Faktencheck

„Chicks from Ukraine welcome“: Angebliche Werbeanzeige von KFC und Booking.com ist gefälscht

„Mädels aus der Ukraine sind in Deutschland sehr willkommen“ soll auf gemeinsamen Werbeplakaten von KFC und Booking.com am Münchener Hauptbahnhof stehen. Es verbreiten sich verschiedene Bilder im Netz, die Anzeigen mit diesem Spruch zeigen. Doch die Fotos sind manipuliert.

von Viktor Marinov

Collage gefälfschte KFC-Anzeige
Dieses angebliche Plakat von Booking.com und KFC soll am Münchner Hauptbahnhof hängen. Bei dem Bild handelt es sich jedoch um eine Fälschung (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Mehrere Fotos zeigen angeblich eine Werbung von KFC und Booking.com an einem deutschen Bahnhof mit dem Text „Chicks from Ukraine are very welcome in Germany“ (Mädels aus der Ukraine sind sehr willkommen in Deutschland).
Bewertung
Manipuliert. Laut Booking.com und KFC sind die Anzeigen gefälscht. Auch das Werbeunternehmen Ströer, dessen Werbetafeln auf den Fotos der angeblichen Anzeigen zu sehen sind, hat nach eigenen Angaben keine solchen Motive angeboten bekommen oder ausgespielt. Die Fotos sind manipuliert.

In Sozialen Netzwerken verbreiten sich im deutschsprachigen Raum, aber auch auf anderen Sprachen, wie zum Beispiel Russisch oder Englisch, Fotos mehrerer angeblicher Werbeanzeigen vom US-Fast-Food-Unternehmen Kentucky Fried Chicken (KFC) und dem Buchungsportal Booking.com. Sie sollen in einem deutschen Bahnhof zu sehen sein. Auf den Anzeigen steht auf Englisch: „Chicks from Ukraine are very welcome to Germany“ (Übersetzt: Hühner (Anm. d. Red.: umgangssprachlich Mädels) aus der Ukraine sind in Deutschland sehr willkommen). Die Bilder zeigen die Anzeige mal als Plakat, das von der Decke hängt, mal als Motiv in einer digitalen Werbetafel. Doch beide Unternehmen dementieren, dass es diese Werbung je gab. Die Fotos wurden manipuliert.

Auf der angeblichen Anzeige sieht man eine Zeichnung von Harland Sanders, Gründer und Werbefigur von KFC, dessen Kopf unter einer Bettdecke herausschaut. Zusammen mit dem Spruch entsteht eine sexuell suggestive Botschaft. Darunter sind die Logos von KFC und Booking.com zu sehen.

Gefälschte KFC und Booking Anzeige Facebook-Beitrag
In Sozialen Netzwerken verbreiten sich Bilder mit dem angeblichen Werbemotiv von KFC und Booking.com (Quelle: Facebook; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

KFC und Booking.com bezeichnen die Anzeige als Fälschung

Bei dem Bahnhof auf den Fotos handelt es sich um den Münchner Hauptbahnhof: Auf einem der Bilder ist ein Schild mit dem Text „Ausgang Arnulfstraße“ zu erkennen. Die Arnulfstraße liegt direkt an der nördlichen Seite des Münchner Hauptbahnhofs. Auf einem anderen Bild sieht man eine prägnante Werbung an der Glasfassade des Sackbahnhofs.

Auf Anfrage schrieb uns eine Pressesprecherin von Booking.com, die Bilder seien „komplett gefälscht“. „Soweit wir wissen, sind diese gefälschten Anzeigen noch nirgendwo erschienen und wir würden niemals eine Kampagne mit derartigen Botschaften oder Bildern produzieren“, schrieb die Sprecherin. Auf Twitter hat das Unternehmen zudem am 4. Juni 2022 geschrieben, dass weder Booking.com noch KFC etwas mit diesen Fotos zu tun hätten. 

Auch eine KFC-Sprecherin schrieb uns, es handle sich um eine gefälschte Kampagne. Die Fast-Food-Kette dementierte, eine solche Anzeige geschaltet zu haben. „Hierbei handelt es sich um eine gefälschte Kampagne, die das KFC-Logo unrechtmäßig verwendet. Diese beleidigende Kampagne wurde nicht von KFC erstellt“, schrieb das Unternehmen am 5. Juni unter einem Instagram-Post nach Reaktionen von Nutzerinnen und Nutzer auf die angebliche Werbung. 

Das Werbeunternehmen Ströer, dessen Name auf den digitalen Werbetafeln und Plakataufhängern mit der angeblichen Anzeige zu sehen ist, wies die Behauptung ebenfalls zurück. Ströer habe keine solchen Motive von KFC oder Booking.com erhalten oder ausgespielt. „So etwas würde auch gar nicht zur Ausspielung kommen“, sagte uns ein Ströer-Sprecher am Telefon.

Russischer Diplomat erwähnte gefälschte Anzeige in einer UN-Sitzung

Die angebliche Werbung verbreitete sich in zahlreichen russischen Beiträgen auf Facebook und schaffte es sogar bis in eine Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN). Am 6. Juni sprach (ab 1:57:40) der ständige UN-Botschafter Russlands Wassili Nebensja über die angebliche Anzeige. Nebensja sagte, das sei nur die Spitze des Eisbergs und zeige, wie groß die Gefahr für sexuelle Ausbeutung von ukrainischen Geflüchteten im Westen sei. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Firmen die Werbung in Sozialen Netzwerken bereits als Fälschung bezeichnet.

Redigatur: Sophie Timmermann, Uschi Jonas