Ukrainische Nazis bei der Fußball-WM? Charlie-Hebdo-Cover gefälscht
Im Netz kursiert ein Bild von einem angeblichen Cover des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo. Es zeigt ukrainische Fußballfans, die „Sieg Heil“ neben das WM-Maskottchen in Katar schreiben wollen. Das angebliche Titelbild ist eine Fälschung, Charlie Hebdo hat die Karikatur nie veröffentlicht.
Das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo ist bekannt dafür, mit seinen Karikaturen gesellschaftliche Debatten auf die Spitze zu treiben. Das missbrauchen Fälscher, um erfundene Titelbilder in Umlauf zu bringen. Im November tauchte ein Bild zur Fußball-WM auf, verbreitet wurde es unter anderem auf Deutsch, Englisch und Italienisch.
Das angebliche Cover zeigt im Vordergrund zwei Männer mit katarischer Kopfbedeckung und einem ukrainisch-arabischen Sprachführer. Einer von ihnen sagt: „Das ist etwas auf Ukrainisch.“ Der Satz bezieht sich offenbar auf das Wort „Sieg“, das im Hintergrund zwei Männer mit gelb-blauen Trikots – die Nationalfarben der Ukraine – an eine Wand schreiben. An der Wand sieht man außerdem La’eeb, das Maskottchen der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, mit aufgemaltem Hitler-Bart.
Charlie Hebdo hat ein solches Titelbild jedoch nie veröffentlicht, wie unsere Recherche zeigt. Die Fälschung selbst ist an ein manipuliertes Video des Senders Al Jazeera angelehnt, das wir bereits in einem Faktencheck als Fälschung enttarnten. Darin waren auf dem Maskottchen dieselben Schmierereien zu sehen. Ein Sprecher von Al Jazeera bezeichnete das Video uns gegenüber als „komplett erfunden.“
Charlie Hebdo hat angebliches Titelbild über ukrainische Nazis bei Fußball-WM nicht veröffentlicht
Eine Bilder-Rückwärtssuche nach dem offenbar gefälschten Titelbild führt zu keinen Belegen, dass das Magazin es jemals veröffentlicht hätte. Auch auf der Internetseite von Charlie Hebdo findet sich die Karikatur mit den ukrainischen Fußballfans nicht. Dort werden die Titelbilder der vergangenen Monate veröffentlicht.
Einiges spricht dafür, dass das Bild gefälscht ist: Auf dem angeblichen Cover steht oben links die Heft-Nummer 1584. Unter dieser Nummer ist allerdings ein anderes Titelbild erschienen: Die Karikatur darauf widmete sich der französischen Politik, nicht der Fußball-WM in Katar. Diese Heft-Ausgabe erschien zudem am 30. November.
Die angebliche Titelseite, die im Netz kursiert, soll von Donnerstag, 24. November stammen. An diesem Tag wurde jedoch keine Ausgabe von Charlie Hebdo veröffentlicht, das Magazin erscheint üblicherweise mittwochs.
Charlie Hebdo hat im Monat November außerdem eine Sonderausgabe zur WM in Katar veröffentlicht. Darauf sind Skelette zu sehen, die Fußball spielen. Das Magazin hat die Titelseite auf seinem offiziellen Twitter-Profil veröffentlicht. Diese Sonderausgabe ist im Archiv auch auf allen Ausgaben des Magazins vom 2. November bis zum 14. Dezember oben rechts abgebildet.
Fälschung ähnelt einem manipulierten Video von Al Jazeera
Die gefälschte Titelseite ähnelt einem angeblichen Video von Al Jazeera, mit dem wir uns schon in einem anderen Faktencheck beschäftigt haben. In dem Video hieß es, drei betrunkene ukrainische Fußballfans seien in Katar verhaftet worden, weil sie auf das WM-Maskottchen einen Hitler-Bart gemalt und daneben „Sieg Heil“ geschrieben hätten.
Ein Pressesprecher von Al Jazeera schrieb uns: „Das Video ist komplett gefälscht und wurde nie von Al Jazeera veröffentlicht. Wir haben auch kein Material veröffentlicht, das damit in Zusammenhang steht.“
Das Satiremagazin berichtete in einem Artikel vom 23. September, dass gefälschte Titelseiten von Charlie Hebdo mit Bezug auf den Ukraine-Krieg in der Vergangenheit mehrfach in pro-russischen Telegram-Kanälen kursierten.
Über eine gefälschte Titelseite des deutschen Satiremagazins Titanic mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj berichteten wir jüngst in einem Faktencheck.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Archiv der Titelseiten von Charlie Hebdo: Link