Faktencheck

Ja, die Polizei ermittelt in Nordrhein-Westfalen wegen eines Farbanschlags auf ein russisches Geschäft

Ein Video auf Twitter soll ein russisches Geschäft in Deutschland zeigen, das mit Farbe beschmiert und bei dem ein Fenster zerstört worden sei. Die Polizei bestätigt, dass sie in dem Fall ermittelt.

von Tania Röttger

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Wir haben die Polizei nach einem Video über ein russisches Geschäft befragt (Symbolbild: Jonas Augustin / Unsplash)
Behauptung
Schaufensterscheiben und Eingangsbereich eines russischen Geschäfts in Deutschland seien beschädigt worden.
Bewertung
Richtig. Die Polizei ermittelt wegen einer Sachbeschädigung an einem russischen Geschäft in Oberhausen.

„Russischer Laden in Deutschland…“ lautet die Beschreibung eines kurzen Videos, das auf Twitter mehr als 6.200 Mal geteilt wurde. Es zeigt ein geparktes Polizeiauto und eine mit weißer Farbe beschmierte Ladenfront. Auch ein kaputtes Schaufenster ist zu sehen. 

Weil das Polizeiauto in dem Video ein NRW-Kennzeichen trägt, haben wir dort nachgefragt, ob etwas über einen solchen Vorfall bekannt ist. Die Pressestelle der Polizei in Nordrhein-Westfalen bestätigte den Vorfall: „Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Polizei Oberhausen gestern Morgen [2. März – Anmerkung der Redaktion] Kenntnis von einer Sachbeschädigung an einem russischen Lebensmittelgeschäft erhalten hat. Da ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt der Staatsschutz der Polizei Essen. Die Ermittlungen dauern an.“

Die Screenshots aus dem Video zeigen, was beschädigt wurde
Zwei Screenshots aus dem Video, die den Vandalismus an dem russischen Geschäft zeigen (Quelle: Twitter / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Suche bei Google nach „russischer Laden Oberhausen“ führt zur Kette Kauver. Auf einem Foto, das den Ort des Geschäfts im Jahr 2017 zeigt, ist erkennbar, dass es sich um dasselbe Gebäude wie im Video auf Twitter handelt. Das Geschäft hieß damals noch anders. Auf dem Instagram-Account von Kauver heißt es, das Sortiment beinhalte Produkte aus Russland, Polen, Rumänien, Bulgarien, Moldau, der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern. Einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur zufolge sagte die Pressesprecherin der Ladenkette, sie vermute einen Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Die Belegschaft sei jedoch sehr „multikulti“. „Wir Menschen, die aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland gekommen sind, haben nichts mit dem zu tun, was derzeit in der Ukraine passiert.“ 

Inzwischen gibt es mehrere Berichte über anti-russische Vorfälle. Zum Beispiel der Fall einer Münchener Ärztin, die keine russischen Menschen mehr behandeln wollte. Oder das Schreiben einer Bäckereikette aus Baden-Württemberg, laut dem „Russischer Zupfkuchen“ nicht mehr „Russisch“ heißen sollte. Beide Fälle lösten nach Bekanntwerden Empörung aus und führten zu Entschuldigungen. 

Redigatur: Steffen Kutzner, Matthias Bau

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Russland-Ukraine-Krieg finden Sie hier.