Faktencheck

Nein, Elektroautos werden nach acht Jahren nicht durch Batterieversagen wertlos

Auf Facebook heißt es, Elektroautos seien nach acht Jahren „null Euro“ wert, weil dann die Batterie versage. Das stimmt so nicht. Nach acht Jahren läuft lediglich die Garantie der meisten Hersteller für eine bestimmte Kapazität der Batterie aus.

von Matthias Bau

E-Auto Batterie
Online kursieren immer wieder unbelegte und Falschbehauptungen über Elektroautos (Symbolbild: Pixabay / Geralt)
Behauptung
Nach acht Jahren sei ein Elektroauto null Euro wert, weil die Lebensdauer der Batterie zu Ende sei.
Bewertung
Größtenteils falsch
Über diese Bewertung
Größtenteils falsch. Die meisten Autohersteller garantieren für bis zu acht Jahre oder eine Fahrtstrecke von 160.000 Kilometern, dass die Speicherleistung der Batterie nicht unter 70 Prozent fällt. Die Batterien sind also nicht nach acht Jahren wertlos, ebensowenig wie das gesamte Elektroauto. Untersuchungen des ADAC und der Technischen Universität München zufolge können die Batterien diese Kapazität noch länger erhalten. Ein Wechsel der Batterie nach Ablauf der Garantie kann jedoch sehr teuer werden.

„Wert des E-Autos nach 8 Jahren? 0,00€“, heißt es in einem Beitrag eines Vereins namens Bundesverband Verbrennungsmotor auf Facebook. Der Grund für den angeblichen Wertverfall der Elektroautos sei, so wird aus einem Screenshot im Beitrag deutlich, dass Elektroauto-Batterien angeblich lediglich eine „Lebensdauer von acht bis zehn Jahren“ beziehungsweise eine Laufleistung von 50.000 bis 100.000 Kilometern hätten. 

Der Facebook-Beitrag wurde mehr als 1.300 Mal geteilt. Er suggeriert, dass alle Elektroauto-Batterien nach acht bis zehn Jahren versagen. Das stimmt nicht. Richtig ist, dass die Batterien von E-Autos auch nach acht oder zehn Jahren meistens noch eine hohe Ladekapazität haben und die Reichweite höher als 100.000 Kilometer ist. Die meisten Hersteller garantieren acht Jahre lang eine verbleibende Speicherleistung von 70 Prozent, oder eine Laufleistung von 160.000 Kilometern. Zudem lassen sich auch einzelne Bestandteile der Batterie austauschen, nicht immer ist ein Kompletttausch nötig. 

Die gesamte Batterie ohne Garantie tauschen zu lassen, ist allerdings teuer und könnte unter Umständen den Restwert des Fahrzeugs übersteigen. Dass dieser Fall immer nach acht Jahren eintritt, ist jedoch falsch. 

Auf Facebook verbreitet sich eine Falschbehauptung über den Wertverfall von E-Autos
Auf Facebook verbreitet sich eine Falschbehauptung über den Wertverfall von E-Autos (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Informationen zur Lebensdauer von Elektroauto-Batterien im Screenshot fehlt Kontext

Der Textauszug im Screenshot stammt von der Webseite „Carwow“ vom 13. Mai. Eine Quelle für die Angabe zur angeblichen Lebensdauer wird dort nicht angegeben.

Aus dem Artikel geht außerdem hervor, dass Hersteller wie BMW, VW oder Mercedes acht Jahre lang für eine Speicherleistung der Akkus von 70 Prozent garantieren, beziehungsweise für eine Laufleistung von 160.000 Kilometern. Der Hersteller Tesla garantiere für einige Modelle sogar eine Reichweite von 240.000 Kilometern. Diese Angaben stimmen, wie ein Blick auf die Seiten der einzelnen Hersteller zeigt.

Dass die Garantie nach acht Jahren abläuft, heißt nicht, dass der Wert der Batterie oder des Elektroautos nach dieser Zeit automatisch gleich Null wäre.

ADAC: Langzeittests zeigen, dass Elektroauto-Batterien oft auch nach dem Garantiezeitraum mehr als 70 Prozent Speicherkapazität haben 

Wie langlebig Batterien von Elektroautos sind, wird aktuell noch erforscht. Der ADAC berichtete in einem Artikel vom 28. Februar über einen Langzeittest, die man mit einem BMW i3 durchgeführt habe. Demnach habe das Elektroauto, das 2014 gebaut wurde, nach fünf Jahren noch eine Batteriekapazität von 86 Prozent gehabt und sei in dieser Zeit 100.000 Kilometer gefahren. Die Ingenieure des ADAC gingen „vorsichtig“ davon aus, dass sich die Kapazität der Batterie erst nach zehn Jahren und 200.000 Kilometern auf 70 Prozent absenke, heißt es in dem Artikel. 

In einem weiteren ADAC-Test mit dem Hybridauto Opel Ampera verlor der Akku nach 200.000 Kilometern rund zwölf Prozent seiner Kapazität. Deutlich mehr war es bei dem Elektroauto Nissan Leaf, dessen Batterie nach 100.000 Kilometern (über fast sechs Jahre) 24,5 Prozent seiner Leistung verlor. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München berichteten zudem im Mai 2022 in der Zeitschrift eTransportation über ihre Untersuchung eines VW ID.3 Pro. Dabei sahen sich die Forscher auch an, wie langlebig die Batterie des Elektroautos ist. Sie kamen zu dem Fazit, dass die Batterie „weit länger“ halte als die 160.000 Kilometer und acht Jahre, für die VW eine Garantie abgibt. Nach einem Test-Szenario sei, so die Forschenden, ein Kapazitätsverlust von acht Prozent bis zum Ende des Garantiezeitraums zu erwarten. Genauere Erkenntnisse kündigten sie für einen Folgeartikel an.

Elektroauto-Batterien bestehen aus mehreren Modulen, die sich auch einzeln austauschen lassen

Die Batterien von Elektroautos bestehen aus mehreren Zellen, die ein Modul bilden. Alle Module und einige weitere Teile, bilden dann die Batterie, wie im folgenden Schaubild am Beispiel einer Volkswagen-Batterie ersichtlich wird: 

Die Bestandteile des MEB-Batteriesystems von VW
Die Bestandteile des MEB-Batteriesystems von VW (Quelle: Volkswagen AG)

Eine Batterie muss nicht unbedingt komplett ausgetauscht werden, wenn ihre Kapazität zu niedrig wird, wie etwa der ADAC schreibt. Es könne auch ausreichend sein, eines der Module zu tauschen. Das sei besonders dann wichtig, wenn die Garantie der Hersteller nicht mehr greife. Ausgemusterte E-Akkus können teilweise weiterverwendet werden – etwa als Stromspeicher für private Haushalte oder die Industrie.

Die komplette Batterie zu wechseln, kann sehr teuer sein

Muss eine E-Auto-Batterie ohne Garantie ausgetauscht werden, kann es jedoch schnell teuer werden. Wie Autobild am 29. Mai berichtete veranschlage BMW einen Reparaturpreis von 12.000 Euro, wenn eine defekte Batterie komplett ausgetauscht werden muss. Ein Sprecher des Unternehmens teilte der Zeitschrift jedoch mit, es sei „kein BMW i3 der ersten Jahre bekannt, dessen Akku 70 Prozent unterschritten hätte“. Verkauft wurde das Fahrzeug in Deutschland erstmals im November 2013.

Ein neue Batterie für einen VW ID.3 oder ID.4, wie ihn die Forschenden der Technischen Universität München untersuchten, kostet laut Autobild zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Auch der Stern fragte im März bei mehreren Herstellern Preise für den Tausch von Batterien an. Sie lagen zwischen 38.000 und 4.000 Euro, je nach Fahrzeugtyp und Hersteller. 

Ob der Batterietausch ohne Garantie mehr kostet, als das Elektroauto nach mehreren Jahren noch wert ist, hängt vom Modell und dem Einzelfall ab. 

Fazit: Anders als auf Facebook behauptet, werden nicht alle Elektroautos nach acht Jahren wertlos. Für diesen Zeitraum oder eine gewisse Anzahl gefahrener Kilometer (meist 160.000), garantieren die meisten Hersteller für die Tauglichkeit der Batterie. Langzeit-Tests von Elektroautos deuten jedoch darauf hin, dass die Batterien noch wesentlich länger halten können.

Redigatur: Viktor Marinov, Alice Echtermann

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Artikel des ADAC vom 28. Februar 2022 „Elektroauto-Batterie: Lebensdauer, Garantie, Reparatur“: Link
  • Wissenschaftlicher Artikel von Forschenden der Technischen Universität München von Mai 2022 „Quantifying the state of the art of electric powertrains in battery electric vehicles: Range, efficiency, and lifetime from component to system level of the Volkswagen ID.3“: Link
  • Artikel von Autobild vom 29. Mai 2022 „So teuer sind Tauschakkus fürs Elektroauto“: Link
  • Artikel des Stern vom 4. März 2022 „So teuer ist der Tausch eines Akkus fürs Elektroauto“: Link