Faktencheck

Nein, der Geiselnehmer von Dresden war kein Ukrainer, der einen Nato-Beitritt erzwingen wollte

In einer Sprachnachricht, die aktuell auf Whatsapp die Runde macht, wird behauptet, der Geiselnehmer von Dresden heiße David Wotschenko, sei aus der Ukraine geflüchtet und habe einen Beitritt der Ukraine zur Nato erpressen wollen. Das ist frei erfunden.

von Steffen Kutzner

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Der Geiselnehmer von Dresden ist kein Ukrainer und hat auch keine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine erpressen wollen, sagte uns die Polizeidirektion Dresden (Quelle: Picture Alliance / DPA / Jan Woitas)
Behauptung
Der Geiselnehmer von Dresden heiße David Wotschenko, sei aus der Ukraine geflüchtet und habe einen Nato-Beitritt der Ukraine erpressen wollen.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Der Geiselnehmer, wie auch seine Tat, haben laut Polizei Dresden keinerlei Bezug zur Ukraine. Auch der angebliche Name ist erfunden.

In einer Sprachnachricht, die sich aktuell auf WhatsApp verbreitet, wird folgende Behauptung aufgestellt: „Der Geiselnehmer in Dresden, der Deutsche David W., heißt in Wirklichkeit David Wotschenko, […] ist ein Flüchtling aus der Ukraine, und seine Forderungen waren, […] dass die Ukraine der Nato beitritt.“ Die Meldung sei angeblich auch „in den Nachrichten“. 

Die Sprachnachricht bezieht sich auf die Geiselnahme einer Frau und eines Kindes in der Dresdner Innenstadt am 10. Dezember 2022. Kurz zuvor hatte der Täter seine Mutter getötet. Medienberichten zufolge war er psychisch krank und wurde beim Einsatz der Polizei tödlich verwundet.

Wie uns die Polizeidirektion Dresden per E-Mail mitteilte, gebe es nach aktuellem Kenntnisstand keinerlei Bezug zur Ukraine, weder bezüglich des Geiselnehmers selbst, noch bezüglich seines Motivs: „Insgesamt lässt sich derzeit im Fall kein Bezug zur Situation in der Ukraine erkennen.“ Bei dem Mann handele sich um einen deutschen Staatsbürger. Dass sein Name David Wotschenko gewesen sei, stimmt laut der Polizei nicht. Wir fanden auch keine Medienberichte, die die Behauptung stützen.

Geiselnahme in Dresden: Ursprung der Behauptung ist möglicherweise ein satirisch gemeintes Tiktok-Video

Ein Video mit derselben Behauptung über den angeblichen Täter namens David Wotschenko oder Wutschenko wurde auf Tiktok am 14. Dezember veröffentlicht. 

Einige Nutzerinnen und Nutzer nehmen den Inhalt des Videos offensichtlich ernst. Sie fordern: „Alle Hilfen für die Ukraine sofort einstellen“ und „abschieben“. Dabei heißt es unten links im Video ab der dritten Sekunde: „Achtung Fake“. In der Videobeschreibung ist zudem der Hashtag „Fake“ angegeben. Die Beschreibung des Tiktok-Kanals, auf dem das Video veröffentlicht wurde, lautet: Entertainment/Satire. All das deutet darauf hin, dass es sich um ein satirisch gemeintes Tiktok-Video handelt.

Der Tiktok-Kanal verweist an mehreren Stellen darauf, dass es sich bei dem Video um eine Falschmeldung handelt (Quelle: Tiktok; Screenshot und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Kimberly Nicolaus, Matthias Bau