelle: Telegram / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein italienisches Video zeige, dass man bei der dritten Covid-19-Impfung von Pfizer einen 5G-Netzwerk-Code erhalte.
Bewertung
Manipuliert. Das „5G“ auf dem Dokument wurde nachträglich hinzugefügt. Bei dem angeblichen „Netzwerk-Code“ handelt es sich um eine Kennzeichnungsnummer, den die italienische Arzneimittelagentur für den Impfstoff von Biontech/Pfizer vergab.

Auf Telegram und Facebook (hier und hier) verbreitet sich seit Anfang Februar ein knapp zehn Sekunden langes Video. In dem Video ist ein Dokument auf Italienisch mit Angaben zu verabreichten Covid-19-Impfungen zu sehen. Am Ende wird auf einen bestimmten Abschnitt im Dokument gezoomt, dort ist neben einer neunstelligen Zahl ein „5G“ zu erkennen. In Sozialen Netzwerken wird das genutzt, um darüber zu spekulieren, dass es „bei der 3. Impfung“ einen „5G-Netzwerk-Code“ gebe. 

Das Dokument, das in dem aktuell kursierende Video gezeigt wird, ist manipuliert. Das teilte uns eine Pressesprecherin der Krankenhausgruppe mit, die die Bescheinigung ausstellte. 

„Netzwerk-Code“ ist Kennzeichnungsnummer für den Biontech/Pfizer-Impfstoff

Woher genau das Video stammt und wer es aufgenommen hat, ist unklar. Oben auf dem gezeigten Dokument ist zu lesen: „Ricevuta di somministrazione“. Über eine Google-Suche fanden wir heraus, dass es sich dabei um eine Impfbescheinigung handelt, die man in Italien nach der Covid-19-Impfung erhält. Die Bescheinigung enthält persönliche Daten wie Vor- und Nachname und den Geburtstag, aber auch das Datum der Impfung, den verwendeten Impfstoff, sowie die Chargen-Nummer. 

Auf dem Dokument sind die Daten für drei Impfdosen zu lesen: die erste Dosis wurde demnach am 16. Juni 2021 verabreicht, die zweite Dosis (rechts abgebildet) am 21. Juli 2021 und die dritte Dosis (unten) am 28. Januar 2022. Bei der ersten und zweiten Dosis  ist „Pfizer“ als Impfstoff angegeben, bei der dritten Dosis Moderna. In den Informationen zu der zweiten Dosis ist dann der Zusatz „5G“ rechts neben einem neunstelligen Zahlen-Code, der als „Codice AIC“ bezeichnet wird. 

Eine Google-Such nach dem abgebildeten AIC-Code ergibt, dass es sich dabei um einen Rückverfolgungscode handelt, der von der italienischen Arzneimittelagentur (AIFA) für pharmazeutische Produkte ausgestellt wird. Die AIFA vergab für den Impfstoff von Biontech/Pfizer den Code 049269018. Der Zusatz „5G“ gehört nicht dazu und der neunstellige Code hat nichts mit dem Mobilfunkstandard 5G zu tun.

Krankenhausgruppe bestätigt: „5G“ wurde nachträglich hinzugefügt 

Bei einem genaueren Blick fällt zudem auf, dass das „5G“ eine andere Schriftart hat als die restlichen Zahlen, diese sind außerdem dicker. Ein Hinweis darauf, dass das „5G“ nachträglich hinzugefügt worden sein könnte. 

Manipulierte Impfbescheinigung
Ein Vergleich zeigt: Das „5G“ hat eine andere, dünnere Schriftart (Quelle: Telegram / Screenshot und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck).

Auf dem Dokument ist zudem der Name des Krankenhaus zu lesen, in dem die Impfung stattgefunden haben soll: IRCCS Policlinico San Donato. Das Krankenhaus bestätigte uns per E-Mail, dass das Dokument zwar echt, das „5G“ jedoch nachträglich hinzugefügt worden sei. 

Zum selben Ergebnis kommt die italienische Faktencheck-Redaktion Facta.

Der neue Mobilfunkstandard 5G, bei dem Daten schneller übertragen werden sollen, wurde bereits zu Beginn der Pandemie fälschlich in Verbindung mit Covid-19-Erkrankungen gebracht. Dafür, dass 5G zu Erkrankunge führt, gibt es keine Belege wie wir in mehreren Faktenchecks berichteten (hier, hier und hier). 

Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner