Faktencheck

Nein, der ukrainische Präsident Selenskyj zeigte hinter Wladimir Putin kein Peacezeichen

Im Netz kursiert ein manipuliertes Bild von Wolodymyr Selenskyj, Wladimir Putin und Emmanuel Macron. Darauf hält der ukrainische Präsident hinter dem Kopf des russischen Präsidenten zwei Finger hoch und grinst. Bei dem Bild handelt es sich jedoch um eine Fotomontage.

von Matthias Bau

Titelbild_hell
Bei einem Gipfeltreffen in Paris in 2019 trafen sich unter anderem die Staatschefs von Frankreich, Russland und der Ukraine, um über den Krieg in der Ostukraine zu beraten (Quelle: Facebook; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto zeige, wie Wolodymyr Selenskyj hinter dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit zwei Fingern ein Peacezeichen machte.
Bewertung
Manipuliert. Bei dem Bild handelt es sich um eine Montage verschiedener Aufnahmen von einem Gipfeltreffen in Paris aus dem Jahr 2019.

Ein Foto im Netz zeigt den ukrainische Präsidenten Volodymyr Selenski neben dem russischen und dem französischen Präsidenten. Verbreitet wurde das Bild als Collage auf Facebook und Whatsapp.

Darauf ist zu sehen: Selenskyj steht lächelnd hinter dem russischen Präsidenten Wladimir Putin – etwas oberhalb –, hält die Hand hinter Putins Kopf hoch und zeigt das Peace-Zeichen. Es wirkt, als wolle Selenski Putin einen Streich spielen, weil er ihm mit seiner Geste Hasenohren auf dem Foto verpasst. Dazu heißt es: „So fing alles an.“ 

Das Bild ist jedoch eine Montage aus zwei Aufnahmen, die vor fast drei Jahren während eines Treffens von Selenskyj, Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron entstand. Auch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel war bei dem Treffen anwesend – ist aber nicht auf dem Foto zu sehen. 

Fotomontage von Putin, Selenskyj und Macron, die auf Facebook kursiert
Fotomontage von Putin, Selenskyj und Macron, die auf Facebook kursiert (Quelle: Facebook; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Aufnahmen von Putin und Selenskyj stammen aus dem Jahr 2019

Wir haben zunächst mit den Schlagworten „Putin“, „Macron“ und „Selenskij“ eine Bildersuche durchgeführt, um herauszufinden, wann sie sich gemeinsam getroffen haben. Dabei stießen wir auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 10. Dezember 2019. Daraus geht hervor, dass sich die drei Männer und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 9. Dezember 2019 in Paris trafen, um über den Konflikt im Osten der Ukraine zu beraten. 

Wie eine Suche in der Bilddatenbank Picture Alliance zeigt, entstanden in diesem Zusammenhang mehrere Aufnahmen, auf denen Macron die beiden Staatschefs jeweils begrüßt: ein Foto zeigt Selenskyj mit dem Peace-Zeichen links neben Macron; hier handelt es sich vermutlich um die Original-Aufnahme, die auch auf der kursierenden Collage zu finden ist. Ein anderes zeigt Putin links neben Macron, beide winken in die Kamera. Ein fast identisches Foto wird in der Collage verwendet. 

Wie ein Vergleich der Aufnahmen und der Fotomontage zeigt, wurden Aufnahmen von den beiden Begrüßungen somit zu einer Fotomontage zusammengeführt – und dann in Sozialen Netzwerken verbreitet. 

Die Originalaufnahme von Selenskyj und Macron
Die Originalaufnahme von Selenskyj und Macron (Quelle: Gao Jing / Xinhua News Agency / Picture Alliance; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Andere Aufnahmen, die Putin, Macron und Selenskyj gemeinsam in diesen Posen zeigen, konnten wir in der Datenbank der Picture Alliance zudem nicht finden. Auch die Bilddatenbanken Alamy, Imago und jene der Nachrichtenagentur Reuters enthalten keine solche Aufnahme. Zudem lassen sich im Internet keine Medienberichte aus dem Jahr 2019 zu dem angeblichen Vorfall finden – ein weiterer Hinweis darauf, dass das Bild nicht echt ist.

Mit einer Google-Suche nach den drei Präsidenten bei dem Pariser Treffen finden wir schließlich auch eine Video-Aufnahme von France24, die Macron vor dem Élysée-Palast erst bei der Begrüßung mit Selenskyj und anschließend alleine mit Putin zeigt. Selenskyjs Handzeichen ohne Putins Anwesenheit (Sekunde 5) und Macron und Putins separate Begrüßung (Minute 1:06) sind darauf zu sehen. 

Offenbar kursiert die Fotomontag auch international. Faktenchecker aus Sri Lanka prüften die Aufnahme und kamen zu dem gleichen Ergebnis wie wir. Auf Deutsch berichtete das Faktencheckportal Mimikama über die gefälschte Aufnahme. 

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Sarah Thust, Sophie Timmermann