Faktencheck

Foto von Klitschko ist nicht aktuell, sondern entstand bei Protesten in Kiew 2014

In Sozialen Netzwerken wird ein Foto vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko genutzt, um zu behaupten, die aktuellen russischen Angriffe in der Ukraine seien inszeniert. Doch das Bild wird in einem falschen Kontext verbreitet.

von Uschi Jonas

Dieses Foto von Vitali Klitschko wird mit der Behauptung verbreitet, die Angriffe auf die Ukraine fänden gar nicht statt, sondern seien inszeniert. Das vermeintliche Indiz dafür: Die Fotografen im Hintergrund des Bildes. Doch das Foto entstand bei Protesten 2014. (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Dieses Foto von Vitali Klitschko wird mit der Behauptung verbreitet, die Angriffe auf die Ukraine fänden gar nicht statt, sondern seien inszeniert. Das vermeintliche Indiz dafür: Die Fotografen im Hintergrund des Bildes. Doch das Foto entstand bei Protesten 2014. (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto, das Vitali Klitschko nach einem angeblichen Bombeneinschlag zeige, sei inszeniert. Das erkenne man an den Fotografen im Hintergrund.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Foto ist echt, ist jedoch schon 2014 bei Protesten entstanden. Damals wurde Klitschko mit einem Feuerlöscher attackiert.

Ein Foto zeigt Vitali Klitschko, den aktuellen Bürgermeister von Kiew, mit weißem Staub im Gesicht und auf der Kleidung. Auf Facebook wird suggeriert, das Bild sei aktuell und zeige Klitschko direkt nach einem Bombeneinschlag in der Ukraine. Doch da im Hintergrund Fotografen zu sehen seien, sei das Ganze medienwirksam inszeniert, Klitschko würde schauspielern. 

Eine Bilderrückwärtssuche mit dem Foto ergibt jedoch: Das Foto wird mit falschem Kontext verbreitet. Medienberichten von Januar 2014 zufolge entstand es in Kiew bei den Maidan-Protesten gegen die damalige Regierung von Viktor Janukowitsch. Damals war Klitschko Oppositionsführer und wollte die Protestierenden auffordern, in Verhandlungen mit der Polizei zu treten. Dabei wurde er mit einem Feuerlöscher attackiert. 

Ein Foto von Vitali Klitschko, der mit grauem Staub bedeckt ist, und Fotografen
Über dieses Foto von Vitali Klitschko wird  auf Facebook behauptet, es zeige wie er „schauspielert“. Damit wird suggeriert, Klitschko inszeniere aktuelle Szenen aus der Ukraine. Das Foto ist jedoch jahrealt. (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein Video der Szene ist auch auf Youtube zu finden. Klitschko spricht zunächst mit einem Megafon zu einer demonstrierenden Menge, bevor er mit dem Feuerlöscher attackiert wird und zurückweicht. Fotografen – wie auch in den aktuell verbreiteten Facebook-Beiträgen zu sehen – halten die Situation fest und folgen Klitschko nach der Attacke. 

Aktuelle russische Luftangriffe in der Ukraine sind durch Bild- und Videomaterial belegt

Die aktuellen Luftangriffe in der Ukraine sind zudem umfassend dokumentiert. Behauptungen, die Angriffe seien inszeniert, entbehren jeder Grundlage. Medien in Deutschland und international zeigen regelmäßig Bildmaterial von den aktuellen Angriffen und deren Folgen.

Bilder mit falschem Kontext zu verbreiten ist ein beliebtes Mittel, um Desinformation zu streuen. So wird seit Beginn des Krieges in der Ukraine immer wieder von pro-russischer Seite behauptet, Fotos oder Videos belegten, der Krieg und die russischen Angriffe seien inszeniert. Wir haben viele dieser Behauptungen überprüft und als falsch und irreführend eingestuft.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Check: 

  • Artikel von USA Today vom 20. Januar 2014 Schockierendes Video von Vitali Klitschko bei dem Versuch, gewalttätige Proteste in der Ukraine zu beruhigen: Link (Englisch)
  • Youtube-Video von 2014, das die Attacke auf Klitschko zeigt: Link

Hybride Attacken, politische Morde, Propaganda und Schmiergelder – das alles im neuen CORRECTIV-Buch „Europas Brandstifter: Putins Krieg gegen den Westen“